Der Baywa-Turm ist am Boden. Entgegen der Pläne ist auf dem Gelände noch nichts Neues in die Höhe gewachsen. Foto: factum/Archiv

Mit dem Bau der dringend benötigten Wohnungen auf dem Baywa-Areal sollte längst begonnen sein. Doch seit der großen Sprengung im Februar hat sich dort nichts getan. Die Entwicklung des Projekts stockt – wegen eines Straßenstücks.

Ludwigsburg - Der Anfang schien ganz nah: Als im Februar unter viel pinkfarbigem Rauch das einstige Baywa-Silo in Ludwigsburg gesprengt wurde, sollte es nicht mehr lange dauern, bis auf dem Areal in der Südstadt neue Gebäude in die Höhe wachsen sollten. Im Sommer, so verkündete der Immobilienunternehmer und Investor Karl Strenger an jenem Samstag im Februar, wolle er mit dem Bau von 109 – auch günstigen – Wohneinheiten beginnen. Doch obwohl zu diesem Zeitpunkt schon fast fünf Jahre Planung hinter Strenger lagen, und die Stadt nach Wohnraum lechzt, wurde nichts gebaut. Das lange angekündigte Projekt ist auf den letzten Metern ins Stocken geraten. Oder besser gesagt: wegen eineinhalb letzten Metern.

Kein Platz für zwei Laster

Das Problem ist die Erschließung des Geländes, auf dem außer Wohnungen auch Firmen unterkommen sollen. Der gewerbliche Teil des 1,7 Hektar großen Areals soll separat erschlossen werden, damit die Bewohner der angrenzenden Schönbeinstraße nicht übermäßig belästigt werden. Diese Erschließung soll über die Kammererstraße erfolgen, die im Bereich einer ehemaligen Gütergleistrasse verlängert werden kann. Damit zwei Lastwagen problemlos aneinander vorbeikommen, muss die Kammererstraße auf einer Länge von knapp 200 Metern verbreitert werden – auf 6,50 Meter, so sehen es die „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“ vor.

Vier zusätzliche Grundstücke musste Karl Strenger dafür kaufen. Drei bekam er ohne großen Aufwand, das vierte fehlt bis heute. Warum die beiden Eigentümer sich nicht trennen wollen, ist nicht bekannt. Klar ist nur: Ohne die Fläche wird die Kammererstraße auf einer Länge von 80 Metern nun fünf Meter breit bleiben können – und das auch noch im platzgreifenden Einmündungsbereich der Oscar-Walcker-Straße.

Endlich ein Kompromiss

Versuche, die Strenger und die Stadt in den vergangenen Monaten unternommen haben, um einen Ausweg zu finden, fruchteten nicht: Den verkaufsunwilligen Eigentümern wurde eine alternative Fläche angeboten – ohne Erfolg. Eine Ampel wurde erwogen, die den Lastwagenverkehr im engen Bereich regelt – und als nicht praktikabel verworfen. Denn wer von einem Firmengelände oder einem Parkplatz ausfährt, weiß nicht, was die Ampel anzeigt. Auch über die vorübergehende Zufahrt via Schönbeinstraße wurde gesprochen – ganz kurz nur. Geht ja nicht wegen der Anwohner. Nun aber, nach monatelangem Ringen und Grübeln hat der Gemeinderat beschlossen: Wo es geht, wird die Kammererstraße ausgebaut. Und wo nicht, müssen die Lasterfahrer auf Sicht fahren.

Mit diesem Provisorium kann nun das längst erwartete Bebauungsplanverfahren in Gang kommen und Strenger demnächst, also voraussichtlich im Frühjahr, tatsächlich bauen. Das Unternehmen äußert sich nicht zu dem „laufenden Verfahren“. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Verärgerung über die Verzögerung groß ist.

Die Stadt geht auf Nummer sicher

Das Ludwigsburger Familienunternehmen, das auf dem Baywa-Areal am liebsten ausschließlich Wohnungen gebaut hätte, hatte lange mit der Stadt gerungen und seine Konzepte immer wieder nachgebessert. Und dann, als es endlich losgehen sollte, brachte ein bisschen Straße alles wieder ins Stocken. Zumal das Unternehmen ohnehin mit wenig Lastwagenverkehr rechnet, fünf Meter in der Breite aus Firmensicht also durchaus reichen sollten.

Darauf wollte sich die Stadt allerdings nicht verlassen – und zugleich unterbinden, dass sich Strenger bei der Gewerbeflächenentwicklung einen schlanken Fuß macht, wenn erst die Genehmigung für den Wohnungsbau vorliegt. Auch dieses Problem ist inzwischen gelöst: Strenger hat sich verpflichtet, das fehlende vierte Grundstück zu kaufen, falls es eines Tages doch noch verkauft wird. Und darum wiederum wird sich die Stadt weiter bemühen.