Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist ein Unternehmer von altem, manche würden sagen sehr altem – Schlag. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

In einem Interview erklärt der Burladinger Textilunternehmer Wolfgang Grupp, wo er den Platz der Frau sieht in der heutigen Welt – und dass er nichts von Uni-Abschlüssen hält.

Wer ein Studium absolviert hat, mag beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt besitzen. Bei Trigema-Chef Wolfgang Grupp (81) macht er jedoch keinen Stich. „Ein Studium interessiert mich gar nicht“, bekannte der Burladinger Firmen-Patriarch jetzt in dem Podcast „Biz & Beyond“ des Nachrichtensenders „ntv“.

Täglich lande bei ihm eine Vielzahl an Bewerbungen von Akademikern aus großen Städten und von bekannten Universitäten. Ihre Qualifikationen lobten diese Leute in den höchsten Tönen. Aber da mache er sich keine Illusionen: „Wer freiwillig zu mir nach Burladingen kommen will, muss eine Flasche sein, sonst ginge er nach München oder Hamburg.“

Wo das Führungspersonal herkommt

Er stelle sowieso niemanden von außen für das Management ein. Die gesamte Führungsriege seines Unternehmens mit 1200 Mitarbeitern rekrutiere er aus den eigenen Reihen, sagte Grupp. „Auch unser IT-Leiter ist bei uns Lehrling gewesen und hat sich durch Fortbildungen und Kurse weiter qualifiziert.“

Seine beiden Kinder Bonita (33) und Wolfgang (31), die inzwischen selbst im Unternehmen arbeiten, schickte Grupp gleichwohl auf Eliteuniversitäten. Auch er selbst absolvierte ein Studium. „Ich hatte in Köln ein schönes Leben.“ Doch auf die Herausforderungen an der Spitze des Unternehmens habe ihn das Studium nur unzureichend vorbereitet. Seine Doktorarbeit im Fach Jura brach er ab, um das damals in Schieflage geratene Familienunternehmen zu retten. „Lieber eine Firma ohne Doktor als ein Doktor ohne Firma“, habe er damals gesagt.

Wer sich um die Wehwehchen kümmert

Frauen besitzen bei Trigema übrigens beste Aufstiegschancen – auch ohne Quote. „Es geht rein nach Leistung“, gleichwohl sei die Mehrheit der leitenden Mitarbeiter weiblich. Zugleich betonte Grupp sein bekannt traditionelles Familienbild. Jede zweite Frau sei heute allein erziehend. „Da frage ich mich, was die Frauen alles machen, damit ihre Männer davon laufen.“ Früher hätten die Familien noch funktioniert. Da galt: „Die Männer sind zuständig für das Einkommen, für die Arbeit, und die Mütter sind verantwortlich für die Kinder.“

Als Naturfreund und Jäger kennt Grupp sich aus. „Ich habe noch nie einen Hirsch mit einem Kalb herumlaufen sehen. Die Kinder gehören zur Mutter.“ Bei den Grupps war es im Übrigen nie anders. „Wenn meine Kinder mit kleinen Wehwehchen zu mir gekommen wären, hätte ich gefragt: Was ist mit meiner Frau los?“

Ist damit auch die Nachfolgefrage entschieden? Natürlich nicht. Nur ein Kind soll die Firma übernehmen, hat der Trigema-Chef schon vor Jahren angekündigt. Doch demnächst werde er seine Firmenanteile erst einmal zu gleichen Teilen an seine Frau und seine beiden Kinder überschreiben. So ganz konkret ist der Abschied aber wohl noch nicht. Schließlich fühlt sich der stets braun gebrannte Unternehmer nach wie vor fit.