Die Schlossfestspiele wollen sich neu aufstellen. Dafür gibt es Geld vom Bund – und fast zwnagsweise auch von der Stadt. Foto: S/imon Granville

Mit 800 000 Euro fördert die Stadt Ludwigsburg das Festival. Gekürzt wird nur bei anderen Kultureinrichtungen.

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg muss derzeit jeden Euro zweimal umdrehen und genau überlegen, was sie sich noch leisten kann. Sparen ist angesagt. Nicht so richtig ins Bild passt da, dass sie den Ludwigsburger Schlossfestspielen für die kommende Saison einen Förderbetrag von 800 000 Euro zugestehen will. Der Ausschusses für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung (WKV) hat dem mit einigem Zähneknirschen – vier von zehn Mitgliedern enthielten sich – zugestimmt. Der Gemeinderat soll an diesem Donnerstag das finale Okay geben.

Während andere Kultureinrichtungen in der Stadt, die bereits in diesem Jahr zehn Prozent weniger an Zuschüssen erhalten hatten, auch im kommenden Jahr mit mindestens fünf Prozent weniger auskommen müssen, sind die Schlossfestspiele von der Kürzung nicht betroffen. 40 000 Euro hätte die Stadt so eingespart.

Streicht die Stadt die Mittel, springt der Bund womöglich ab

Dass das kulturelle Aushängeschild der Barockstadt mit dem Geldsegen rechnen kann, hat einen Grund: Der Bund hatte vor der Spielzeit 2020 drei Millionen Euro zusätzlich zugesagt, um das Festival neu auszurichten. Ziel ist es, ein breiteres, weniger elitäres Publikum anzusprechen und globale Probleme stärker in den Blick zu nehmen. Die Mittel seien wegen Corona in diesem und im vergangenen Jahr nicht abgerufen worden, sagt Intendant Jochen Sandig. Kürze die Stadt ihre Zuschüsse erneut, könnte das „ein falsches Signal“ nach Berlin senden, argumentierte Sandig im WKV. Im schlimmsten Fall könnte der Bund die Mittel sogar komplett streichen, so Sandig. Aus seiner Sicht ist es auch nicht „unsolidarisch“, dass die Stadt seinem Betrieb unter die Arme greife, anderen Kultureinrichtungen aber nicht.

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Reinhardt Weiss, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, verwies im WKV neben den klaffenden Lücken im Haushalt in den kommenden Jahren aber genau darauf. Andere Einrichtungen müssten Kürzungen hinnehmen. „Nur zur Klarstellung“, sagte Weiss, „wenn der Bund die Mittel nicht bewilligt hätte, würden wir über die 40 000 Euro, die jetzt im Haushalt fehlen, gar nicht diskutieren?“ Von der Verwaltung kam kein Widerspruch.

Was passiert nach 2023?

Im Vergleich zu den anderen Einrichtungen – insgesamt spart die Stadt bei den Zuschüssen für die Kultur nun noch rund 80 000 Euro – sei der Betrag doch „recht groß“, sagte Daniel O’Sullivan (SPD). Klaus Herrmann (CDU) forderte einen Plan für die Zeit nach 2023, wenn es kein Geld mehr vom Bund gibt. Es müsse weiterhin „vernünftige Schlossfestspiele“ geben, „ohne, dass die Stadt in eine Lücke springen muss“. So sah es auch der Oberbürgermeister. Künftig werde wohl auch „ein stärkeres privates Engagement“ nötig, sagte Matthias Knecht.

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