Das als Teil des Weltkulturerbes erklärte Haus von Le Corbusier zieht Besucher an. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Kauf der Weißenhofsiedlung durch die Landeshauptstadt wäre ein guter Start für die Internationale Bauaustellung im Jahr 2027, meint Redakteur Konstantin Schwarz.

Stuttgart - In der Landeshauptstadt gibt es viele traumhafte Häuser und Lagen. Aber wann kann man ein Ensemble mit dem Ruf der Weißenhofsieldung erwerben?

2002 hat die Stadt das inzwischen als Weltkulturerbe ausgezeichnete Doppelhaus von Le Corbusier und dessen Vetter Pierre Jeanneret in der Siedlung gekauft. Wenn sie nun nach langem Anlauf die Möglichkeit bekommen sollte, das 90 Jahre alte Ensemble im Ganzen zu erwerben, dann sollte sie das tun.

Natürlich wird sich der Kaufpreis nicht amortisieren, genauso wenig wie der Kauf eines Dix-Bildes für das Kunstmuseum. Mit Blick auf die Internationale Bauausstellung, die 2027 in Stuttgart und der Region Akzeptanz für neue Bauformen wecken soll, wäre der Erwerb ein konsequenter Einstieg ins Thema. Einer, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte.

Über Stiftungmodell reden

Wer heute durch die Siedlung geht, erkennt nicht nur fehlende Farbe an manchen Häusern. Der Weg zur Bundesbauverwaltung ist weit, deren Kümmern begrenzt. Unter städtischer Obhut könnten diese Zeugnisse der klassischen Moderne besser instand gehalten werden. Ob die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft SWSG dafür der richtige Ansprechpartner ist, sollte aber diskutiert werden. Vielleicht wäre für die Bewirtschaftung eine Stiftung besser geeignet. Mit diesem Modell könnten womöglich leichter Partner, zum Beispiel für Sanierungen, gefunden werden. Die Wüstenrot-Stiftung hat beim Corbusier-Haus ein gutes Beispiel gegeben.

Zu oft sind in jüngster Zeit bei wichtigen Objekten Immobilienkonzerne zum Zug gekommen. Man denke nur an den Verkauf der LBBW-Wohnungen und die Villa Berg. Diese Immobilie hat die Stadt letztlich mit erheblichem Aufwand doch noch erwerben können. Die Weißenhofsiedlung darf nicht zum Spielball von Konzernen werden, die das Ensemble übernehmen, um es dann in Einzelteilen zum Maximalpreis zu verhökern.

konstantin.schwarz@stzn.de