Bei der TransNEXT Open Innovation Challenge 2023 herrschte wieder ein besonderer Innovationsgeist. Foto: TransnetBW GmbH

Die Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW zeigt, wie Innovationen im Unternehmen gefördert und umgesetzt werden können. Die TransNEXT Open Innovation Challenge ist bereits ein echter Erfolg.

In dem sich wandelnden Energiesystem positioniert sich TransnetBW nicht nur als Treiberin der Energiewende, sondern auch als moderne Arbeitgeberin mit einem klaren Fokus auf Systemstabilität und Versorgungssicherheit, aber auch auf Innovationen für die Energiewelt von morgen. Mit der TransNEXT Open Innovation Challenge gibt die Übertragungsnetzbetreiberin Mitarbeitenden sowie Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden von Hochschulen die Möglichkeit, Ideen für die Zukunft zu entwickeln und sich aktiv einzubringen.

Mit der StromGedacht-App, der Gewinneridee des Innovationswettbewerbs aus dem Jahr 2021, beweist das Unternehmen nicht nur seine Offenheit für neue Lösungen, sondern auch die Umsetzungsfähigkeit von Innovationen.

TransnetBW Innovationscampus: Ort für Kreativität und Vernetzung

Nach dem Debüt im Jahr 2021 startete im September vergangenen Jahres die zweite TransNEXT Open Innovation Challenge im sogenannten NEXTLab, dem Innovationscampus von TransnetBW in Wendlingen am Neckar. Auch diesmal brachte der Innovationswettbewerb wieder kreative Köpfe aus unterschiedlichen Bereichen mit verschiedenen Hintergründen zusammen.

Die insgesamt 20 Teilnehmenden wurden während der siebenwöchigen Entwicklungsphase onsite und remote von Innovationsexpertinnen und -experten von TransnetBW sowie von Innovation Coaches von bwcon und dem Steinbeis-Beratungszentrum Sozio-Informatik begleitet. Sie lernten nicht nur innovative Methoden zur Entwicklung ihrer Ideen, sondern hatten die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und auszutauschen.

Pitch Day: Präsentationen der Ideen

Nach drei intensiven Workshops und Arbeitsphasen bildete der Pitch Day den Höhepunkt des Innovationswettbewerbs. An diesem Tag präsentieren die Teams ihre ausgearbeiteten Ideen vor der intern und extern besetzten Jury.

„Mein Highlight des Tages war neben den Pitches die Jury-Sitzung. Hier habe ich mitbekommen, wie tief involviert die Führungskräfte in den Themen waren, wie wertschätzend sie mit den Ideen der Teams umgegangen sind und wie sehr sie für Innovationen gebrannt haben. Das spricht für eine sehr gute Innovationskultur“, resümiert Jury-Mitglied Prof. Dr. Christoph Zanker von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

Projektleiter und Senior Manager Strategie und Unternehmensentwicklung Felix Staudacher ist stolz: „TransNEXT hat sich als Innovationsformat mit dem zweiten Durchlauf bewährt und etabliert. Mitarbeitende bekommen nicht nur Hilfestellung, um neue Ideen für das Unternehmen zu entwickeln, sondern können sich aktiv an der Zukunftsfähigkeit von TransnetBW beteiligen. Diese Chance wurde von den Teilnehmenden mit viel Energie und Kreativität genutzt.“

Das Team „einfach.so“ überzeugte am Ende und gewann das Preisgeld in Höhe von 5000 Euro. Die Idee dahinter wird seitdem im Unternehmen weiterentwickelt. Wie eine Idee in die Umsetzung gehen kann, hat das StromGedacht-Team eindrücklich gezeigt.

Gewinner der Open Innovation Challenge 2021

Die „StromGedacht“-App hat ihren Ursprung in TransNEXT und zeigt beispielhaft, wie die Umsetzung nach dem Ideenwettbewerb aussehen kann. Die Grundidee hinter der App: Indem sie ihren Verbrauch an die Situation im Stromnetz anpassen, können Privatpersonen und Unternehmen einen aktiven Beitrag zur Energiewende und zu einem stabilen Stromnetz leisten. 2021 gewann das Team hinter dieser Idee die Open Innovation Challenge. Offiziell auf den Markt kam die App dann ein Jahr später, Ende 2022. Seither wurde sie rund 270.000 Mal heruntergeladen.

StromGedacht-App: So funktioniert sie

Die Motivation für die App hat mit einem Phänomen zu tun, das viele auf den ersten Blick verwundert: Wenn Windparks im Norden besonders viel Strom produzieren, kann es im Süden immer wieder dazu kommen, dass konventionelle Kraftwerke hochfahren. Vereinfacht ausgedrückt liegt das daran, dass durch das hohe Angebot an Windstrom die Großhandelspreise an der Strombörse sinken und sich Marktteilnehmer (zum Beispiel Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken oder andere flexible Verbraucher) im industriereichen Süden mit günstigem Strom eindecken. Im Prinzip ist genau das gewollt: Wenn viel günstiger Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird, soll er in ganz Deutschland gekauft und verbraucht werden.

