Während der Bundesgartenschau 2019 hielten in der Stadt auch Züge, die an den Fernverkehr angeschlossen sind. Foto: imago/Future Image/Christoph Hardt

Seit vielen Jahren setzt man sich in Heilbronn dafür ein, dass ICE in die Stadt einfahren können. Laut dem VCD könnte das bald für einen kurzen Zeitraum möglich sein. Doch einige Probleme müssen noch überwunden werden.

Am 29. April 2019 fand das Unvorstellbare für Heilbronn statt. An dem Morgen jenes Frühlingstages fuhr mit fast 50 Minuten Verspätung der ICE 715 aus Köln in den Hauptbahnhof ein. Nach langem Ringen und Einsatz lokaler Politiker wurde die Stadt für sieben Monate für den Fernverkehr geöffnet und die erste Bahn als ein Ereignis gefeiert. In dem kurzen Zeitraum fand dort die Bundesgartenschau statt. Um den Ansturm von 2,3 Millionen Menschen bewältigen zu können, hatte man die Genehmigung, auch ICE in die Stadt zu leiten.

Seitdem ist viel Zeit vergangen und das Thema der Anbindung Heilbronns an den Fernverkehr immer wieder ein großes Politikum in der Stadt im Norden Baden-Württembergs gewesen. Bundes- und Landespolitiker setzen sich für das Verkehrsvorhaben ein und versuchen auf verschiedenen Ebenen, auch Druck auf das Bundesverkehrsministerium auszuüben. Bisher mit wenig Erfolg. Doch ab nächstem Jahr könnte sich die Stadt für einen kurzen Zeitraum wieder Hoffnung machen.

Hoffnung durch Bahnsperrung

Laut Matthias Lieb, dem Landesvorsitzenden des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), könnte sich der Stadt im Jahr 2024 wieder ein Zeitfenster öffnen, in dem ICE dort halten könnten. Ab Mitte nächsten Jahres soll die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim für fünf Monate für den Verkehr gesperrt werden. „In dieser Zeit könnten verschiedene ICE-Verbindungen über Heilbronn umgeleitet werden“, sagt er. Aktuell seien die Bedingungen an dem Bahnhof jedoch noch ungeeignet, weil die Bahnsteige mit 200 Meter Länge die Fernverkehrszüge, die doppelt so lange sind, gar nicht aufnehmen könnten. „Man kann aber provisorische Verlängerungen des Bahnsteigs, beispielsweise aus Holz, aufbauen“, sagt Lieb. Er sieht die Deutsche Bahn (DB) in der Verantwortung, das Vorhaben umzusetzen. Bislang erkenne er jedoch wenig Ambitionen dafür. „Das Problem ist einfach, dass es in Heilbronn eine schwere Gemengelage ist“, sagt er.

Laut einer Bahn-Sprecherin laufen jedoch die ersten Gespräche, um eine Anbindung Heilbronns an den Fernverkehr für nächstes Jahr zu ermöglichen. „Aktuell stimmt die DB mit Eisenbahnverkehrsunternehmen, Aufgabenträgern und Verbänden die Details des Verkehrskonzepts für die Generalsanierung der Riedbahn im zweiten Halbjahr 2024 ab“, sagt die Sprecherin. Dabei ginge es auch um mögliche Umleitungsstrecken für Fernverkehrszüge. Noch sei das Konzept aber nicht final umgesetzt.

Einmal umsteigen für Fernverkehr?

Das große Handicap für die Stadt bei der Berücksichtigung für Fernverkehrszüge ist zudem die geografische Lage. Laut der Sprecherin liege die Stadt abseits der Hauptverkehrsachsen des bundesweiten Schienenfernverkehrs. Außerdem sieht die Sprecherin der Bahn Heilbronn bereits gut in das Fernverkehrsnetz angebunden. „Fahrgäste aus Heilbronn erreichen wichtige Metropolen schnell und komfortabel mit meist nur einem Umstieg.“ Das ist eine Ansicht, die sicher nicht alle mit der DB teilen werden.

Einer, der sich ebenfalls für Heilbronns Anbindung einsetzt, ist der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel. In einer Mitteilung auf Facebook schreibt er Anfang August, dass es ein Wunsch der Region sei, Heilbronn als Großstadt und Oberzentrum mit Bedeutung für die Region an den Fernverkehr anzubinden. „Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass mehr Oberzentren Fernverkehrsanschlüsse erhalten sollen“, schreibt er. Dazu sei auch der Ausbau der Infrastruktur auf der Frankenbahn erforderlich, um Engpässe zu beseitigen und höhere Geschwindigkeiten fahren zu können.

Test für die Zukunft

Auch im Heilbronner Rathaus will man sich nicht damit zufriedengeben, dass man mit einem Mal umsteigen an Fernverkehrszüge angebunden ist. „Derzeit ist die Stadt Heilbronn das einzige Oberzentrum in Baden-Württemberg und eine von wenigen Großstädten in Deutschland, die über keinen Schienenfernverkehrsanschluss verfügt“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Die Stadt zähle zu den bedeutendsten Wirtschaftsstandorten des Landes. Der Ausbau des Verkehrs sei daher für Stadt und Region von wesentlicher Bedeutung.

Laut Matthias Lieb könnte man den kurzzeitigen Fernverkehrsanschluss im nächsten Jahr auch als Chance sehen, das Vorhaben zu testen. Und wer weiß, bald könnte die Großstadt dauerhaft besser mit der Welt verbunden sein.