Auf die Fernwärme setzt der kommunale Wärmeplan, der für Kornwestheim ausgearbeitet wurde. Foto: dpa/Marijan Murat

Die Ergebnisse des kommunalen Wärmeplans für Kornwestheim liegen nun vor. Die Vorschläge sind sehr ambitioniert – und kostspielig.

Bei der kommunalen Wärmeplanung liegt die Stadt Kornwestheim gut in der Zeit. Die Vorgabe des Landes, bis Ende dieses Jahres die Strategie vorzulegen, wird erfüllt. Es gibt erste konkrete Schritte. Freilich: Wer ganz genau wissen möchte, wann vor der eigenen Haustür etwas passiert, wird sich noch bis Ende 2024 gedulden müssen.

Nachdem die Ergebnisse der Wärmeplanung bereits im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt wurden, soll der Gemeinderat im September darüber entscheiden. Zwei Hauptziele werden bei dem Konzept verfolgt, damit die Stadt bis 2040 klimaneutral werden kann. Einerseits soll die Fernwärme massiv ausgebaut werden. Innerhalb der kommenden 16 Jahre soll der Anteil dieses Netzes zwei Drittel der Wärmeversorgung der Stadt ausmachen. Andererseits sollen erneuerbare und klimaneutrale Quellen künftig die Wärme erzeugen.

Zu 70 Prozent wird derzeit noch der Wärmebedarf in Kornwestheim mit Gas gedeckt. Öl kommt zu rund 10 Prozent zum Tragen. Wärmepumpen, Holz und Pellets liegen als Energieträger jeweils bei unter einem Prozent. Mit 17,5 Prozent hat das Wärmenetz bereits einen nicht geringen Anteil. Allerdings spielt Gas als Energieträger bei der Fernwärme noch immer eine große Rolle.

Aufgrund seiner kompakten Struktur und des großen Anteils an Mehrfamilienhäusern bietet die Stadt gute Voraussetzungen, das Wärmenetz auszubauen, erklärte Daniel Güthler, Erster Bürgermeister, bei einem Pressegespräch. In Bereichen, in denen keine hohe Wärmedichte zu erreichen ist, sollen laut der Planung vorwiegend Wärmepumpen eingesetzt werden (knapp 24 Prozent).

Stadtwerke rechnen mit Investition von mindestens 200 Millionen Euro

Nicht nur für die Fernwärme sieht das Ingenieurbüro IBS aus Bietigheim-Bissingen, das mit der Planung beauftragt worden ist, Potenziale. Auch die Abwärme der Kläranlage, der Industrie und einer Biogasanlage sollen künftig integriert werden. Dadurch lasse sich zusätzliche Wärme für das Netz ausschöpfen, erklärte Philipp Fendrich vom Ingenieurbüro. Momentan gebe es in Kornwestheim mehrere einzelne Netze. „Wenn sie zusammenwachsen, erhöht sich die Grundlast, die von erneuerbaren Energien gut abzudecken ist“, sagte er.

Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), an denen ein Großteil der Umsetzung hängt, rechnen mit Investitionen in einer Gesamthöhe von 200 bis 250 Millionen Euro. Allerdings ist nicht nur die Finanzierbarkeit eine große Herausforderung, räumt Johannes Rager, SWLB-Geschäftsführer, ein. Auch die Fragen nach weiteren Erzeugungsstandorten, an denen die Fernwärme generiert wird, und der Akzeptanz der Einwohner beschäftigen die Verantwortlichen. Die Wärmeplanung sieht vor, dass jährlich 300 Gebäude energetisch saniert und rund 80 Heizungen ausgetauscht werden, um die Neutralität beim Treibhausgas zu erreichen. Dass diese Ziele sehr ambitioniert, wenn nicht sogar unrealistisch sind, so Güthler und Rager. Wichtig sei es jedoch, schnell in die Umsetzung zu kommen und sich von dem Mammutprojekt nicht abschrecken zu lassen.