Sobald nach dem Handel an der Strombörse feststeht, wer, wo und wann Strom erzeugt oder verbrauchen möchte, berechnen komplexe Netzmodelle, wie der Strom von den Erzeugungsorten, zum Beispiel Windparks im Norden, zu den Verbrauchern gelangt. Dann zeigt sich regelmäßig, dass das bestehende Übertragungsnetz für den Transport von so viel Windstrom von Nord- nach Süddeutschland noch nicht ausgelegt ist – die Leitungen drohen zu überlasten. Man spricht von einem Netzengpass.

In solchen Situationen regeln die Übertragungsnetzbetreiber zunächst fossile Kraftwerke, wenn nötig aber auch Windparks, im Norden ab. Damit die eingekauften Strommengen dennoch bei den Käufern ankommen, müssen im Süden fossile Kraftwerke einspringen oder es muss Strom aus dem Ausland zugekauft werden. Dieses Netzengpassmanagement heißt in Fachkreisen Redispatch. Obwohl diese Engpass-Situationen oft nur wenige Stunden andauern, entstehen dabei hohe CO2-Emmissionen sowie hohe Kosten, die über die Netzentgelte in die Stromrechnung der Verbraucherinnen und Verbraucher einfließen. Laut Bundesnetzagentur betrugen die Kosten im Jahr 2022 rund 4,2 Milliarden Euro.

An genau diesem Punkt setzt die StromGedacht-App von TransnetBW an. Sie benachrichtigt ihre Nutzerinnen und Nutzer über Push-Mitteilungen, wenn ein Netzengpass prognostiziert wird, sodass sie ihren Stromverbrauch auf die Zeit vor oder nach dem Engpass verlegen können. Praktisch bedeutet das beispielswiese: Bei einem prognostizierten Engpass zwischen 16:00 und 18:00 Uhr empfiehlt die App im Vorfeld, den Verbrauch (zum Beispiel das Laden eines E-Autos oder den Waschgang einer Waschmaschine) auf einen Zeitpunkt davor oder danach zu verschieben. Sinkt dadurch der Stromverbrauch während des Engpasses ausreichend stark, muss kurzfristig weniger teurer und CO2-intensiver Strom aus dem Ausland beschafft werden. Bei der vorerst letzten Auslösung im Januar 2024 haben über 14.000 Personen ihre Beteiligung in der App signalisiert.

Strom sparen mit erneuerbarer Energie

Daneben benachrichtigt die App ihre Nutzerinnen und Nutzer seit November 2023 auch dann, wenn in Baden-Württemberg besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist und kaum Netzengpässe vorliegen. Auf diese Weise wird sowohl die Situation auf der Erzeugungsseite als auch die oft vernachlässigte Situation auf der Netzseite berücksichtigt. StromGedacht empfiehlt, den planbaren Stromverbrauch in diese günstigen Zeiten („Supergrün-Phasen“) zu verschieben. Das geht sogar automatisch – und zwar mit der bereits eingeführten Application Programming Interface (API).

Diese Programmierschnittstelle ermöglicht es, dass andere Programme oder Geräte auf die Signale der App zugreifen und sie nutzen können. Haushalte mit einem Smart Home oder Unternehmen können so beispielsweise den Betrieb von E-Ladestationen oder Wärmepumpen an die Signale der App automatisch anpassen lassen. Auch Städte und Gemeinden oder Unternehmen können dadurch flexible Verbraucher netzdienlich steuern und einen Beitrag zur Energiewende und Kostensenkung leisten.

Die App zeigt den Netzzustand in vier Farben:

  • Supergrün – Strom bevorzugt jetzt nutzen: Es wird empfohlen, Strom bevorzugt in dieser Phase zu nutzen, da besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist, der überwiegend regional erzeugt wird.
  • Grün – Strom wie gewohnt nutzen: Wenn sich das Stromnetz in Baden-Württemberg im Normalbetrieb befindet, wird empfohlen, den Strom wie gewohnt zu nutzen.
  • Orange – Verbrauch aufgrund von Netzengpässen reduzieren: Bei einem Netzengpass in Baden-Württemberg wird empfohlen, den Stromverbrauch auf die Zeit vor oder nach dem Engpass zu verschieben.
  • Rot – Verbrauch reduzieren aufgrund von drohendem Strommangel: Wenn aufgrund einer zu geringen Stromerzeugung die Nachfrage in Baden-Württemberg nicht gedeckt werden kann, wird empfohlen, den Stromverbrauch zu reduzieren. Seit dem Launch der App wurde rot niemals ausgelöst und eine Auslösung bleibt weiterhin sehr unwahrscheinlich.

Weitere Informationen können Interessierte auf der Webseite von StromGedacht nachlesen.