Piwi-Sorten benötigen rund 80 Prozent weniger Pflanzenschutz. Foto: Gottfried Stoppel

Gemeinsam stellen Kreis, Regierungspräsidium, Bio-Muster-Region und Initiative Zukunftsweine vielversprechende neue Rebsorten vor. Bei der Präsentation in Kernen sind sich alle in einem Punkt einig.

Viele Hänge im Rems-Murr-Kreis werden seit mehreren Jahrhunderten weinbaulich genutzt. Diese von Menschenhand geformte und durch Wengerter geprägte Kulturlandschaft ist auch eines der Wahrzeichen der Region. Gleichzeitig ist der Weinbau zusammen mit dem Tourismus und der Gastronomie ein wichtiger Wirtschaftszweig im Kreis. Doch setzt der Klimawandel dem Wald sowie den Rebhängen mehr und mehr zu. Immer häufiger treten Spätfröste auf, die Sommer werden heißer und trockener. Regenfälle sind meist stark, und auch Hagel tritt nicht selten auf.

Wie sollen die Wengerter unter diesen Rahmenbedingungen denn Weine der Zukunft erzeugen, das war die Hauptfrage beim „Zukunfts-Wein-Event“ in der Glockenkelter in Kernen-Stetten. Die Bio-Muster-Region Rems-Murr-Ostalb, das Weingut Singer-Bader und 30 weitere Weingüter hatten eingeladen, sich über die sogenannten Zukunftsweine zu informieren.

Pflanzenschutzverbot wäre das Aus für den Weinbau

„Wir brauchen nicht nur im Remstal klimabedingt zukünftig auch mehr klimaangepasste Reben“, sagte Landrat Richard Sigel. „Unsere Experten im Landwirtschaftsamt sind überzeugt, dass wir neue Rebsorten brauchen, die weniger pflegeintensiv sind und dadurch helfen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich zu reduzieren.“ Der Vorschlag der EU, Pflanzenschutz im Weinbau einfach zu verbieten, sei keine Lösung für die Herausforderungen, vor denen der Weinbau derzeit steht. Im Gegenteil, ein solches Verbot wäre vielmehr das Aus für den Weinbau, auch bei zertifizierten Bio-Betrieben, so der Landrat: „Ich bin deshalb dankbar, dass wir innovative Weingüter haben, die neue Wege gehen. Sie leisten wichtige Pionierarbeit, um passende Rebsorten nicht nur für unser Remstal zu finden.“ Dies unterstütze auch die Bio-Muster-Region Rems-Murr-Ostalb gerne und habe deshalb das Thema „Zukunftsreben“ auch als wichtiges Handlungsfeld aufgegriffen.

Die Regierungspräsidentin Susanne Bay betonte, Wein sei ein Aushängeschild des Genießerlandes Baden-Württemberg, dessen Weine mit der Spitze der Weinwelt mithalten könnten. „Doch darauf ruhen wir uns nicht aus – wir denken Wein immer wieder neu.“ In den Bio-Musterregionen seien in den vergangenen Jahren große Fortschritte im ökologischen Weinanbau gemacht worden, was sich positiv auf die biologische Vielfalt und den Klimaschutz ausgewirkt habe, sagte Bay. „Das ‚Zukunfts-Wein-Event’ zeigt, wie innovativ und ideenreich die Branche ist, und dass wir uns auch zukünftig auf viele spannende neue Sorten freuen können.“

Neue Sorten sparen Ressourcen

Der Geschäftsführer der Zukunftsweine GmbH, Felix Hoffmann, lobte die neuen Piwi-Rebsorten, die bis zu 80 Prozent weniger Pflanzenschutz benötigten. Damit sparten sie Ressourcen sowie CO2 ein. „Die Zukunftsweine-Bewegung weißt auf das Nachhaltigkeitsproblem der Weinwirtschaft hin, präsentiert aber auch praktikable Lösungsansätze.“ Auch Barbara Singer vom Weingut Singer-Bader aus Korb hebt die Wichtigkeit der Zukunftsreben hervor. „Um Weinbau auch in den nachfolgenden Generationen betreiben zu können, brauchen wir Zukunftsreben. Die Arbeitserleichterung für Winzer bei diesen neuen Sorten ist enorm.“

Vera Brosche, die Managerin der Bio-Muster-Region Rems-Murr-Ostalb, zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Rund 13 Prozent der Rebflächen werden ökologisch bewirtschaftet.“