Die VfB-Angreifer mit dem Turbo-Antritt zünden nicht: Takuma Asano (links) und Josip brekalo Foto: Getty, Baumann; Montage: Detsch

Beim VfB Stuttgart kommt vor dem Heimspiel am Samstag gegen den FC Bayern München erstmals das Gefühl auf, dass es doch nicht für den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga reichen könnte.

Stuttgart - Es ist eine kleine Zahl, doch sie hat im Augenblick große Aussagekraft: 0,8. So wenige Tore erzielt der VfB Stuttgart durchschnittlich in einem Bundesliga-Spiel. Insgesamt ergibt das 13 Treffer in 16 Spielen. Und wie mickrig diese Quote ist, zeigt sich auch an Robert Lewandowski. Der Fußballprofi des FC Bayern hat allein schon 15 Tore auf dem Konto und damit mehr als die gesamte VfB-Mannschaft.

Gut, mag man anmerken, Lewandowski ist womöglich der kompletteste Mittelstürmer der Welt, und die Münchner sind mit Sicherheit das mit Abstand beste Team in Deutschland. Da bekommt ein Lewandowski eben viele Chancen – und seine Trefferquote ist ein Resultat davon. Doch dieser Exkurs in die Mathematik spiegelt nicht nur die Klasse des Polen wider, sondern vor allem die Offensivmisere der Stuttgarter. Weitere Zahlen belegen den Trend, wohin es mit dem VfB aktuell geht: abwärts.

0:1, 0:2, 0:1 – das sind die Ergebnisse aus den vergangenen drei Spielen: Bremen, Leverkusen, Hoffenheim. Kaum Torschüsse, keine Treffer, gar eine Demonstration der Harmlosigkeit – und jetzt kommt am Samstag der FC Bayern. „Da rechnet niemand mit uns“, sagt der Verteidiger Andreas Beck, „vielleicht liegt unsere Siegchance auch nur bei zehn Prozent. Aber daran müssen wir glauben.“ Was angesichts der Leistung bei 1899 Hoffenheim selbst größten Optimisten im VfB-Lager schwerfällt.

Donis fällt aus, Akolo ist fraglich

Trainer Hannes Wolf saß nach der Niederlage mit leerem Blick da. Seine Elf hatte gegen die angriffsstarken Gastgeber gut verteidigt. Sie hatte es jedoch nicht mehr geschafft, für Entlastung zu sorgen. Also flog der Ball in der 81. Minute in den Stuttgarter Strafraum. Und die Frage, ob Emiliano Insua die Situation nicht hätte gleich klären können, war hinterher nur von theoretischer Natur. Es hätte ja auch noch gut gehen können, als Benjamin Pavard mit letztem Einsatz zunächst auf der Linie rettete. Aber schließlich landete der Ball bei Mark Uth und im Netz.

„Passend“ für die missliche Lage findet Wolf diese Schlüsselszene. Weil sie sich in weitere Schlüsselszenchen aufteilen lässt und in dem Gegentor viel von dem steckt, was man über den VfB im Dezember 2017 wissen muss: Er ist nicht in der Verfassung, um ein Spiel hinten ohne Fehler zu überstehen. Er ist aber vor allem nicht in der Verfassung, um sich vorne entscheidend durchzusetzen. „Das war vor vier Wochen anders“, sagt Wolf, „da dachten alle, wir sind auf einem guten Weg. Aber dann kam der Fußball mit seiner ganzen Wucht.“

Erwischt hat er in Sinsheim zunächst Anastasios Donis und Chadrac Akolo. Wieder einmal, nachdem auch Daniel Ginczek verletzt fehlt. Donis (Faserriss im Gesäßmuskel) fällt nun für die verbleibenden zwei Begegnungen in diesem Jahr gegen die Bayern in der Liga und im DFB-Pokal beim FSV Mainz 05 aus. Bei Akolo (Rippenprellung) besteht zumindest noch die Möglichkeit auf Einsätze. „Wir haben im Angriff ständig Ausfälle oder Wiedereingliederungen. Von Spielrhythmus kann da nicht die Rede sein“, sagt Wolf.

Kritik an Trainer Hannes Wolf

Besonders schmerzlich ist es für den VfB dabei, dass es sich um die drei bisher besten Offensivkräfte handelt. Akolo (4) hat die meisten Tore erzielt. Aber seine Fehlzeiten sind ebenso auffällig. Ginczek (2) war dabei, wieder in Topform zu kommen, als der Körper einmal mehr streikte. Und Donis (1) musste wochenlang verletzt pausieren, nachdem er dabei war, dem Spiel dauerhaft Schwung zu verleihen.

Das Problem ist nun, dass die Ersatzleute Takuma Asano (1) und Josip Brekalo (1) die Stuttgarter mit ihrer Schnelligkeit nur sehr punktuell nach vorne bringen. Zu flatterhaft sind ihre Auftritte, als dass man den beiden die Last des Toreschießens aufbürden könnte. Bleibt also Simon Terodde – der Zweitligatorjäger, der seine Erstligatauglichkeit nach zwei Treffern noch beweisen muss. Zusammengenommen ist das im Moment zu wenig, da der VfB auch keinen Mittelfeldspieler zu bieten hat, der besonders torgefährlich ist.

Pfiffe gab es deshalb nach dem Baden-Württemberg-Derby. Denn die Niederlage löste nicht nur die gewohnte Niedergeschlagenheit nach Auswärtsspielen aus, sondern sie vermittelte den Fans erstmals das Gefühl, es könnte für den Aufsteiger doch nicht reichen in der Bundesliga. Eine „andere Haltung“, gerade im Offensivspiel, fordert jetzt Wolf. Mehr Sprints, mehr Leidenschaft, mehr Durchsetzungswillen. „Wir müssen gegen die Bayern um unser Leben laufen, wenn wir eine Chance haben wollen“, sagt der Trainer, der sich zunehmender Kritik ausgesetzt sieht. Doch Wolf weiß genau, dass eine andere Zahl größer und größer werden würde, wenn er die Defensive lockert – die der Gegentore.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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