Die einen beißen beherzt in die Schokolade, andere lassen sie auf der Zunge zergehen. Foto: dpa

Die Stiftung Warentest hat Vollmilch-Schokolade auf Geschmack und Inhaltsstoffe geprüft – und kommt zu dem Ergebnis: Gute Schokolade muss nicht teuer sein. Und ausgerechnet die teuerste Schokolade hat bedenkliche Inhaltsstoffe.

Berlin - Ein Hoch auf die Schokolade: Sie macht schlau, weil sie für eine bessere Durchblutung des Gehirns sorgt und somit das Arbeitsgedächtnis leistungsfähiger macht. Außerdem schützt insbesondere dunkle Schokolade nachgewiesenermaßen aufgrund ihrer Antioxidantien vor Herzinfarkten. Und sie blockiert die Stresshormonfreisetzung in den Nebennieren. Woran sich Wissenschaftler aber nur selten heranwagen, ist die Frage nach dem besten Geschmack. Auf die Suche nach einer Antwort hat sich nun die Stiftung Warentest begeben: Sie hat 25 Schokoladen unterschiedlicher Hersteller getestet und nur zweien die Bestnote „geschmackliche Vollendung“ verliehen. 13 weitere Tafeln wurden gut bewertet, neun weitere mit befriedigend. Überraschend: Ausgerechnet die teuerste Schokolade erhielt die Note ausreichend. Wir erklären warum. Und auch, wie Schokolade überhaupt getestet werden kann.

Nach welchen Kriterien urteilen die Tester?

Die Stiftung-Warentest-Redakteurin Swantje Waterstraat sagt: „Wir haben beliebte Marken wie Milka ebenso berücksichtigt wie hochwertig anmutende Tafeln, die sich auch als Geschenk eignen.“ Doch ausgerechnet die teuerste Schokolade im Test, die Godiva mit einem 100-Gramm-Preis von 6,95 Euro, erhält wegen ihrer starken Belastung mit Nickel den letzten Platz mit der Note „ausreichend“.

Ist Nickel in der Schokolade gesundheitsschädlich?

„Nein, keine der getesteten Schokoladen ist akut gesundheitsschädlich“, sagt Swantje Waterstraat. Es handelt sich nicht um alarmierende Werte. Nickel kommt in Böden vor – auf diesem Weg kann es in die Kakaopflanze gelangen. Niemand muss sich vor gesundheitlichen Auswirkungen fürchten, selbst dann nicht, wenn man mal eine ganze Tafel komplett verzehrt. Auch sind die Schokoladen im Test nicht nennenswert mit Kadmium, Pflanzenschutzmitteln oder Mineralölen belastet. „Das Problem mit den Mineralölen haben die Hersteller mittlerweile im Griff“, schreibt die „Stiftung-Warentest“.

Welche Schokoladen haben gute Noten bekommen?

Nach dem Testsieger „Die gute Schokolade“ belegt die Milchschokolade von Marabou den zweiten Platz. Die Tester bescheinigen dieser Schokolade einen „intensiven sahnigen“ Geruch mit Karamell-, Vanille- und Nuss-Noten. Mit Marabou gleichauf liegen die Edelrahm-Schokolade von Merci und der Klassiker von Milka – die Sorte Alpenmilch –, dicht gefolgt von der Edel-Vollmilchschokolade der Aldi-Marke Moser Roth. Auffallend ist, dass preiswerte Sorten besser abschneiden als die teuren.

Wie gehen die Profitester vor?

Der Unterschied zum Verbraucher, der in der Regel lediglich zwischen „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“ unterscheidet, gehen die Profis systematisch und objektiv vor. Geschulte Tester haben gute bis überdurchschnittliche sensorische Fähigkeiten. Sie beschreiben bewusst neutral, was sie riechen und schmecken. Den beiden besten Schokoladen im Prüfpunkt Sensorik bescheinigen die Tester, dass diese „besonders komplex in Geruch und Geschmack, sehr stark cremig, sehr intensiv sahnig, sehr vanillig sowie stark süß“ sind. Hat eine Milchschokolade eine kräuterartige Fremdnote oder fühlt sie sich im Mund pulvrig und bröckelig an, sind das Faktoren, die zu Punktabzügen in der sensorischen Beurteilung führen. Wenn jedoch die eine Schokolade sehr cremig und eine andere sehr knackig ist, wird das eine nicht besser oder schlechter bewertet als das andere.

Hier lesen Sie, welcher Schokoladen-Nikolaus im vergangenen Jahr beim Test in der Redaktion am besten abgeschnitten hat.

Was wird als Fehler bei einer Schokolade bezeichnet?

„Beispielsweise wenn die Oberfläche uneben ist oder die Bruchkanten rau sind“, sagt Warentest-Redakteurin Waterstraat. Aber auch Luftblasen dürfen nicht enthalten sein. Neben den sensorischen Fehlern fließen auch die Verpackung, die mikrobiologische Qualität, die Schadstoffbelastung und die Deklaration nach dem Lebensmittelrecht in die Gesamtnote mit ein.

Was kann Punktabzug im Test geben?

Wenn die Firma Hachez auf der Verpackung verspricht: „verfeinert mit echter Bourbon-Vanille“ und im Labor dann nur „Spuren an Vanille“ nachgewiesen werden können, führt dies zur Abwertung in der Deklaration. „Eine solche fast homöopathische Dosis rechtfertigt aus unserer Sicht keine plakative Nennung“, heißt es in der aktuellen „test“-Ausgabe. Auch in anderen Schokoladen seien „allenfalls Spuren von Vanille“ nachgewiesen worden, obwohl die Vanille am Ende vieler Zutatenlisten auftauche.

Würden Verbraucher ähnlich urteilen?

„Das kann man nicht pauschal sagen. Der Testsieger unter den Vollmilchschokoladen ist sehr süß, das ist nicht jedermanns Geschmack“, sagt Swantje Waterstraat. Zudem mögen die einen lieber knackige Schokoladen, andere eher zart-schmelzende. Das würde dann alles in die subjektive Bewertung mit einfließen, obwohl es für die sensorische Analyse keine Rolle spielt. Gerade bei Genussmitteln verzichten die Warentester daher mittlerweile auf Konsumententests. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind solche Tests sehr aufwendig und teuer, zum anderen ist das Testergebnis unbefriedigend, weil rein subjektiv.

Können Prüfer den eigenen Geschmack wirklich ausblenden?

„Ja, sie versuchen es zumindest“, schreiben die Experten von Stiftung Warentest. Man benötige aber Tester, sonst bekomme man nur eine rein chemische Analyse. Bei Genussmitteln wie Schokolade braucht man Menschen, die diese auch wirklich in den Mund nehmen. Es ist selbst für Profitester nicht immer einfach, die Geschmacksarten richtig zuzuordnen.