Große Mengen an Marihuana wurden gekauft und verkauft. Foto: dpa/Richard Vogel

Das Landgericht Stuttgart verurteilt einen 24-Jährigen aus Winnenden für Geschäfte mit 40 Kilogramm Marihuana im Rems-Murr-Kreis. Gesteuert wurde der Handel mittels Krypto-Handys.

Dank einer Prozessverständigung zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung ist ein umfangreicher Prozess wegen Drogenhandels im Rems-Murr-Kreis bereits nach drei Wochen und vier Sitzungstagen mit zwei Urteilen abgeschlossen worden. Das Landgericht Stuttgart verurteilte einen 24-Jährigen aus Winnenden wegen Drogenhandels in 22 Fällen zu einer Haftstrafe von sechseinhalb Jahren. Außerdem ordnete die 18. Große Strafkammer seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.

Auch ein 26-Jähriger aus Remshalden muss ins Gefängnis

Ein 26-Jähriger aus Remshalden muss nach dem Willen des Gerichts wegen siebenfachen Drogenhandels für zwei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis, auch für ihn wurde die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Mit den Urteilen entsprach die 18. Große Strafkammer den Forderungen der Verteidigung, die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von sieben Jahren für den Mann aus Winnenden und dreieinhalb Jahre für den 26-Jährigen aus Remshalden gefordert.

Auch aufgrund der Geständnisse der beiden Angeklagten sah es das Gericht als erwiesen an, dass die beiden Männer zwischen April 2020 und Januar 2021 schwerpunktmäßig in Winnenden, Remshalden und Auenwald Handel mit Marihuana und Kokain betrieben hatten. In 22 Fällen wurden insgesamt rund 40 Kilogramm Marihuana ge- und verkauft. Gesteuert wurde der Handel mittels Krypto-Handys über die Messenger-Dienste Sky-ECC und Encrochat.

Die Drogen waren teilweise von unterdurchschnittlicher Qualität mit einem Wirkstoffgehalt von weniger als zehn Prozent. Teilweise waren die Geschäfte deswegen auch nicht zustande gekommen oder das Rauschgift wurde zurückgegeben. Der Preis für ein Kilogramm Marihuana hat sich nach den Erkenntnissen des Gerichts stets um die 5000 Euro bewegt.

Der 24-Jährige hatte über seinen Verteidiger Markus Bessler ebenfalls eingeräumt, in zwei Fällen Anstiftung zur Einfuhr von Drogen geleistet zu haben. Im August 2020 habe er vier Kilogramm Marihuana in Spanien bestellt, das in Damen-Handtaschen geliefert wurde. Im Herbst wurde eine weitere Bestellung über fünf Kilogramm Marihuana in Spanien getätigt. Diese Lieferung wurde allerdings von den Zollbehörden in einer DHL-Zentrale in Speyer beschlagnahmt.

Eine schwierige Kindheit und Jugend

Der 24-Jährige sitzt wegen einer weiteren Verurteilung bereits seit November 2021 in Haft. Beide Männer blicken auf eine schwierige Kindheit und Jugend zurück. Die Eltern des Angeklagten aus Winnenden ließen sich scheiden, als dieser sechs Jahre alt war. Im Alter von 14 Jahren griff er erstmals zu Drogen, als sein Vater an Krebs erkrankte. Bis zu seiner Verhaftung konsumierte er nach eigener Aussage zwei bis vier Gramm Marihuana pro Tag. Nach dem Fachabitur begann er ein duales Studium als Fitness-Trainer, das er 2021 wegen der Corona-Pandemie abbrechen musste.

In der Familie des 26-Jährigen aus Remshalden kam es nach seinen Angaben oft zu Streit. Er habe zwei Jahre lang in einer Wohngruppe gelebt, weil er nicht in die Schule gehen wollte. Eine Lehre als Einzelhandelskaufmann brach er ab. Er machte sich 2016 als Re-Seller auf E-Bay selbstständig und handelte zunächst mit Gebrauchtwaren, später mit Fenstern. Mit 15 Jahren griff er zu Marihuana, bis zu seiner Verhaftung konsumierte er zwei bis sechs Gramm pro Tag.