Ein letzter Jubel für den VfB Stuttgart – Wataru Endo nach seinem Treffer im DFB-Pokal gegen die TSG Balingen. Bald trägt er ein anderes Trikot. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Noch sind die Papiere nicht unterschrieben, aber der Wechsel des Mittelfeldspielers zum FC Liverpool steht unmittelbar bevor. Wie erklären, wie es dazu gekommen ist.

Es hätte ein schönes Jubiläum werden sollen. Hundert Bundesligaspiele für den VfB StuttgartWataru Endo stand unmittelbar davor, diese Einsatzzahl zu erreichen. Doch seit Dienstagabend haben sich die Ereignisse um den japanischen Fußballprofi überschlagen. Der FC Liverpool will den Mittelfeldspieler haben und hat sowohl Endo als auch dem VfB Angebote unterbreitet, die nicht auszuschlagen waren. Noch an diesem Donnerstag soll der obligatorische Medizincheck stattfinden.

Für Endo geht mit dem bevorstehenden Wechsel in die Premier League ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Daraus hat der 30-Jährige nie einen Hehl gemacht. Ihn zog es schon immer auf die Insel. Mehr noch. Ihm eröffnet sich nun die Chance, im Stadion an der berühmten Anfield Road zu spielen. Damit erweitert Endo seinen Legendenstatus. Bisher hatte er diesen in Stuttgart inne, ab sofort wohl im gesamten Fernen Osten.

Der VfB kassiert dafür eine Ablösesumme, die insgesamt bei etwa 22 Millionen Euro liegt. Viel Geld für einen Spieler, dessen Vertrag in einem knappen Jahr ausläuft. Zudem war Endo nicht bereit, sein Arbeitspapier zu verlängern. Der Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle hatten dies in den vergangenen Wochen intensiv versucht. Sie stießen auf Ablehnung.

Dann meldete sich vor Kurzem überraschend Jörg Schmadtke beim VfB – der Chefeinkäufer des FC Liverpool. Zu bieten hatte der frühere Bundesligamanager eine Offerte, die Endos Marktwert weit überschreitet. Und vor allem, die Stuttgarter wollten ihrem verdienten Kapitän nicht im Wege stehen, sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Trotz der sportlichen Bedeutung, die Endo für die Mannschaft und den Club hat.

Im Grunde ist es sogar der Respekt vor den Verdiensten Endos, welche die VfB-Verantwortlichen letztlich ja zu dem Transfer haben sagen lassen. Mit seiner Konstanz, seiner Energie, seiner Zweikampfstärke und seinen Toren hat er den Verein zweimal davor bewahrt, in die zweite Liga abzusteigen. Unvergessen wird sein Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln in der letzten Saisonpartie 2021/2022 bleiben. Er verwandelte das ganze Stadion in einen Freudenmeer.

Kurzfristig muss der Trainer Sebastian Hoeneß nun für die Heimbegegnung am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker) gegen den VfL Bochum einen Ersatz für Endo im Mittelfeld finden. Klar ist jedoch, dass der VfB jetzt selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird – um einen Spieler zu verpflichten, der das passende Profil mitbringt. Ob dann gleichzeitig die besondere Persönlichkeit Endos zu ersetzen ist, bleibt eine ganz andere Frage.