Einem junger Baum in der Fellbacher Pestalozzistraße ist der Trockenheit zum Opfer gefallen. Foto: Gottfried Stoppel

Baumarten-Mix, Fassadenbegrünungen und unterirdische Retentionsräume: Auf vielfältige Weise versuchen die Großen Kreisstädte kommunales Grün zu erhalten und auszuweiten.

Grüner werden, das wollen neben Weinstadt auch andere Städte im Landkreis. In Winnenden hat man dazu bereits 2019 beschlossen, 1000 zusätzliche Bäumen in zehn Jahren zu setzen. Je rund 100 Neupflanzungen habe man in den drei vergangenen Jahren bereits umgesetzt sowie 130 in diesem Jahr, berichtet die städtische Pressesprecherin Franziska Götz auf Nachfrage. Gleichzeitig kämpft man gegen Auswirkungen des Klimawandels an: „Jährlich gehen mehr als 30 Stadtbäume ab“, sagte sie.

Erhöhte Temperaturen, starke UV-Strahlung und Schadstoffemissionen setzten ihnen zu, lang anhaltende Trockenphasen und Krankheiten strapazierten und schwächten sie zusätzlich. „Die Stadtgärtnerei Winnenden begegnet den klimatischen Herausforderungen durch eine Mischung zahlreicher Baumarten wie Steppenkirsche, Kugelakazie, Säulenahorn, Japanische Kirsche, Hainbuche, Tulpenbaum und Holländische Ulme.“ Zudem habe man die Pflegemaßnahmen intensiviert. So versuche man beispielsweise, Rindenschäden durch Hitze vorzubeugen, indem man den Stamm mit einem Schutzanstrich anstreicht. Das gehe auch bei älteren Stadtbäumen in stark exponierter Lage. Zudem gieße man neugepflanzte Exemplare regelmäßig mit je 100 Litern pro Woche. Trotzdem lasse sich nicht verhindern, dass einige der Jungbäume absterben.

Wurzelbereiche der Bäume benötigen mehr Platz

Ähnlich ergeht es den Bäumen in Waiblingen. Vor allem die Birken auf dem Friedhof in der Kernstadt würden zunehmend verschwinden, ebenso müssten immer mehr Buchen im Straßenraum durch andere Baumarten ersetzt werden, nennt Thorge Semder, der Leiter der Abteilung Grünflächen und Friedhöfe, Beispiele: „Im innerstädtischen Bereich leiden auch Hainbuche und Ahorn unter Trockenheit und Hitze, sodass vermehrt Totholz auftritt oder der Baum ganz abstirbt.“ Man bemühe sich, den Baumbestand zu halten und teils zu ergänzen.

„Der Klimawandel hat die Begrünung in der Stadt verändert“, berichtet auch Fellbachs Pressesprecherin Sabine Laartz. Seit dem Hitzejahr 2003 beobachte und analysiere man die Folgen der klimatischen Veränderungen, wie etwa Parasitenbefall und Totholzbildung. Zu den besonders anfälligen Baumarten zählten derzeit unter anderem Birke, Hainbuche, Zeder und Kiefer. „Generell lässt sich allerdings nicht sagen, ob die einen oder die anderen besser mit dem Wandel zurechtkommen. Sicher ist aber, dass sich die Standortbedingungen für die Pflanzungen im Stadtgebiet – gerade bei den Straßenbäumen – ändern müssen“, sagt Laartz: „Bäume benötigen mehr Platz, um besser wurzeln zu können.“ Die Grünflächenabteilung habe schon vor Jahren begonnen, die Baumbeete zu vergrößern.

Trotz der zahlreichen witterungsbedingten Probleme sei der Baumbestand indes konstant hoch: „Kontinuierlich werden die abgängigen Bäume nachgepflanzt und neue Baumstandorte ausgewiesen.“ Doch will Fellbach für mehr Hitzeschutz und Artenvielfalt in der Stadt auch neue Wege gehen – und zwar in die Höhe. „In den vergangenen Wochen wurden die öffentlichen Gebäude begutachtet, um zu klären, wo Fassadenbegrünung integriert werden kann“, so Laartz. Noch in diesem Herbst sollen die einzelnen Maßnahmen im Gemeinderat vorgestellt werden und, sofern das Gremium zustimme, in die Umsetzung gehen.

Mit „den großen Herausforderungen des Hitzestresses“ setzt sich auch die Stadtplanung in Backnang auseinander, wie der Pressesprecher Christian Nathan erklärt: „Dabei spielen zusätzliche Begrünungs- und Kühlungsmaßnahmen eine entscheidende Rolle.“ Neben Neupflanzungen von trockenheits- und hitzeresistenten Baumarten im Zuge von Straßenumgestaltungen gehörten hierzu auch ganze Maßnahmenpakete bei großen Quartiersentwicklungen. So seien beim neuen Wohngebiet Obere Walke, das auf dem ehemaligen Gelände einer Lederfabrik entstanden ist, auf 1,2 Hektar „multifunktionale Grünflächen mit Kühlungs-, Rückhalte-, Spiel- und Aufenthaltsfunktionen“ angelegt worden und im Bereich Backnang West werde „ein ganzheitliches Schwammstadtprinzip“ für insgesamt zwölf Hektar geplant, zählt Nathan Beispiele auf.

Bei Letzterem wird durch eine spezielle Bauweise der befestigten Flächen unterirdischer Retentionsraum für die Niederschlagswasser geschaffen, den Bäume durchwurzeln können.