Auf der Cannstatter Straße ist der Verkehr in den letzten zehn Jahren besonders stark zurückgegangen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Rückgang ist marginal, markiert aber dennoch einen Tiefstand: Noch nie sind laut Stadt so wenige Autos in den Stuttgarter Talkessel und hinaus gefahren wie 2019. Die Zahlen sind allerdings nur bedingt aussagekräftig. Die Ratsfraktion ziehen unterschiedliche Schlüsse aus der Erhebung.

Stuttgart - Die Zahl der Autos, die im Stuttgarter Talkessel ein- und ausfahren, hat im vergangenen Jahr gegenüber 2017 zwar leicht abgenommen, stagniert aber insgesamt weiter auf hohem Niveau. Das geht aus der städtischen Verkehrserhebung vom Mai 2019 hervor, die der Verkehrsplaner Stephan Oehler am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderats vorgestellt hat. Demnach ging die Gesamtverkehrsmenge der Fahrzeuge innerhalb des Zählzeitraums von 24 Stunden um 2,2 Prozent auf 447 581 zurück. Dies bedeute einen Tiefststand für die Landeshauptstadt, so Oehler, auch wenn die Schwankungsbreite der Messungen, die seit 1981 ausgewertet werden, sehr gering sei. Die Zählung zeigt auch, dass sich der Verkehr teilweise in die Nachtstunden verlagert hat. „Das werden wir uns näher anschauen müssen“, so Oehler. Nach wie vor sitzt in den meisten Fahrzeugen nur eine Person – der statistisch ermittelte Belegungsgrad beträgt 1,23 Personen.

Die Zahlen wurden per Stichprobe an insgesamt 21 Zählstellen auf Einfahrtsstraßen in den Talkessel ermittelt. An der Stuttgarter Markungsgrenze dagegen, die die Außenstadtbezirke mit umfasst, wurden 2018 zuletzt 837 000 Fahrzeuge gezählt, was einer leichten Zunahme gegenüber der Erhebung 2016 entspricht. Zugleich sind die Passagierzahlen bei Bus und Bahn weiter angestiegen – auf zuletzt mehr als 614 000 allein bei den SSB.

Ratsfraktionen ziehen unterschiedliche Schlüsse aus den Zahlen

Die Ratsfraktionen bewerteten die Zahlen unterschiedlich. Für die Grünen setzt sich beim Autoverkehr „der Trend nach unten fort“, so ihr Stadtrat Björn Peterhoff. Besonders erfreulich sei, dass auf der besonders schadstoffbelasteten Cannstatter Straße die Zahl der Autos binnen zehn Jahren um knapp 20 Prozent abgenommen habe. Für CDU-Fraktionschef Alexander Kotz zeigen die stagnierenden Werte dagegen, dass die Planungen für Umfahrungsstraßen wie die Filderauffahrt und den Nord-Ost-Ring weiter vorangetrieben werden müssten. Das Linksbündnis fordert, die Zahl der Pförtnerampeln an den Einfallstraßen in den Kessel und den Nachttakt der SSB auszubauen. SPD-Fraktionschef Martin Körner hofft auf eine entlastende Wirkung durch Stuttgart 21 und sprach sich ebenfalls für mehr Pförtnerampeln aus. Auch die FDP und Freie Wähler verlangen den weiteren Ausbau des ÖPNV und die Vereinbarkeit von Wohnen und Arbeiten in der Stadt, um die Pendlerströme zu reduzieren.