Elisabeth Seitz wurde 2022 Europameisterin am Stufenbarren. Zuletzt fehlte sie lange verletzt. Foto: dpa/Frank Hammerschmidt

Es sollte eine Punktlandung zur Olympiaqualifikation im Juni werden. Doch nun gibt es von der zuletzt lange verletzten Elisabeth Seitz schon viel früher gute Nachrichten.

Der Schock war groß gewesen Anfang September des vergangenen Jahres, ebenso aber der Kampfgeist, der Elisabeth Seitz aus der schweren Verletzung erwuchs. Und erst recht ist es nun die Freude, die die Turnerin empfindet, wenn sie auf den späten Nachmittag dieses Samstags blickt. Und damit auf ihr Comeback mehrere Monate nach ihrem Achillessehnenriss.

„Tolle Nachrichten“ hatte sie schon am Donnerstag in den sozialen Medien angekündigt, am Freitagmittag war es dann so weit: Elisabeth Seitz wird an diesem Samstag zum Auftakt der neuen Saison in der Deutschen Turn-Liga am Stufenbarren für den MTV antreten – und ihren Einstieg nach der Reha-Phase deutlich vorziehen. „Ich freue mich wahnsinnig“, sagt sie.

Fixpunkt in den Comeback-Plänen der deutschen Rekordmeisterin war immer der Juni gewesen. Dann stehen für die deutschen Turnerinnen und Turner die beiden Olympiaqualifikationen an. Bis dahin wollte Seitz zumindest am Stufenbarren wieder zu alter Stärke gefunden haben. Weil Heilung und Reha bislang ohne Rückschläge verlaufen sind, ging nun aber alles viel schneller – und die 30-Jährige feiert nun schon Mitte April ihr Wettkampf-Comeback.

Ihre komplette Übung am Stufenbarren absolvierte sie im Training schon länger, allerdings hatte sie auf eine harte Landung lange Zeit noch verzichtet. Stattdessen beendete sie ihre Übung auf weichen Matten oder in der Schnitzelgrube. In den vergangenen Wochen hatte sie immer wieder betont, dass es noch etwas an der Kraft im lange geschonten Bein fehle. Auch in Ketsch turnt sie noch einen „leichten Abgang“, wie sie verriet.

Die EM steigt Anfang Mai in Rimini

Durch ihr frühes Comeback könnte Elisabeth Seitz auch einen Wettbewerb turnen, den sie eigentlich schon abgeschrieben hatte: die EM in Italien. Die findet für die Frauen vom 2. bis 5. Mai in Rimini statt (die Männer turnen schon vom 24. bis zum 28. April), und der Bundesliga-Wettkampf an diesem Samstag dient als zweite Qualifikationsmöglichkeit. Die erste war am vergangenen Wochenende über die Bühne gegangen. Da sich Meolie Jauch jüngst das Kreuzband gerissen hat und Helen Kevric wegen einer Fußverletzung aktuell pausiert, ist nicht nur die Riege des MTV Stuttgart geschwächt, sondern auch das Feld der EM-Kandidatinnen einigermaßen überschaubar. Viel wichtiger ist aber ohnehin der Juni mit den Olympiaqualifikationen.

Für alle deutschen Turnerinnen geht es dabei um nur noch einen zur Verfügung stehenden Startplatz. Im Oktober hatte die durch die Verletzungen von Elisabeth Seitz und Emma Malewski geschwächte Frauen-Riege des Deutschen Turnerbundes (DTB) die Qualifikation für Paris als Team verpasst. Pauline Schäfer-Betz und Sarah Voss konnten sich persönlich je einen Startplatz sichern. Um den einen Quotenplatz kämpfen nun zahlreiche Turnerinnen.

Elisabeth Seitz ist nun wieder eine von ihnen – und die Kriterien, die der Bundestrainer Gerben Wiersma definiert hat, kommen ihr durchaus entgegen. Als „sehr klar, sehr objektiv und sehr fair“ beschreibt der Niederländer die Regelung. Klar ist: Am Ende fährt die Turnerin nach Paris, die während der zwei Qualifikationen mit ihren Wertungen am ehesten eine Medaillenchance hat. Nicht zwingend im Mehrkampf, es reicht, diese Möglichkeit an einem Gerät nachzuweisen. Elisabeth Seitz wird sich daher auf den Stufenbarren konzentrieren.

An diesem Gerät ist sie 2022 Europameisterin, wenige Monate vor ihrer Verletzung noch deutsche Meisterin geworden. „Ich muss“, sagte sie schon vor Wochen selbstbewusst, „niemandem mit vielen Worten erklären, dass ich international konkurrenzfähig bin. Das habe ich über Jahre hinweg bewiesen.“ Diese Gewissheit hat ihr auch während der Reha geholfen: „Es ist extrem beruhigend zu wissen, dass ich abliefern kann.“

Neben Elisabeth Seitz ist auch Emma Malewski wieder einsatzfähig. Die Europameisterin von 2022 am Schwebebalken hatte sich kurz nach der Stuttgarterin und direkt vor der WM in Antwerpen das Syndesmoseband gerissen. Auch sie geht an diesem Samstag in Ketsch an die Geräte. Das EM-Aufgebot der Frauen gibt der DTB am Montag bekannt. Bei den Männern ist die Riege bereits nominiert: Lukas Dauser, Andreas Toba, Pascal Brendel, Nils Dunkel, Lucas Kochan und Milan Hosseini sind dabei.