Die Netzentgelte werden im kommenden Jahr steigen und den Strom für Endkunden weiter verteuern. Foto: dpa/Patrick Pleul

NetzeBW kündigt höhere Preise für die Durchleitung an und rechnet generell mit einem steigenden Trend.

Dass Strom- und Gaskunden 2023 tiefer in die Tasche greifen müssen, steht fest. Wie viel teurer Energie wird, zeichnet sich nach und nach ab. Nun hat die EnBW-Tochter NetzeBW mitgeteilt, die Netzentgelte, also die Gebühren für die Nutzung von Strom- und Gasleitungen, voraussichtlich teils im zweistelligen Prozentbereich erhöhen zu wollen. Allerdings handele es sich um vorläufige Zahlen, sagte Geschäftsführer Christoph Müller. Bis Jahresende könnten diese noch angepasst werden.

Etwa ein Viertel der Strompreise

Netzentgelte sind ein Bestandteil der Energiepreise für Endkunden. Sie werden von der Bundesnetzagentur reguliert und kontrolliert und unterscheiden sich zum Beispiel je nach Abnahmemenge oder danach, ob es sich um Höchst-, Hoch-, Mittel- oder Niedrigspannung handelt. Insgesamt machten sie inklusive der Kosten für Messung und Messstellenbetrieb für Haushalte bisher etwa ein Viertel des Strompreises aus.

Im Detail plant NetzeBW, den Grundpreis pro Jahr für einen Haushaltsanschluss von 40 auf 80 Euro für 2023 anzuheben, während der sogenannte Arbeitspreis von 7,55 Cent je Kilowattstunde auf 7,21 Cent sinken soll. Die Kosten für die Netznutzung eines Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden dürften beim Strom unterm Strich um rund neun Prozent steigen. Beim Gasnetz seien es sogar fast 30 Prozent.

Höhere Kosten für Verlustenergie

Als Gründe nannte Müller beim Strom vor allem höhere Kosten für sogenannte Verlustenergie, also Strom, der bei der Verteilung über das Netz verloren geht und ersetzt werden muss. Dieser sei technisch nicht vermeidbar und belaufe sich bei NetzeBW auf 900 Gigawattstunden pro Jahr. Wegen der gestiegenen Marktpreise seien die Aufwendungen der NetzeBW dafür von etwa 49 Millionen Euro auf 80 Millionen Euro gestiegen. Zudem hebt der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW seine Netzentgelte an. Der Anstieg fließt in die Entgelte der NetzeBW ein.

Ein Effekt für den Anstieg beim Gas ist krisenbedingt: Weil wegen der erhofften sparsameren Verwendung weniger Gas durchs Netz fließen soll, werden die Kosten auf weniger Kilowattstunden verteilt. Die Netzentgelte steigen quasi automatisch.

Bundeseinheitliche Nutzungsgebühr

Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland, darunter TransnetBW, hatten vergangene Woche die geplante Höhe ihrer Nutzungsgebühren genannt: Sie sollen 2023 im Schnitt bei 3,12 Cent je Kilowattstunde liegen – erstmals bundesweit einheitlich. Der Bund will mit einem Zuschuss von 13 Milliarden Euro einen weiteren Anstieg bremsen. Andernfalls würden auch die Entgelte für das Übertragungsnetz steigen.

Müller rechnet generell mit weiter steigenden Netzkosten. Weil die Unterstützung für die Übertragungsnetzbetreiber irgendwann wieder wegfallen werde, und weil wegen der Energiewende immense Investitionen in die Netze anstünden.