Die Sicherheitsanforderungen an den Chemieunterricht sind gestiegen. Auf der Südseite des Schulzentrums könnte ein Anbau entstehen. Foto: Sigerist/ Archiv

Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, neue Fächer werden unterrichtet, rechtliche Vorgaben haben sich geändert. Das Gymnasium benötigt auch in der Großen Kreisstadt mehr Platz. Doch die Ditzinger trifft die Diskussion zum ungünstigen Moment.

Ditzingen - Das Gymnasium in der Glemsaue wird erweitert. Notgedrungen. Denn es soll weiterhin Chemieunterricht an der Schule gehalten werden können. Zuvor hatte der Schulleiter Felix Stadtfeld einen Brandbrief an die Gemeinderäte verschickt. Er hatte sich an die Stadt gewandt und darin auf etliche Sicherheitsmängel, etwa die fehlende Belüftung in den Fachräumen, hingewiesen.

„Ich bin aus allen unbeschwerten Höhen gestürzt“, fasste der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) am Montag seine erste Reaktion auf das Schreiben zusammen. Er warb bei den Stadträten für den „minimalinvasiven Eingriff“ aller bis zu 13 Millionen teuren Erweiterungsvarianten. Laut Stadtfeld seien zwar inzwischen einige der gröbsten Mängel beseitigt. Aber erst mit der Erweiterung würden reguläre Bedingungen für die Fächer Informatik, Biologie und Chemie geschaffen.

Kein ausschließlich Ditzinger Problem

Makurath machte keinen Hehl daraus, sein erster Gedanke sei gewesen, der neue Schulleiter – ein Naturwissenschaftler – wolle sich profilieren. Er musste sich eines Besseren belehren lassen. So überraschend die Hinweise des Schulleiters kamen: Ditzingen ist nicht allein mit diesem Problem.

Drei Entwicklungen sind dafür verantwortlich: Mit dem Bildungsplan 2016 wurde zum einen landesweit das Experimentieren in den naturwissenschaftlichen Fächern gestärkt. Zugleich wurden die sicherheits- und arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften verschärft. Die Schulen müssen deshalb Lüftung und Elektrik in Gebäuden erneuern, die nach der Gemeindereform in den späten 1970er Jahren entstanden sind. Die Räume befänden sich zwar in einer „sehr gepflegten Erstausstattung“, sagt Stadtfeld, genügen aber nicht mehr heutigen Ansprüchen.

Damit aber nicht genug: Das Land hat den Informatikunterricht intensiviert. Um aber eine Klasse mit 30 an Computern sitzenden Schüler zu unterrichten, braucht es Platz, den das Gymnasium nicht hat. Es teilt sich das Schulzentrum mit der Realschule, die ebenfalls seit Jahren zu wenig Platz hat und der deshalb das Gymnasium einen Raum abgetreten hat.

Beginn im Sommer 2020?

Folgt der Gemeinderat der Empfehlung des Fachausschusses, könnte mit den Bauarbeiten im Sommer 2020 begonnen werden. Diesen Zeitplan, vor allem aber die Pläne für den Anbau könnten in wenigen Wochen wieder Makulatur sein. Dann nämlich, wenn die Informationen zur Entwicklung der Schülerzahlen vorliegen. Sven Sautter (CDU) hatte beantragt, die Prognose zu aktualisieren, zumal die Realschule „mehr Zulauf als früher“ habe. So wollte er sichergestellt wissen, dass mit dem Bau auch mittelfristig ausreichend Platz geschaffen werde. Grüne, SPD und Freie Wähler folgten dieser Überlegung.

Die Freien Wähler kritisierten die Verwaltung, man habe die Räte nicht genügend „auf den Schluck aus der Pulle hingewiesen hat“, wie es der Fraktionschef Manfred Grossmann formulierte. Ulrike Sautter (Grüne) war zudem davon überrascht, dies nicht im Rahmen der Schulentwicklungsplanung diskutiert zu haben.

Mit der Erweiterung soll wenigstens auch die Raumnot der Realschule gelindert werden. Beide weiterführenden Schulen befinden sich – wie auch die Jugendmusikschule und die Sporthalle – in einem Schulzentrum in der Ortsmitte. Dieses Zentrum war Bestandteil einer jahrelangen Ratsdiskussion über die Schullandschaft. Das Ziel war es, angesichts der damals prognostizierten sinkenden Schülerzahlen ein Gebäude einzusparen. Nach jetzigem Stand wird dies eine nahe Grundschule sein.