Auf der Streuobstwiese am Rohrer Weg in Möhringen gibt es dieses Jahr keine Honigernte. Die Bienen haben gerade genug produziert, um sich selbst zu ernähren.
Möhringen - Ursula Minges ist diesmal leer ausgegangen. Die stellvertretende Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Rohrer Weg wollte wie üblich ein paar Gläser von dem Honig kaufen, den die Bienen von Imker Tim Coote auf der Streuobstwiese am Rohrer Weg produzieren. Es gibt aber keinen Honig – zumindest nicht für die Menschen. „Es war dieses Jahr so wenig, dass wir es den Bienen gelassen haben, weil sie es als Futter brauchen“, erklärt Coote. Er und seine Frau Maria Steinhauf betreiben seit zehn Jahren die Hobby-Imkerei. Mehr als 20 Völker sind auf der Streuobstwiese am Rohrer Weg sowie auf der Fläche Im Ried verteilt.
Dass es so wenig Honig gibt, scheint verwunderlich, da es dieses Jahr sehr viele Äpfel gibt. Nicht nur in Möhringen, sondern in ganz Baden-Württemberg freuen sich die Bauern über die gute Obsternte. Auch für die Schutzgemeinschaft Rohrer Weg ist es ein Grund zur Freude (unsere Zeitung berichtete). Im vorigen Jahr hatten die Vereinsmitglieder kaum genug Früchte, um die Saftpress-Aktionen mit Kindergärten und Schulklassen zu machen. Viel Obst müsste im Umkehrschluss aber bedeuten, dass die Bienen viele Blüten bestäubt haben, viel zu fressen hatten und somit eigentlich viel Honig hätten produzieren können. 80 Prozent der Blüten werden von Honigbienen bestäubt, um den Rest kümmern sich Wildbienen und Hummeln.
Der milde Winter und die Varroamilbe sind schuld
Tim Coote hat zwei Vermutungen, weshalb der Ertrag dieses Jahr dennoch schlecht ist. „Zum einen war der Winter sehr mild. Der Raps zum Beispiel hat deswegen viel zu früh geblüht.“ Zum anderen habe er einen starken Befall der Varroamilben gehabt, sagt er. Noch nie habe er Völker im Sommer verloren, dieses Jahr sogar gleich zwei Stück. „Wir haben leider zu spät mit der Behandlung begonnen“, bedauert er. Die Varroamilbe ist ein Parasit, der sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock entwickelt. Die von den Milben befallenen Bienen haben eine kürzere Lebensspanne und ein schlechteres Immunsystem. Die Varroamilbe wird als Hauptverursacher des seuchenartig auftretenden Bienensterbens gesehen. Bekämpft werden die winzigen Parasiten mit Ameisensäure.
Offenbar sei die Honigernte in ganz Baden-Württemberg dieses Jahr nicht besonders gut, erzählt Coote. Voriges Jahr habe es ganz anders ausgesehen. „Wir hatten sogar vier Sorten: Rapshonig im Frühjahr, im Sommer Waldhonig, Akazienhonig und Blütenhonig“, erzählt er. Üblicherweise schleudern er und seine Frau gut 15 Kilogramm Honig pro Volk und Jahr.
Deutlich weniger Ertrag als in normalen Jahren
Ulrich Valic ist ebenfalls Hobby-Imker. Der Möhringer hat ein Volk in seinem Garten stehen, drei Stück in Weissach und vier in Nürtingen, dort ebenfalls auf einer Streuobstwiese. Er kann ähnliches berichten: „Normalerweise habe ich 20 Liter Honig pro Volk und pro Jahr, dieses Mal waren es nur drei oder vier Liter“, erzählt er. Ein Liter Honig wiegt etwa 1,4 Kilogramm. „Es lohnt sich nicht mal, die Schleuder anzuschmeißen.“ Die Varroamilben seien weniger die Ursache für den schlechten Ertrag, glaubt Valic. Er gibt dem milden Winter die Hauptschuld. Die Natur sei dieses Frühjahr drei Wochen zu früh dran gewesen. „Es hat schon eine ganze Zeit geblüht, bevor die Bienen losgeflogen sind. Ihnen fehlt daher die komplette Kirschblüte.“
Für Tim Coote ist das schlechte Jahr jedenfalls kein Grund zum Verzweifeln. Die Gesundheit seiner Völker sei ihm am wichtigsten. Er hofft auf das nächste Jahr: „Das Areal am Rohrer Weg ist ein idealer Standort, um naturbelassen zu imkern.“