In einem Interview erklärt Wolfgang Grupp, dass er nichts von Home Office hält. Der Burladinger Textilunternehmer eckt regelmäßig an, weil er seine Meinung gerne mit prägnanten Sprüchen vertritt.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist bekannt für seine provokanten Aussagen: Der rüstige Mittelständler aus Burladingen (Zollernalbkreis) erregt regelmäßig Aufsehen, weil er seine Meinung gerne mit prägnanten Sprüchen vertritt und damit auch aneckt. Erst jüngst offenbarte der 81-Jährige ein fragwürdiges Frauenbild: Die Männer sind zuständig für das Einkommen, für die Arbeit, und die Mütter sind verantwortlich für die Kinder, so die umstrittene Ansicht des Textilunternehmers. Aber selbst in der eigenen Familie erntete Grupp dafür nicht nur Verständnis.
Wolfgang Grupp: „Homeoffice gibt’s bei mir nicht“
Nun hat Grupp dem „Tagesspiegel“ ein Interview gegeben, in dem er erneut seinem Ruf als Lautsprecher alle Ehre macht. Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen sei bei Trigema (1200 Mitarbeiter) Schluss mit dem Arbeiten von Zuhause: „Homeoffice gibt’s bei mir nicht. Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“, sagte Grupp mit gewohnt markigen Worten. Ebenso lässt der streitbare Wirtschaftsboss wissen, dass er nichts von Akademikern und Uni-Abschlüssen hält: „Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie – aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht.“
Trigema-Chef: „Ich bin jeden Tag in der Firma“
Die ablehnende Haltung zum Home Office trifft dabei nicht nur die Näher bei Trigema – selbst die Mitarbeiter in der Verwaltung sind vom Präsenzzwang betroffen: „Ich bin jeden Tag in der Firma, und ich brauche meine leitenden Leute vor Ort, und zwar jeden Tag. Das beschleunigt Entscheidungen. Ich entscheide schnell, bei mir bekommt jeder sofort eine Antwort.“ Auch ein anderer viel diskutierter Arbeitgeberwunsch ist für Grupp kein Thema: „Wenn ich zu allem ‚ja’ sage, egal ob zur Vier-Tage-Woche oder zur Work-Life-Balance, darf ich mich nicht wundern, wenn immer mehr gefordert wird.“
Ein Unternehmer vom alten Schlag
Seit 1969 führt Grupp nun schon den Textilhersteller Trigema in Burladingen. Er ist aber nicht nur ein Lautsprecher, sondern auch ein Unternehmer, der Werte wie Verantwortung und Anständigkeit hochhält. Ein Unternehmer vom alten Schlag, der bis heute an seinem großen Schreibtisch ohne Computer auskommt. Als eingetragener Kaufmann haftet er persönlich mit seinem gesamten Vermögen für das Unternehmen, das nach eigenen Angaben als letztes Textilunternehmen ausschließlich in Deutschland produziert. Kindern von Mitarbeitern wird ein Ausbildungsplatz garantiert. In vielerlei Hinsicht ist der Unternehmer eine Seltenheit in Deutschland.