Der OB im Livestream Foto: Caroline Holowiecki

Ein Filderstädter Ausschuss hat eine digitale Premiere hinter sich. Die Bilanz fällt insgesamt positiv aus, auch wenn es anfangs leicht geholpert hat und auch das Abstimmen erst geübt werden musste.

Filderstadt - Die Kamera wollte nicht, die Präsentation wollte nicht, und dann hängte sich alles auf. Ausgerechnet beim Tagesordnungspunkt Digitalisierungsstrategie streikte der Computer des Filderstädter Digitalisierungsbeauftragten Christian Deibert. Da half nur noch eines: abmelden und neu starten.

Der Verwaltungsausschuss hat jüngst seine erste volldigitale Sitzung absolviert. Der Oberbürgermeister Christoph Traub als Sitzungsleiter, Verwaltungsmitarbeiter, externe Referenten und die Ausschussmitglieder schalteten sich per Video und Mikrofon zu, parallel dazu wurden Unterlagen per Bildschirm geteilt. Damit ist Filderstadt nach eigenen Angaben eine der ersten Kommunen, die eine derartige Sitzung mit einem Gemeinderatsgremium durchgeführt hat.

Mal stockten Bild und Ton

Die Premiere lief in Summe erstaunlich gut, ohne kleine Startschwierigkeiten ging es dennoch nicht. Mal stockten Bild und Ton. Zwei Räte erzeugten dadurch, dass sie im selben Raum saßen, eine Rückkoppelung. Die Abstimmungen – möglich über ein Umfragemodul oder die Chatfunktion – musste anfangs erst geübt werden. Das raubte Zeit. Dennoch sagt Lena Gillmeister, die persönliche Referentin des OB, im Nachgang: „Wir waren erleichtert, dass es so gut geklappt hat.“ Es habe während der vierstündigen Sitzung keinen Systemabsturz gegeben, der Ton sei gut gewesen, „alle waren sehr diszipliniert“. Angesicht der Vorlaufzeit von nur einer Woche sei man zufrieden.

Grundsätzlich scheint das Format eine zukunftsfähige Alternative zur Präsenzveranstaltung zu sein. Und Alternativen tun Not. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt. „Die Situation ist durchaus eine, die uns Sorgen macht“, sagte Christoph Traub zu Beginn der Sitzung in die Kamera. 295 Menschen (Stand: Donnerstag) aus Filderstadt sind positiv auf das Virus getestet worden. Der Verwaltungschef weiß am besten, wie schnell es einen erwischen kann. Er hat gerade erst eine Quarantänephase hinter sich, weil der – letztlich unbegründete – Verdacht bestand, er könnte sich angesteckt haben.

Skeptische Bürger?

Nach der Gemeindeordnung muss der Öffentlichkeit ermöglicht werden, Gemeinderatssitzung in Bild und Ton zu verfolgen. Gelöst hat die Stadt Filderstadt das mit einer Live-Übertragung auf eine große Leinwand im Bürgerzentrum Bernhausen. Die Bürger waren am Mittwoch allerdings offensichtlich noch skeptisch. Nur eine Zuhörerin – eine Stadträtin – fand den Weg zum Ausschuss-Public-Viewing.

Wer dort zuschauen möchte, muss seine Kontaktdaten hinterlassen, in regelmäßigen Abständen werden Balkontüren zum Stoßlüften geöffnet. Laut Lena Gillmeister ist die Verwaltung daran interessiert, zusätzlich die Möglichkeit zu schaffen, dass jedermann die Videokonferenzen auch von daheim aus verfolgen kann. In der Kürze der Zeit haben man das vor der jüngsten Sitzung technisch noch nicht hinbekommen, „wir brauchen einen externen Partner“.