Professorin Nina Janich in Darmstadt bei der Vorstellung des Unwortes: Immer gegen Rechts. Foto: dpa

Anti-Abschiebe-Industrie ist das Unwort des Jahres 2018. Unser Kommentator hätte die Wörter „Rassismus“ oder „Nazi“ besser gefunden.

Stuttgart - Fußball fördert den Rassismus. Das hat der Rapper Sammy Deluxe gesagt. Beim Fußball werde der Eindruck vermittelt, dass es als Fan normal sei, einen Verein über einen anderen zu stellen. „Mit derselben Logik könnte man auch meinen, dass die eigene Rasse überlegen ist.“ Die Meldung, dass jeder Fußballfan im Grunde ein Rassist sei, schaffte es am Dienstag im Internet auf fast alle Nachrichtenseiten. Rassismus läuft immer – zumal wenn der Vorwurf von einem Menschen mit Migrationshintergrund kommt.

Einseitige Auswahl

„Rassismus“ wäre ein würdiges Unwort des Jahres 2018 gewesen. Oder das Wort „Nazi“. Massenhaft werden diese Begriffe inzwischen missbraucht, um Andersdenkende zu verunglimpfen. Und ganz nebenbei wird damit auch die echte Nazi-Diktatur verniedlicht. Aber nein, die Jury aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten hat sich mal wieder anders entschieden. In dieser Jury weht der Zeitgeist offenkundig stramm von links. Nie ist in den vergangenen Jahren ein Kampfbegriff der Linken zum Unwort des Jahres gewählt worden. Es geht immer nur gegen Rechts.

Am besten ignorieren

Dieses Mal ist es der Begriff „Anti-Abschiebe-Industrie“. Kein schönes Wort, gewiss. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt wollte damit auf den Punkt bringen, dass es auch Asylbewerber gibt, die mit allen Tricks ihre Abschiebung zu verhindern suchen – auch mit Hilfe geschäftstüchtiger Anwälte und Ärzte. Was die Sprach-Jury diesem Begriff sonst noch alles andichtet, ist eine böse Unterstellung. Nein, das Unwort des Jahres dient nicht einer besseren Verständigung in unserer Gesellschaft. Es grenzt aus, es spaltet und vergrößert so das Problem, das es zu bekämpfen vorgibt. Am besten, man ignoriert es genauso wie die Aussagen von Sammy Deluxe. Ole VfB!

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de