Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist auf einem Plakat das Wort Radon zu lesen. Foto: dpa/Uli Deck

Das Gesundheitsrisiko durch das radioaktive Gas Radon den meisten Menschen in Deutschland nicht ausreichend bekannt. Dabei ist Radon nach dem Rauchen ist die zweithäufigste Todesursache für Lungenkrebs und erhöht das Schlaganfall-Risiko.

Man sieht es nicht, man riecht es nicht, man kann es nicht schmecken. Radon. Das radioaktive Edelgas kommt Radon in allen Gebäuden, in der Außenluft und im Boden vor. Von dort dringt das in Keller und Untergeschosse ein und breitet sich in anderen Räumen aus.

Die Konzentration hängt von der Bodenbeschaffenheit ab. Diese variiert von Grundstück zu Grundstück. Ein Bodengutachten gibt Auskunft über die Radon-Konzentration.

Risiken durch Radon sind zu wenig bekannt

Das Gesundheitsrisiko durch das radioaktive Gas Radon ist aus Sicht des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Deutschland nicht ausreichend bekannt. Radon sei ein ernst zu nehmendes Risiko für die Gesundheit und nach dem Rauchen ist Radon die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs, warnt das BfS.

Für mehr Wissen zur gesundheitsschädlichen Wirkung des radioaktiven Gases Radon haben Wissenschaftler eine bundesweite Karte erstellt. Die Übersicht des BfS zeigt die durchschnittliche Radon-Konzentration, der Menschen in ihren Wohnungen schätzungsweise ausgesetzt seien. Effektiv gegen Radon vorgehen lasse sich aber nur, wenn man das genaue Vorkommen zuhause kenne, sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini.

Geschätzte durchschnittliche Radon-Konzentrationen der Raumluft, der Einwohner einer Gemeinde in ihren Wohnungen ausgesetzt sind. Foto: BfS

Radon-Konzentration für mehr als zehn Millionen Deutsche zu hoch

Neuen Berechnungen des BfS zufolge liegt die bundesweit durchschnittliche Radon-Konzentration bei rund 65 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Aus der Karte lässt sich ablesen, ob der Durchschnittswert in der eigenen Stadt oder Gemeinde über oder unter diesem Mittelwert liegt.

Regionale Schwankungen reichen demnach von unter 35 im westlichen Niedersachsen bis weit über 150 in vielen Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen.

Hier können Sie die Radon-Konzentration in Ihrer Gemeinden erfahren.

Prognosen zufolge sind etwa 10,5 Millionen Menschen einer Radon-Konzentration in Wohnungen von über 100 Becquerel pro Kubikmeter ausgesetzt, heißt es seitens des BfS. Bei knapp zwei Millionen davon überstiegen die Radon-Konzentrationen sogar den Wert von 300 Becquerel pro Kubikmeter. Vereinzelt seien Konzentrationen von mehr als 1000 Becquerel pro Kubikmeter möglich. Dies sei jedoch selten.

Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird der Karlsruher Radonexposimeter gezeigt, mit dem eine passive Radonmessung durchgeführt wird.

Schwarzwald ist Radon-Gebiet

Das Flügelrad für Radioaktivität ist im Bundesamt für Strahlenschutz im Radon-Labor auf einer sogenannte Ringleitung für hoch konzentriertes Radon zu sehen. Foto: dpa/Christoph Soeder

Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Gas, das entsteht, wenn radioaktive Metalle wie Uran oder Radium in Gesteinen und im Erdboden zerfallen. Durch Risse in Kellerwänden und -böden, Baufugen und Lücken um Rohre kann das unsichtbare, geruchlose Gas in Wohnhäuser gelangen.

Typische Radon-Gebiete sind Schwarzwald und Erzgebirge, die Sächsische Schweiz, der Bayerische Wald bis hin zu den Alpen, aber auch Teile Thüringens. Das BfS geht davon aus, dass in diesen Regionen bis zu 20 Prozent der Gebäude den Referenzwert überschreiten.

Wie kann man sich schützen?

Beim Karlsruher Institut für Technologie wird der Karlsruher Radonexposimeter gezeigt, mit dem eine passive Radonmessung durchgeführt wird. Foto: dpa/Uli Deck

Frische Luft ist das günstigste Mittel zur Abhilfe. Gründlich durchlüften, raten die Experten. Das geht einfach mittels geöffneter Fenster oder mit einer Lüftungsanlage. Ein unbeheizter Keller kann ebenfalls helfen. Er verhindert, dass warme Luft und mit ihr Radon hoch in die Wohnräume zieht.

Deutlich erhöhtes Krebs- und Schlaganfall-Risiko

Radon kann aber nicht nur Krebs verursachen, sondern auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, deutlich erhöhen. Das gilt nicht nur für hohe, sondern sogar bereits für moderate Konzentrationen des Gases, wie aus einer aktuellen Studie im „Neurology Journals“ hervorgeht.

Ein Forscherteam um Eric Whitsel von der University of North Carolina in Chapel Hill und Sophie Buchheit von der Brown University in Rhode Island haben untersucht, ob Radon auch im Zusammenhang mit Schlaganfällen steht. Dafür werteten sie die Gesundheitsdaten von knapp 160 000 weiblichen Testpersonen in den USA über einen Zeitraum von 13 Jahren aus.

Niedrigere Radon-Grenzwert nötig

Das Ergebnis ist erschreckend: Frauen mit einer Radon-Belastung zwischen zwei und vier pCi/L Radon hatten ein um sechs Prozent höheres Schlaganfallrisiko. Frauen, die mehr als vier pCi/L Radon ausgesetzt waren, sogar ein um 14 Prozent höheres Schlaganfallrisiko als geringer belastete Personen, wie das Team ermittelte.

Zur Info: Bq/m3 und pCi/L sind unterschiedliche Maßeinheiten für die Radioaktivität innerhalb eines Raumvolumens. Bq/m3 wird weltweit, pCi/L fast ausschließlich in den USA verwendet.

„Wir haben auch ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko bei denjenigen festgestellt, die Radonkonzentrationen ausgesetzt sind, die bis zu zwei pCi/l unter dem aktuell geltenden Schwellenwert liegen“, sagt Whitsel. Der Grenzwert müsse daher möglicherweise gesenkt und häufiger Geräte zur Radonreduzierung in Häusern eingebaut werden, um nicht nur Lungenkrebs, sondern auch Schlaganfälle zu vermeiden.