Bei Dinkelacker stapeln sich die Bierfässer zu Türmen auf. Foto: Lichtgut/Rettig

Dinkelacker-Geschäftsführer Bernhard Schwarz rechnet mit veränderten Konsumgewohnheiten nach der Coronakrise. Im Interview erzählt er zudem, warum der Einkauf im Supermarkt niemals den Umsatz in der Gastronomie und bei Festen wettmachen kann.

Stuttgart - Laut Untersuchungen konsumieren die Menschen in der Coronakrise zwar mehr Alkohol. Bei der Stuttgarter Brauerei Dinkelacker Schwabenbräu stapeln sich aber trotzdem die Fässer. Der Geschäftsführer Bernhard Schwarz erklärt, warum.

Herr Schwarz, es herrscht schönstes Biergarten-Wetter. Blutet Ihnen das Herz?

Natürlich! Es ist sehr schade. Die Corona-Einschränkungen treffen die Brauereien sowie unsere Gastronomen hart.

Müssen Sie Bier wegschütten?

Nein. Aber wir haben sehr viel Fassbier auf Lager. Die Absätze sind mit der Schließung der Gastronomie von heute auf morgen auf Null zurückgegangen. Das ist jetzt vier Wochen her. Je höher der Absatzanteil in der Gastronomie ist, desto stärker sind die Brauereien getroffen. Bei uns liegt er bei 20 Prozent, aber andere kommen auf bis zu 50 Prozent.

Trinken die Leute zur Krisenbewältigung momentan nicht mehr Bier? Laut der Gesellschaft für Konsumforschung ist der Absatz um elf Prozent gestiegen.

Flaschenbier wird auch weiterhin gebraut und gefüllt: Da ist der Absatz ordentlich, er kann aber den Verlust nicht ausgleichen. Bier ist ein Produkt, das Anlass bezogen konsumiert wird, Bier braucht Geselligkeit. Also zum Beispiel bei einer Grillparty, nach dem gemeinsamen Sporttraining, auf Veranstaltungen und Festen wie beim Frühlingsfest, das übrigens am kommenden Samstag eröffnet worden wäre, oder beim Volksfest. Das fällt jetzt alles weg. Wenn man Abstandsregeln einhalten muss und sich im Prinzip nicht treffen darf, gibt es viel weniger Gelegenheiten, ein Bier zu trinken. Obwohl es auch allein zu Hause ein Genuss ist, den man sich erlauben sollte.

Immerhin startet die Bundesliga vielleicht wieder im Mai. Hilft das?

Fußball ist für den Bierkonsum immens wichtig – aber ob dies auch für Geisterspiele ohne Zuschauer gilt? Dazu haben wir keine Erfahrung. Ein Fußballspiel ist eigentlich ein Gruppenerlebnis.

Besteht die Gefahr, dass die Leute bald auf dem Trockenen sitzen, weil Ihnen die Zutaten ausgehen?

Nein. Regionalität zahlt sich jetzt aus, sie hat allerdings auch ihren Preis. Wir beziehen alle unsere Rohstoffe aus Baden-Württemberg. Wir sind nicht vom Ausland abhängig.

Und wie lange können die Brauereien aus wirtschaflicher Sicht noch auf dem Trockenen sitzen?

Das ist schwer, zu sagen. Für die Gastronomie ist es jedenfalls höchste Zeit, dass sich etwas bewegt. Wir haben ja auch große Objekte wie Carls Brauhaus am Schlossplatz. Und die Konsumgewohnheiten ändern sich schnell. In den letzten Jahren ist der Außer-Haus-Konsum stark gestiegen, aber jetzt nehmen die Menschen plötzlich alle Mahlzeiten zu Hause ein. Da entstehen viele neue Mechanismen. Man muss die Gäste also erst einmal wieder zurückgewinnen. Aber ich bin zuversichtlich. Wir werden es schaffen – und unsere Brauerei sowieso.