SC-Freiburg-Trainer Christian Streich tobte nach der Videobeweis-Entscheidung gegen Caglar Söyüncü. Foto: Pressefoto Baumann

„Langsam wird es absurd“ – SC-Freiburg-Trainer Christian Streich sprang schimpfend durch seine Coaching-Zone nach der Roten Karte gegen Caglar Söyüncü und dem Einsatz des Videobeweises. Söyüncü verließ unter Protest den Platz und trat wutentbrannt in eine Werbebande.

Stuttgart - Christian Streich schwieg mehrere Sekunden, dann ließ er seinem Ärger über den umstrittenen Video-Platzverweis freien Lauf. „Langsam wird es ein bisschen absurd, was so passiert“, sagte der Trainer des SC Freiburg nach dem 0:3 (0:2) beim VfB Stuttgart am Sky-Mikrofon: „Ich habe gehofft, dass der Videobeweis für mehr Gerechtigkeit sorgt. Aber was ich in der letzten Wochen erlebt habe, ist kaum zu glauben.“

Eine Rote Karte gegen Caglar Söyüncü nach nur zwölf Minuten hatte Streich auf die Palme gebracht. Sein Verteidiger hatte den Ball in der strittigen Szene nach einem langen Pass auf Daniel Ginczek - von diesem stark bedrängt - mit der Hand gespielt. Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) ließ zunächst weiterlaufen. Nachdem er ein Signal des Videoassistenten erhalten und die TV-Bilder betrachtet hatte, gab er Freistoß - und Rot.

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Auch Söyüncü stand noch Minuten nach dem Abpfiff vor einem TV-Bildschirm in den Katakomben und schüttelte den Kopf. Immer wieder sah er die Szene, doch verstehen konnte er den Platzverweis nicht. Wie Söyüncü war die gesamte Mannschaft fassungslos. „Die Rote Karte ist ein Witz, der Videobeweis gehört weg. Das ist ein Schmarrn“ sagte Stürmer Florian Niederlechner. „Das ist gegen alles, was ich bei der Regelschulung gelernt habe“, sagte auch Freiburgs Manager Jochen Saier.

80 Minuten in Unterzahl

Fast 80 Minuten mussten die Breisgauer im 33. schwäbisch-badischen Bundesliga-Derby in Unterzahl spielen, Tore von Ginczek (38.), Benjamin Pavard (45.+4) und Simon Terodde (82.) brachten dem 2017 zu Hause unbezwungenen VfB schließlich den vierten Heimsieg im fünften Spiel (ein Remis). Für den SCF verschärfte sich dagegen die brenzlige Lage im Tabellenkeller. Doch der große Aufreger war die Rote Karte. Für VfB-Trainer Hannes Wolf war die Entscheidung korrekt. „Ich habe sofort gesehen, dass er den Ball mit der Hand wischt. Wenn es ein Handspiel ist, ist es die Vereitelung einer Torchance. Das ist natürlich bitter für Freiburg, aber so sind die Regeln, und daran müssen sich die Schiedsrichter halten“, sagte Wolf. Die Freiburger waren auf dem Rasen außer sich.

Söyüncü verließ unter Protest den Platz und trat auf dem Weg in die Kabine wutentbrannt in eine Werbebande, Trainer Streich sprang schimpfend durch seine Coaching-Zone und rief immer wieder: „Rot? Rot?“ Erst eine Ermahnung von Stieler brachte den Coach zur Ruhe. Selbst die VfB-Fans in der Cannstatter Kurve waren unzufrieden, sie hielten zwei große Banner in die Luft mit der Aufschrift: „Videobeweis: 100 Prozent Gerechtigkeit? 0 Prozent Fußball!“ Dazu sangen sie: „Ihr macht unser’n Sport kaputt!“ In der Folge sahen 58.872 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena, darunter Bundestrainer Joachim Löw mit seiner Stuttgarter Pokalsieger-Mannschaft von 1997, Einbahnstraßenfußball.

Hier gibt es den Liveticker von der Partie gegen den SC Freiburg zum Nachlesen.

Terodde beseitigte nach der Pause alle Zweifel

Der VfB belagerte Freiburgs Strafraum, um den herum die Fünferkette der Gäste die Räume zunehmend vergeblich zu verdichten suchte. Gegen den Linksschuss von Ginczek aus sechs Metern nach einer leicht abgefälschten Flanke war Torwart Alexander Schwolow schließlich ebenso machtlos wie bei Pavards Kopfball nach einem Freistoß. Beide Male leistete der starke Startelf-Debütant Berkay Özcan die Vorarbeit. Nach der Pause beseitigte Terodde auch die letzten Zweifel.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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