Es gibt Streicheleinheiten für das Pony Jako, bevor es diesem Bewohner des Alexander-Stifts neckisch an der Hand knabbert. Foto: Gottfried Stoppel

Die Bewohner des Gemeindepflegehauses in Allmersbach im Tal haben vierbeinigen Besuch bekommen – der es vor allem auf Möhren und Streicheleinheiten abgesehen hat. Das genießen nicht nur die Senioren.

Vier Ponys, drei weiß-schwarz gescheckt, eines mit braunem Fell, stehen auf der Wiese hinter dem Alexander-Stift in Allmersbach. Etwa hüfthoch, verspielt und hungrig auf Möhren, scheinen die Vierbeiner die idealen Besucher für die Bewohnerinnen und Bewohner des Gemeindepflegehauses. Ihre geringe Größe erlaubt das Streicheln im Sitzen, was den Senioren entgegenkommt. Außerdem kostet der Kontakt auch zögerliche Zeitgenossen weniger Überwindung als ein Tête-à-Tête mit einem ausgewachsenen Pferd.

 

„Tiere und Kinder gehen immer“, sagt die Heimleiter Arne Vogel. Die Ponys sind zum ersten Mal in Allmersbach, waren aber schon Gast in anderen Pflegehäusern des Alexander-Stifts, beispielsweise in Waiblingen-Hohenacker. Die Aufmerksamkeit, die ihnen von Bewohnern und Pflegeteam zuteil wird, sind sie also gewohnt – und Streicheleinheiten keineswegs abgeneigt.

Diese Rasse ist sehr menschenbezogen

Verantwortlich für die tierische Abwechslung ist Regina Bürkle, stellvertretende Geschäftsführerin des Alexander-Stifts und zugleich Pony-Besitzerin. Ihre Familie führt einen Hof in Großerlach und hält dort unter anderem die Rasse Deutsche Classic Pony, die nun Freude ins Seniorenheim bringt. „Im Gegensatz zu Shetlandponys sind sie zahmer, weniger stur und sehr menschenbezogen“, sagt Regina Bürkle.

Die Rasse, eine Mischung aus amerikanischen Shetlandponys und Warmblütern, ist selten in Deutschland. Doch die Nahbarkeit der Tiere ist offensichtlich. Sie lassen sich von den Bewohnern streicheln und füttern, stupsen ihre Nüstern sanft gegen Handflächen und knabbern auch mal neckisch.

Jekyll, das drei Monate alte Fohlen, holt sich ab und an eine Dosis Milch bei der Mutter und tobt sich auf dem Gras aus. Doch immer wieder trabt das Jungtier zurück zur Gruppe, um noch ein paar Streicheleinheiten zu bekommen. Für Arne Vogel steht außer Frage, wie wichtig solche Aktivitäten für die Menschen hier sind: „Es ist erstaunlich, wie gut das Angebot ankommt. Die Bewohner blühen richtig auf.“

Der Besuch von Tieren sei besonders schön, da Haustiere im Alexander-Stift nicht gehalten werden könnten. „Um Tiere muss sich gekümmert werden, das können die Bewohner in der Regel nicht selbst, und das Pflegeteam kann das nicht zusätzlich leisten.“ Eine Pflegerin bestätigt, wie wertvoll der Kontakt mit den Ponys für die Senioren sei. „Einer unserer Bewohner bleibt normalerweise immer auf seinem Zimmer, es wird ihm oft zu laut und zu viel. Aber jetzt ist er rausgekommen und schaut sich die Ponys an. Das ist beachtlich.“

Kindheitserinnerungen werden wach

Die Menschen im Pflegehaus zeigen genauso wenig Scheu vor den Ponys wie umgekehrt. Eine Bewohnerin mit rumänischen Wurzeln berichtet vom landwirtschaftlichen Betrieb, den sie dort hatten: „Meine Eltern hatten dort alles, auch Pferde. Deshalb ist es schön, die Ponys zu Besuch zu haben.“ Eine andere Bewohnerin ergänzt: „Man sagt ja, Pferde und Hunde seien die beste Therapie. Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn die Ponys jede Woche kämen.“