Appell an die Unis: Wissenschaftsministerin Theresia Bauer Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Numerus Clausus in Fächern wie Medizin oder Psychologie wirkt bei der Hochschulzulassung wie ein Sieb. Gewinnt man so die geeignetsten Studenten? Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat da ihre Zweifel.

Stuttgart - Deutliche Worte zum Thema Numerus clausus (NC): Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) stellt die Vergabe von Studienplätzen primär nach Noten infrage. Auf einer Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen der Gips-Schüle-Stiftung sagte die Ministerin am Dienstagabend in Stuttgart, die Hochschulen müssten sich bei der Studienplatzvergabe künftig mehr anstrengen, ihre Studenten selbst auszusuchen. Auswahlgespräche und die Eignungsfeststellung von Bewerbern bedeuteten zwar mehr Aufwand und Mühe, „wir sollten da aber rangehen, um die besten Köpfe an die Hochschulen in Baden-Württemberg zu holen“.

Noch prägnanter drückte sich ihr Amtsvorgänger Peter Frankenberg (CDU) aus: „Wir müssen das Numerus-clausus-System überwinden“, sagte er auf derselben Veranstaltung. Dieses führe zu „keinem guten Geist an den Schulen“, weil es die Neugier der Schüler nicht stimuliere. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum 0,1 Notenpunkte darüber entscheiden würden, ob jemand zu einem Medizinstudium zugelassen werde oder nicht, sagte Frankenberg. Bauer stimmte ihrem Vorgänger zu. In der Konsequenz müsse man auch dazu kommen, dass die Studienplatzvergabe mit „weniger Verrechtlichung“ verbunden sei, denn viele Bewerber versuchten, einen Studienplatz einzuklagen.

Hintergrund von Bauers Wortmeldung am Dienstagabend war eine Diskussion über die Bereitschaft junger Leute in den USA, etwas zu riskieren und dabei ein Scheitern in Kauf zu nehmen. Um diese Mentalität auch in Deutschland zu fördern, soll der mit 200.000 Euro dotierte Landesforschungspreis um die Kategorie „Mutige Wissenschaft“ ergänzt werden. Der Wissenschaftskomiker Vince Ebert steuerte folgende Anekdote bei: Paul McCartney und George Harrison hatten denselben Musiklehrer, der beide Schüler für wenig musikalisch hielt. „Man muss sich das vorstellen: Der Mann hatte die Hälfte der Beatles im Unterricht und konnte nichts Besonders an ihnen finden . . .“