Der Ruf des Diesel ist angeschlagen – Technik-Studenten wenden sich daher von ihm ab und belegen andere Fächer. Foto: dpa-Zentralbild

Wer ein Studium aufnimmt, will eine langfristige Perspektive, die viele bei Verbrennungsmotoren nicht mehr sehen. Ein verantwortlicher Professor hält diese Sichtweise für fatal.

Stuttgart - Der Dieselskandal wird für die Autobranche möglicherweise weit längerfristige Folgen haben als bisher bekannt. Die Zahl der Maschinenbau-Studenten, die sich in ihrem weiterführenden Master-Studium für eine Spezialisierung auf Diesel- und Benzinmotoren entscheiden, ist seit Bekanntwerden der Manipulationen durch Volkswagen im Herbst 2015 bundesweit stark zurückgegangen. Am Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) der Universität Stuttgart sind nach Informationen unserer Zeitung nur noch 26 Studenten für das Spezialisierungsfach Fahrzeugantriebe eingeschrieben, das sich vor allem mit dem Verbrennungsmotor beschäftigt. Das ist weniger als die Hälfte der 55 Studenten, die das Fach studierten, als die Abgasmanipulationen durch Volkswagen bekannt wurden. Auch andere Studiengänge in ganz Deutschland berichten laut der Umfrage einer Wissenschaftsvereinigung über stark sinkende Studentenzahlen.

IVK-Chef Michael Bargende warnt die Branche vor einem gravierenden Fachkräftemangel. Die Entwicklung sei für die Branche besorgniserregend, da die Zahl der Autos mit Verbrennungsmotor einschließlich Hybridfahrzeuge bis 2030 nach allen Prognosen weltweit steigen werde.

„Studenten genauso verunsichert wie Fahrer eines Diesel“

Der Rückgang verteilt sich auf die Nationen offenbar sehr ungleichmäßig. Trotz der neu eingeführten Studiengebühren und des großen Gewichts der Verbrennungstechnologie sei das Interesse außereuropäischer Studenten am Fach Fahrzeug- und Motorentechnik ungebrochen. An erster Stelle stünden hier Teilnehmer aus China, obwohl dieses Land die E-Mobilität besonder stark voranbringen will. In Deutschland dagegen seien die Studenten, die sich für die Autotechnologie interessieren, „genauso verunsichert wie die Fahrer eines Diesel“.