Hat es spannend gemacht: Peter Deininger freut sich, als hätte er seine 21-stündige „Everest-Besteigung“ per Fahrrad schon hinter sich. Hinter ihm rollt Mit-Initiator Mike Beuerle, der seine Fahrt jedoch vorzeitig beenden musste. Foto: z

Beim „Everesting“ müssen per Fahrrad 8848 Höhenmeter absolviert werden. Eine Gruppe Skizunft-Triathleten hat das ausprobiert.

Kornwestheim - Die Corona-Pandemie hat auch bei den Triathleten der Skizunft Kornwestheim die gesamte Jahresplanung sowie den Wettkampfkalender komplett über den Haufen geworfen. So musste die 28. Ausgabe des Kornwestheimer Triathlons, eigentlich für den 20. September im Kalender, ausfallen – wie sämtliche weiteren Wettkampfveranstaltungen auch. Also begaben sich die Skizünftler auf die Suche nach einer neuen Herausforderung. Die fanden sie im sogenannten „Everesting“. Da aus dem Bereich des professionellen Radsports einige namhafte Fahrer bereits im Frühjahr beim Everesting nach Bestzeiten jagten, wurden die Triathleten darauf aufmerksam. Allerdings sollte der Fokus dann doch ein etwas anderer sein als der der Profis. Das Motto: Der Weg ist das Ziel oder soweit die Füße tragen beziehungsweise treten.

Everesting ist sehr einfach erklärt: Man fährt einen ausgewählten Anstieg so oft hoch und wieder hinunter, bis die Höhe des Mount Everest mit 8848 Metern absolviert ist. „Dass sich die Umsetzung sehr viel schwieriger gestaltet und für alle, die sich der Herausforderung stellen, neue Grenzerfahrungen bringen würde, kristallisierte sich für die Fahrer erst während der ganzen Aktion heraus“, gesteht Reinhold Oechsle, Triathlon-Pressewart bei der Skizunft Kornwestheim. Immerhin spreche man von einer Dauer von 17 bis 21 Stunden und einer Gesamtdistanz von 320 Kilometern. „Die Dauer stellt sogar einen Ironman-Wettkampf in den Schatten“, hörte man da von einigen, die damit vollkommen richtig lagen.

Einige Monate vor dem Everesting hatten Peter Deininger, Mike Beuerle, Uwe Lercher und Frank Saam die Strecke und die Marschtabelle festgelegt. Die Route sollte von Baach, gelegen östlich von Winnenden, über 2,8 Kilometer nach Baltmannsweiler führen und einen Anstieg von 165 Höhenmetern beinhalten. „Das heißt im Klartext: Die Strecke muss 56-mal hoch und runter gefahren werden“, so Oechsle. Der Plan: viermal hinauf strampeln, dann bei einer zehnminütige Pause etwas essen und die Beine lockern, und schließlich die Fahrt fortsetzen.

Anfang Juli hatten sich schließlich noch weitere Everesting-Begeisterte gefunden: Lars Empacher, Danijel Cakeljic, Sven Wolfsberger, Martin Kayser sowie zwei Gastfahrer. Das zehnköpfige Abenteurerteam war somit komplett. An einem Sonntagmorgen um 4.04 Uhr fiel dann der imaginäre Startschuss: In stockfinsterer Nacht und mit Radbeleuchtung ging’s los. Umgeben von Stille und beschienen von der aufgehenden Sonne brauchten die Skizunft-Sportler keine weitere Motivation mehr. Die Zweifel der Vortage, ob so etwas ohne spezielles Bergtraining überhaupt zu schaffen wäre, waren verflogen.

Im Verlauf des Tages mussten die zehn Everester sämtliche Höhen und Tiefen hinsichtlich Muskelschmerzen, Übelkeit, Verdauungsproblemen und Erschöpfung überwinden. Hilfe gab’s aus dem Verein: Immer wieder gesellten sich für einige Runden weitere Triathleten der Skizunft Kornwestheim hinzu und lieferten moralische Unterstützen. Am späten Nachmittag war allerdings klar: Für sieben der zehn Teilnehmer war der Marschplan nicht mehr zu halten. Die Erschöpfung nach mehr als 5000 Höhenmeter war übermächtig, ein Weiterfahren ausgeschlossen.

„Grund zur Enttäuschung gab es aber nicht“, wie Reinhold Oechsle berichtet. Diese enorme Leistung und die Erlebnisse seien schließlich nur schwer zu toppen. Außerdem: Peter Deininger, Lars Empacher und Sven Wolfsberger waren ja immer noch auf Tour.

Empacher und Wolfsberger waren die ersten Gipfelstürmer. Das Duo hielt die Marschtabelle nahezu exakt ein und war um 21.48 Uhr auf dem „Dach der Welt“, das diesmal eben im Rems-Murr-Kreis lag, angekommen. „Eine Wahnsinnsleistung“, kommentiert Oechsle. Peter Deininger machte es etwas spannender. Nachdem er eine Pause eingelegt hatte, erreichte er den Gipfel um 1 Uhr, nach 21 Stunden.

In einem Punkt waren sich alle Everester einig: Das Erlebte mit Höhen, Tiefen, die Emotionen und die Grenzerfahrung, was Körper und Geist bewältigen können, waren einzigartig und faszinierend. Dies sei nur noch schwer zu toppen.