Wie verwirklicht man den Traum vom Tiny House? Die Volkshochschule Unteres Remstal bietet eine Kursreihe dazu an. Foto: dpa/Martin Schutt

Die Volkshochschule Unteres Remstal bietet Veranstaltungen rund um das Grundbedürfnis Wohnen. Die neue „Unternehmensakademie Unteres Remstal“ will Gründer, Chefs kleiner Firmen und Nachfolger unterstützen.

Wohnst du noch oder lebst du schon? Mit diesem Spruch wirbt ein bekanntes Möbelhaus für sich und die Idee, dass ein Zuhause mehr als ein mit Möbeln gefüllter Raum ist. Manchen reicht ein Zimmer oder ein Tiny House, andere fühlen sich im Einfamilienhaus oder in einem Mehrgenerationenhaus am wohlsten. Einen Platz zum Wohnen braucht aber jeder – weshalb die Volkshochschule (VHS) Unteres Remstal ihr neues Programm diesem Thema gewidmet hat. Der Schwerpunkt „Wohnen“ gilt dieses Mal nicht nur für ein Semester, sondern ist das Jahresthema, das aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird.

Die Bildungseinrichtung hat sich dazu mit diversen Partnern zusammengetan. Zum Beispiel mit der Energieagentur Rems-Murr, die am 6. März bei einem Vortrag darüber aufklärt, was das Heizungsgesetz für alte Ölheizungen bedeutet und welche Fördermöglichkeiten es für klimafreundliches Heizen gibt. Geplant sind Online-Vorträge zu Balkonkraftwerken, Wärmepumpen und der Selbstinstallation von Photovoltaikanlagen.

IBA-Intendant Hofer spricht über Wohntrends

Auch die Internationale Bauausstellung 2027 spielt eine Rolle. Deren Intendant Andreas Hofer hält am 22. Februar am VHS-Standort in Fellbach einen Vortrag über „Wohn- und Lebenstrends“, bereits einen Tag zuvor eröffnet dort eine Ausstellung, welche bis zum 16. Mai IBA-Projekte im Rems-Murr-Kreis vorstellt. Am 28. Februar spricht die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys über Stadtentwicklung und ihre Herausforderungen. Das rund elf Hektar umfassende Fellbacher IBA-Projekt „Agriculture meets Manufacturing“ steht bei einer Führung am 23. April im Mittelpunkt. Das Projekt soll Klarheit darüber schaffen, wie Gewerbegebiete und urbane Landwirtschaft, die an dieser Stelle Nachbarn sind, voneinander profitieren könnten.

Leben im Hausboot oder im Tiny House

Wer mit einem Tiny House liebäugelt, erhält bei einer vierteiligen Kursreihe Tipps, was die Planung und den Platzbedarf sowie rechtliche Vorgaben zum Standort angeht. Auch der Besuch bei einer Tiny-House-Bewohnerin ist möglich. Wen es ans Wasser zieht, der kann sich über das Wohnen im Hausboot informieren. Außerdem gibt es Exkursionen zum Mehrgenerationenhaus in Winnenden (15. März), ins Schorndorfer Quartier der Generationen (9. April) und zum Stadtquartier in Modulbauweise in Stetten (2. März). Die Großheppacher Schwesternschaft gewährt einen Blick hinter die Kulissen ihres gemeinschaftlichen Wohnens in Weinstadt-Beutelsbach (27. März).

Auch rechtliche Aspekte rund ums Wohnen werden geklärt. So informieren Fachleute über Fallstricke beim Vermieten, beim Immobilienkauf und im Falle einer Ehescheidung, andere klären über Finanzierungsmöglichkeiten bei der Sanierung von Immobilien auf oder zeigen, wie sich mit Lehmputz ein gutes Raumklima erzeugen lässt.

Neustart der Unternehmensakademie

Ganz neu kooperiert der Fachbereich Beruf und Karriere der Volkshochschule Unteres Remstal mit der Kreiswirtschaftsförderung, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rems-Murr und dem Verein Senioren der Wirtschaft. „Viele Babyboomer gehen in den Ruhestand, da tut sich eine große Lücke auf“, begründete Fachbereichsleiterin Christina Dongus die neue Kooperation im Rahmen der „Unternehmensakademie Unteres Remstal“ an. Diese bietet zunächst drei Seminare für Existenzgründerinnen und -gründer, für Nachfolger in Unternehmen und für Führungskräfte kleinerer Firmen an.

Am 10. April vermittelt ein Seminar beispielsweise betriebswirtschaftliche Grundbegriffe und die Planung von Umsatz und Kosten für ein Geschäftsjahr, der Termin am 5. Juni dreht sich um die Einnahmenüberschussrechnung, und am 26. Juni geht es darum, wie Anbieter den passenden Preis für ihre Produkte finden. Die Seminare kosten jeweils 25 Euro, der günstige Preis ist dank eines Zuschusses des Landkreises möglich. Mit dem Angebot wolle man eine Lanze für das Unternehmertum brechen, begründet der Kreiswirtschaftsförderer Timo John.

Ein großes Thema sei auch das der Nachfolge. Wenn diese scheitere, gingen „Know-how, Kapital und Arbeitsplätze“ verloren. Die Referenten stellt der Arbeitskreis Senioren der Wirtschaft zur Verfügung – alle seien pensionierte Führungskräfte und Unternehmer, denen es Freude macht, Existenzgründende und Unternehmen in der Übergabe- und Übernahmephase zu unterstützen, erklärt Wolfgang Geiselmann, der sich als Mentor engagiert. Das Thema Gründung liegt auch Oliver Kettner von der IHK Rems-Murr am Herzen. Er sagt: „Uns gehen die Unternehmer aus. Immer weniger Leute haben den Mut, sich selbstständig zu machen.“

Das komplette VHS-Programm unter: www.vhs-unteres-remstal.de

Die Volkshochschule Unteres Remstal auf Erfolgskurs

Wachstum
 Das Jahr 2022 war in der Geschichte der Volkshochschule (VHS) Unteres Remstal mit mehr als 51 000 Unterrichtseinheiten das bisher stärkste Jahr überhaupt. Die Zahlen für 2023 sind noch nicht komplett ausgewertet, laut der Volkshochschulleiterin Stefanie Köhler wird das vergangene Jahr aber das gute Ergebnis von 2022 noch toppen. Im Wintersemester 2023/24 lag die Zahl der Anmeldungen bei mehr als 11 000 und somit um rund tausend höher als im Wintersemester 2022/23. Die VHS Unteres Remstal plant für das kommende Frühjahrssemester 1350 Veranstaltungen mit der Hilfe von circa 700 Kursleitenden.

Angebot
 Eine große Rolle spielen die Deutsch- und Integrationskurse, die von der VHS angeboten werden. Allerdings beobachten die Programmmacher auch, dass Kurse, die für einige Zeit weniger gefragt waren, ein Comeback feiern. So hat das Interesse an Fremdsprachenkursen wieder deutlich zugenommen.