Nicola Leibinger-Kammüller ist seit 2005 die Firmenchefin bei Trumpf. Foto: dpa

Der Werkzeugmaschinenhersteller wächst und stellt die Weichen für die Zukunft. Die nächste Generation arbeitet an anderen Themen als der langjährige Firmenchef Berthold Leibinger. Sie tut dies aber durchaus in seinem Sinne, meint Ulrich Schreyer.

Stuttgart - Man mag ja spotten über alte Tugenden wie Fleiß und Sparsamkeit. Und ob allein protestantische Ethik und pietistische Gläubigkeit, die wirtschaftliches Handeln durchaus auch als gottgefälliges Treiben betrachten, für Fortschritt sorgen, das kann durchaus diskutiert. Die Anfänge der deutschen Industrie lagen an Rhein und Ruhr, also in eher katholischen Gegenden. In der Nähe von Stuttgart aber gibt es ein Unternehmen, das gerne als Beispiel herangezogen wird, wenn es um Debatten über Konfessionen und wirtschaftliches Vorankommen geht: Den Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen. Der Seniorchef Berthold Leibinger wurde in Stuttgart geboren – sein Abitur aber legte er am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Korntal ab, einem wegen seiner pietistischen Brüdergemeinde auch als „heiliges Korntal“ apostrophierten Ort.

Verbindung mit der Kirche

Die Familie hat nie ein Hehl aus ihrer starken Verbindung mit der Kirche gemacht. Man ist aber auch nicht so bigott, dass man glaubt, in reinem Gottvertrauen selbst die Hände in den Schoß legen zu können. Berthold Leibinger war und ist ein von der Technik faszinierter Ingenieur. Die Verbindung von Werkzeugmaschinen mit dem hellen Licht des Lasers – das war wohl seine wichtigste Weichenstellung. Das war riskant, schließlich betrat das Unternehmen damit Neuland. Nicht alles, was ihm am Herzen lag, gibt es heute noch bei Trumpf. So wurde etwa der Bereich Medizintechnik verkauft. Doch auch die nächste Generation, die heute die Geschicke des Unternehmens lenkt, wagt sich – schneller als viele andere Maschinenbauer – auf Neuland vor. Um den Absatz anzukurbeln, wurde eine eigene Finanzierungsgesellschaft gegründet, mit Axoom eine Softwareplattform geschaffen.

Pionier bei der Digitalisierung

Dass man etwas von Lasern und Maschinen versteht, hat sich in der Vergangenheit ausgezahlt und das Unternehmen groß gemacht. Und dass Trumpf zu den Pionieren bei der Digitalisierung gehört, dürfte sich in Zukunft ebenfalls auszahlen. Die nächste Generation macht sich bei Trumpf zwar an anderen Themen zu schaffen als Berthold Leibinger – aber dies geschieht durchaus im Geist des Seniors.