Von einer neuen Hamster-Welle könne keine Rede sei, sagt der Einzelhandel. Anders sehen das viele Facebook-Nutzer. Sie berichten von leeren Regalen.
Esslingen - Kunden, die Mehl, Milch oder Tomatensoße gleich kartonweise aus dem Laden tragen, gähnende Leere in den Klopapier-Regalen – die Bilder aus den ersten Wochen der Corona-Krise sind allen noch gut in Erinnerung. Jetzt steigen die Infektionszahlen wieder täglich, die Sorge vor einer zweiten Welle wächst. Bedeutet das auch, dass die Deutschen wieder in ihre alten Muster zurückfallen und Toilettenpapier und Küchenkrepp horten?
Der Einzelhandel hat in einer Mitteilung Entwarnung gegeben, von einer neuen Hamster-Welle könne keine Rede sein. Auf der Facebook-Seite der Eßlinger Zeitung hat das aber viel Widerspruch hervorgerufen: „Die hat schon angefangen. Überall leere Regale“, kommentiert beispielsweise Monika Kopp. „Lauft Ihr mit geschlossenen Augen durch die Läden?“, fragt sich User Mario Di Carlo.
User machen sich über den Klopapierkonsum lustig
Zum Beweis posten viele Nutzer Fotos von leeren Regalen. Auch die altbekannten Zettel wurden in den Läden wieder aufgehängt, auf denen steht, wie viele Packungen pro Haushalt höchstens eingekauft werden dürfen. Immerhin: Der Humor ist den Usern nicht vergangen: „Der Italiener deckt sich mit Rotwein ein, der Franzose mit Schnecken, der Belgier mit Bier, der Amerikaner mit Beef und wir . . . kaufen . . . Klopapier“, kommentiert etwa Volker Selg zusammen mit vielen Lach-Smileys die Gier vor allem auf Hygieneartikel.
Gregor Haaga postet ein witziges Foto von einer Toilette, die umringt ist von aufgetürmten Klopapierrollen: „Gut, dass ich am Samstag schon früh einkaufen war“. Was haben die Hamsterkäufer eigentlich mit ihren Vorräten gemacht, die sie im Frühjahr angelegt haben? Das fragt sich wohl nicht nur Jenny Ertl: „Die müssten doch noch mindestens genug für das kommende Jahr haben.“
Einzelhandel gibt Entwarnung
Offenbar wird aber noch nicht überall gehamstert: Man spüre eine höhere Nachfrage bei Mehl und Klopapier, sagt beispielsweise Ulrike Schlecht vom St.-Bernhardt-Markt in Esslingen, noch seien die Regale aber nicht leer gekauft. „Wir haben im Keller genug Nachschub“, beruhigt die Inhaberin. „Man braucht nicht zu hamstern, jeder bekommt etwas ab“, sagt auch der Marktleiter eines großen Supermarkts in Denkendorf. „Es wird nicht so werden wie vor einem halben Jahr, die Hersteller haben die Produktion hochgefahren und die Lager sind voll.“
Glaubt man einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, dann wollen sich vor allem Jüngere im Alter zwischen 25 und 34 Jahren mit Klopapier eindecken. Der Erhebung zufolge möchte sich jeder Zehnte mit Waren des täglichen Bedarfs eindecken. Hamsterkäufe schlossen aber fast zwei Drittel der Interviewten aus.
Dubiose Flugblätter in Reichenbach aufgetaucht
Ein Facebook-User glaubt, dass eine Berichterstattung die Leute erst auf die Idee bringt, Vorräte anzulegen: „Wenn die Presse schreibt, es gibt Hamsterkäufe, unterstützen die Leute das natürlich alle. Vielleicht sollte die Presse öfter schreiben, dass wir alle die Maske aufsetzen sollen“, notiert Michael Pukrop. Das wird auch gemacht, wie eine Nutzerin richtig feststellt. Die Pflicht, eine Maske zu tragen, um sich und andere vor Ansteckung zu schützen, ruft vor allem den Widerspruch von Corona-Leugnern hervor. In Baltmannsweiler, Ostfildern und Wernau sind jetzt Flugblätter aufgetaucht, die vor dem Tragen einer Maske warnen, sie schade „der physischen und psychischen Gesundheit, insbesondere von Kindern und Jugendlichen“.
Im Impressum wird Bodo Schiffmann aufgeführt. Der Sinsheimer Arzt ist bereits bei Querdenken-Demos aufgetreten. Alfred Hottenträger aus Baltmannsweiler , der solch einen Zettel aus seinem Briefkasten gefischt hat, ärgert sich: „Den Initiatoren geht es nicht um die Gesundheit, sondern um Stimmungsmache.“