Autofreie Rosenstraße: Ein Anwohner hat dicht gemacht. Foto: factum/Simon Granville

Weil die Rosenstraße in Ditzingen-Heimerdingen illegal ist, konnte sie ein Anwohner einfach sperren. Doch der Erschließungsweg soll bald legal werden. Möglich macht es ein Bebauungsplan.

Ditzingen - Dass die Rosenstraße illegal ist, hat im Ditzinger Stadtteil Heimerdingen etwa 80 Jahre lang niemand gemerkt. Bis der Grundstücksbesitzer Ernst Sickinger Streit mit der Stadt bekam. Es ging um einen Strauch, der von seinem Grundstück in die Straße hing und den er zurückschneiden sollte, aber wohl nicht wollte. Erbost sperrte er die Straße mit einem Bauzaun. Er durfte das, denn die Straße liegt teils auf seinem Grundstück. Und einen Bauzaun auf seinem Grundstück kann jedermann errichten.

Damit wurde nun auch für jeden offenbar, dass die Straße letztlich widerrechtlich gebaut wurde. Das war wahrscheinlich in den vierziger Jahren geschehen, als Recht und Gesetz unter der Nazi-Diktatur teilweise ausgehebelt waren. Normalerweise wird eine Straße in einem Bebauungsplan ausgewiesen, doch das war in Heimerdingen nicht der Fall, einfach deswegen, weil es keinen gab. Und es gab keinen, weil keiner gebraucht wurde. Bis eben zur Straßensperrung durch den 77 Jahre alten Ernst Sickinger. Der kuriose Streit zog Kreise, am Dienstag berichtete auch das SWR-Fernseh-Magazin „die Landesschau“ darüber.

Ohne Erschließung kann nicht gebaut werden

Jetzt hat die Stadt reagiert. In einer nichtöffentlichen Sitzung hätten sich die Stadträte darauf verständigt, einen Bebauungsplan zu erstellen, berichtet der Ditzinger Pressesprecher Jens Schmukal. Dieser Beschluss wurde in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend unter „Bekanntgaben“ öffentlich gemacht.

„Der Plan wird das Gebiet Heimerdinger Straße, Stiegelgasse und die Rosenstraße umfassen“, sagt Schmukal zu dem Plan, der fast das ganze Viertel im Nordosten von Heimerdingen abdeckt. Dieser Plan sei auch deswegen hilfreich, weil dann manche bislang ungeklärte Erschließungswege festgelegt werden könnten, was wiederum für Bauwillige im Quartier wichtig sei. Denn wenn es keine Erschließung gebe, dann könne auch nicht gebaut werden. Schließlich gibt es im ganzen Quartier noch etliche Freiflächen.

Die Stadt macht Kaufangebote

Dazu wird die Gemeinde demnächst auf die Grundstückseigentümer zugehen, und ihnen Kaufangebote machen. Die Stadt sei zuversichtlich, dass sie die erforderlichen Grundstücke bekomme, sagt Jens Schmukal, doch Ernst Sickinger hat bereits angekündigt, dass er „keinen Meter“ verkaufen will.

Doch die Stadt geht davon aus, dass sie alternative Planungsvarianten findet, wenn sie die erforderlichen Grundstücke nicht in die Hand bekomme. Dennoch wird der Bauzaun noch ein Weilchen stehen bleiben. Schließlich dauert ein Bebauungsplanverfahren vom Aufstellungsbeschluss bis zum Satzungsbeschluss mindestens ein Jahr.

Für die Anwohner im Gebiet bedeutet das einen gewissen Umweg, je nachdem aus welcher Richtung sie anfahren. Ernst Sickinger glaubt, das würde niemanden stören. Der 77-Jährige behauptet mit Blick auf die Sperrung: „Die Anwohner in der Rosenstraße stehen alle hinter mir.“