Die diversen Aufbauten im Innenhof des Bosch-Areals haben Kritiker hervorgerufen. Ein Raucher-Zelt ist dort bereits verschwunden Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Architekt Roland Ostertag, der die Umgestaltung des Bosch-Areals geplant hat, übt scharfe Kritik besonders am Zustand des Innenhofes. Besonders Werbebanner und gastronomische Aufbauten erregen seinen Unmut. Nach einer Ortsbegehung schreitet die Stadt jetzt ein – allerdings erst in zweiter Linie aus Gründen des Denkmalschutzes

Stuttgart - Zur Jahrtausendwende hat das historische Bosch-Areal neben der Liederhalle ein neues Aussehen erhalten. Doch der damalige Architekt Roland Ostertag ist mit dem heutigen Zustand des teilweise denkmalgeschützten Ensembles ganz und gar unzufrieden. In einem Brandbrief an die Stadt, die Verwaltung des Areals und diverse andere Adressaten hat er scharfe Kritik geübt. Besonders das Aussehen des Innenhofs mit Zelt, Bar, Werbebannern und diversen Möblierungen ärgert ihn: „Von Rücksichtnahme auf die Geschichte des Ortes, auf Denkmalschutz keine Rede“, schimpft Ostertag – und kann jetzt einen ersten Erfolg verbuchen – allerdings anders als gedacht.

Denn bei einer Besichtigung des Geländes hat die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Ostertags Eindruck weitgehend nicht geteilt. „Sie hat den Eindruck gewonnen, dass Möblierungen im Innenhof des Bosch-Areals das Erscheinungsbild der Sachgesamtheit nicht erheblich beeinträchtigen“, heißt es in einer Stellungnahme. Die bemängelten Einbauten seien eine Angelegenheit des Baurechtsamts und des Ordnungsamts. Vorgegangen sind die Denkmalschützer lediglich gegen mehrere Werbebanner und Werbefahnen an den Gebäuden, die verschiedene Mieter aufgehängt hatten. Einige davon sind inzwischen entfernt worden.

Dennoch müssen die diversen gastronomischen Aufbauten im Innenhof verschwinden. Allerdings nicht aus Gründen des Denkmalschutzes. Das Baurechtsamt hat dem Eigentümer des Areals schriftlich mitgeteilt, „dass ohne Genehmigung ein Zelt, eine Theke sowie ein Podest unter der Glasüberdachung errichtet wurden“. Außerdem sei Außenbestuhlung in den Rettungswegen aufgestellt worden. Der Eigentümer wird aufgefordert, all dies entfernen zu lassen. Das Zelt ist bereits weg. Allerdings hat es ohnehin nur im Winter als Schutz für die rauchenden Gäste der hauptsächlich angesprochenen Gastronomie gedient.

Die Bar steht bereits seit 14 Jahren – ohne Anstände

Deren Betreiber ist fassungslos. „Die Bar zum Beispiel steht seit 2002, die haben wir schon vom Vormieter übernommen. Alles, was wir hier tun, ist mit dem Vermieter abgesprochen.“ Wie auch die Behörden jetzt festgestellt hätten, verstoße man in keiner Weise gegen den Denkmalschutz. Man sei zwingend auf Außenflächen angewiesen. Zelt und Bar seien noch nicht einmal fest verankert. Man prüfe derzeit kostenintensive Alternativen, frage sich aber inzwischen, ob es sich um eine Kampagne gegen das Unternehmen handle.

Im Bosch-Areal selbst gibt es unterschiedliche Meinungen zur Ausgestaltung des Innenhofs. Ostertag hat allerdings diverse, auch prominente Unterstützer gefunden. So sagt Alexander Vohl, Geschäftsführer der auf dem Gelände ansässigen Wulf Architekten GmbH, die Qualität der Passage „leidet doch sehr“ unter dem Ausmaß der gastronomischen Nutzung. Konzertveranstalter Michael Russ hält „geordnete Verhältnisse für dringend notwendig“, und für den ehemaligen Denkmalpfleger Georg Kempter macht der Hof einen „verkommenen Eindruck“.