Wolfgang Grupp im Kreise seiner Familie. Foto: Trigema/Antonio Cammarano

Die Frau hütet die Kinder, der Mann geht arbeiten. Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp pflegt ein klassisches Rollenverständnis. Aber selbst daheim erntet er dafür nicht nur Verständnis.

Dass der Burladinger Trigema-Chef Wolfgang Grupp (81) einem eher klassisch zu nennenden Familienbild anhängt, ist bekannt. Der Platz der Frau sei bei den Kindern, während der Mann für das Einkommen zu sorgen habe, erklärte er neulich in einem Podcast-Interview. „Ich habe noch nie einen Hirsch mit einem Kalb herumlaufen sehen“, sagte der Hobbyjäger.

Allerdings bekommt der Unternehmenspatriarch offenbar für solche Sprüche durchaus Kontra aus der eigenen Familie. „Ich denke, dass sich die Standpunkte über die Generationen ändern. Da weiß mein Vater auch, dass ich da ein bisschen anderer Meinung bin“, sagt die Grupp-Tochter Bonita (34) jetzt in einem Porträt für das SWR-Fernsehen.

„Er ist halt anders geprägt“

Darin gibt sich die 34-Jährige, die im Unternehmen für den Onlinehandel und das Personal zuständig ist, selbstbewusst. Die Familie habe einen hohen Stellenwert, „aber heutzutage ist es ja nicht so, dass sich nur die Frau darum kümmert, sondern dass man da bestimmte Kompromisse im Familienleben findet.“ Für die Ansichten ihres Vaters hat sie aber Verständnis. Er sei in seiner Jugend eben anders geprägt worden. Wolfgang Grupp hatte in dem dem Podcast erklärt, er verstehe nicht, was all die alleinerziehenden Frauen machten, dass ihnen die Männer davonliefen.

Auch bei seiner 24 Jahre jüngeren Frau Elisabeth hat Grupp offenbar nicht immer das letzte Wort. Sogar die wichtige Entscheidung, welches der beiden Kinder, ob Bonita oder ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Wolfgang, das Unternehmen künftig führen sollen, will er in ihre Hände legen. Das hat er schon gesagt. In der SWR-Dokumentation deutet sie an, dass es entgegen den Wünschen Grupps vielleicht doch eine Doppelspitze sein könnte, die Trigema in Zukunft führt. Die beiden verstünden sich gut. „Vielleicht muss ich das gar nicht entscheiden.“ Es könne sich auch etwas ändern.

Mutter Grupp gendert sogar

Längst ist Elisabeth Grupp selbst in der Firma tätig. Als etliche Warenhäuser wegen Konkurses als Abnehmer ausfielen, baute sie die Sparte der eigenen Trigema-Filialen auf. Ihr Mann sei auch ihr Chef, sagt sie. Trotzdem gibt sie sich selbstbewusst. Verräterisch ist, wie sie in der SWR-Dokumentation erklärt, dass sie lieber vor Ort ist als im Büro. Denn an dieser Stelle gendert sie sogar. „Ich bin weniger Theoretiker als Praktiker“, sagt sie – und schiebt dann, extra betont, ein „-in“ noch nach.