Die Schüler bauen im Fach „Naturwissenschaften und Technik“ einen Baukran. Dazu benötigen sie die Werkbank. Doch deren Abstand zum Unterrichtstisch ist gering. Foto: factum/Bach

Nach einem Brandbrief des Schulleiters befassen sich die Ditzinger Stadträte mit der Erweiterung des Gymnasiums. Vor allem die MINT-Fächer benötigen mehr Platz.

Ditzingen - Gepflegte Erstausstattung präge die naturwissenschaftlichen Räume des Gymnasiums in der Glemsaue. Mit den Worten „gepflegte Erstausstattung“ beschreibt der Schulleiter Felix Stadtfeld den Zustand der Fachräume. Alles sei sorgfältig behandelt worden in den vergangenen bald vier Jahrzehnten. Doch an manchem nagt eben doch der Zahn der Zeit. Vor allem aber entspricht manches weder den heutigen Sicherheitsbestimmungen – noch ist es neuen Schulfächern und Unterrichtsformen angepasst. Darauf reagierte Stadtfeld im Herbst mit einem Brandbrief an die Stadt Ditzingen, den Schulträger. Danach befasste sich der Gemeinderat mit dem Thema. Doch blieben viele Fragen offen.

Die gröbsten Mängel wurden zwischenzeitlich zwar beseitigt. Aber erst mit einer Erweiterung würden reguläre Bedingungen für die Fächer Informatik, Biologie und Chemie geschaffen, ist Stadtfeld überzeugt.

Räume sollen dem Hauptfach gerecht werden

Damit wird sich der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales am Montagabend befassen. Der Gemeinderat wird vor allem eine Antwort auf die Problematik der Fachräume finden müssen. Das Fach Naturwissenschaften und Technik wird im früheren Kunstsaal unterrichtet. Die Schüler sind hier handwerklich tätig und stehen– wie in dieser Woche – an der Werkbank. Doch der Abstand des Werkzeugs zu Tischen und Stühlen der Schüler ist gering, streng genommen zu gering. Einen Lagerraum für das Material gibt es nicht. Er ist lediglich provisorisch eingerichtet.

„Naturwissenschaften und Technik ist ein Hauptfach“ hebt Stadtfeld die Bedeutung des Fachs heraus. Zudem ist es nicht neu: Es wurde 2004 eingeführt. Auch in den anderen Naturwissenschaften hat sich nicht erst gestern etwas geändert. Längst müssen Chemikalien nach dem Gebrauch bis zur Entsorgung adäquat zwischengelagert werden können. Und im praktischen Unterricht sind alle Schüler einer Klasse anwesend. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Klasse für diese Zwecke geteilt wurde. Entsprechend eng geht es im Gymnasium auch in diesem Bereich zu.

Dabei genießt der Bereich seit jeher einen hohen Stellenwert in der Glemsaue. Ende 2018 gab es die Auszeichnung „MINT-freundliche Schule“. Damit wurde ihr ein besonderes Engagement in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bescheinigt. Für Stadtfeld ist das nur folgerichtig am „High-Tech-Standort“ Ditzingen. Die „gepflegte Erstausstattung“ steht dazu im Gegensatz. Stadtfeld formuliert es anders: „Die Schule muss zum Ort passen.“

Raumnot auch in der Realschule

Mit einer Erweiterung könnte einerseits auch die seit Jahren bestehende Platznot in der Realschule behoben werden. Diese befindet sich ebenso wie die Jugendmusikschule und eben das Gymnasium im Schulzentrum in der Glemsaue. Andererseits wird durch die geplante Zusammenlegung zweier Grundschulen ein Gebäude im Ort frei. Schon im Herbst klang die Überlegung an, die Jugendmusikschule dorthin zu verlagern. Weil den Räten keine Zahlen zur mittelfristigen Schülerentwicklung vorlagen, wird erst jetzt darüber diskutiert.

Die Situation in Ditzingen ist nicht völlig außergewöhnlich. Mit dem Bildungsplan 2016 wurde landesweit das Experimentieren in den naturwissenschaftlichen Fächern gestärkt. Zugleich wurden die sicherheits- und arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften verschärft.