In Baden-Württemberg wird die Warn-App Nina getestet. Foto: dpa

Beim Amoklauf in München kam ein Warnsystem per App und soziale Netzwerke zum Einsatz, jetzt testet auch Baden-Württemberg ein System namens Nina.

Stuttgart - Während des Amoklaufs in München forderte die Stadt die Bürger per Smartphone-Warnsystem Katwarn auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. So etwas gab es in der Form noch nie, auch nicht in Baden-Württemberg. Das Bundesland rüstet sich aber nun für künftige Fälle und erprobt gerade ein Warnsystem namens Nina. „Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App ist der offizielle Informationskanal des Bundes für die Smartphone-Nutzer im Land“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums in Stuttgart.

Wegen eines Amoklaufs oder gar einer Terrorlage kam das System aber noch nie zum Einsatz. „Bei besonderen Lagen könnten wir in das System ab September einspeisen“, sagte Ministeriumssprecher Rüdiger Felber. Bisher lief die Pressearbeit bei besonderen Lagen über konventionelle Methoden: Hörfunk, Fernsehen oder Zeitung wurden informiert. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt es derzeit 700 000 aktive Nutzer der App.

System in München zeitweise überlastet

Dieses System basiert auf dem sogenannten Modularen Warnsystem (MoWaS) mit vom Bund betriebenen Sendestellen. „Das System weist damit eine extreme Schnelligkeit und hohe Zuverlässigkeit auf“, betonte Felber. Bei einem Relaunch vor kurzem wurden die Einstellungsmöglichkeiten vereinfacht und standortbezogene Warnungen hinzugezogen, wie eine BBK-Sprecherin in Bonn sagte.

In München sei es während des Amokaufs im Juli zeitweise zur Überlastung des Systems durch die hohe Zahl von Nutzern gekommen, sagte Felber. Das App-basierte Warnsystem wird den Angaben zufolge bundesweit von rund 70 Landkreisen und Städten genutzt, in Baden-Württemberg zum Beispiel im Landkreis Böblingen. „Katwarn dient deshalb vor allem als regionales Warnsystem“, erklärte Felber.

Nina informiert per Push-Nachricht

Nina ist nach Auskunft des Sprechers kürzlich komplett überarbeitet worden und kann Nutzer nun vor Gefahren an ihrem aktuellen Standort per Push-Nachricht warnen. „Dazu gehören etwa Starkregen und sonstige Unwetter. Dafür verwendet die App den aktuellen Standort des Telefons“, sagte Felber. Außerdem sei es möglich, per Abonnement beispielsweise den Wohnort und den Arbeitsort im Blick zu behalten oder sich über Gefahren etwa am Urlaubsort der Kinder oder anderer Angehöriger informieren zu lassen.

Neben aktuellen Warnhinweisen der Leitstellen und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gibt die App generelle Tipps zum Verhalten in Notlagen. Nina ist kostenlos in den App Stores verfügbar.

Seit Montag will die Polizei in Baden-Württemberg auch präsenter sein bei Twitter und Facebook. Alle Polizeidienststellen sollen fortan über ihre Arbeit in den sozialen Medien informieren. Dann ist standardmäßig die Öffentlichkeitsarbeit für die Accounts zuständig. Künftig sollen auch Fahndungsaufrufe über die sozialen Medien erfolgen. Einige Präsidien haben bereits Profile.

Die Münchner Polizei hatte viel Lob für ihre Posts während der Amoklage am Olympia-Einkaufszentrum bekommen.