Nur noch bis Februar 2016 geöffnet: Der Heimwerkermarkt an der Fabrikstraße in Filderstadt-Bonlanden. Foto: Pichler, Markus

Wegen der angeblich „mangelnden wirtschaftlichen Perspektiven“ schließt die Baumarktkette Toom ihre Filiale in Filderstadt im Frühjahr. Hintergrund sind offenbar vergebliche Versuche, sich mit dem Insolvenzverwalter über die Miete für die 8500 Quadratmeter große Verkaufsfläche zu einigen.

Filderstadt - Für Heimwerker und Häuslebauer gibt es auf den Fildern in absehbarer Zeit eine Einkaufsadresse weniger: Im Toom-Baumarkt im Gewerbegebiet von Bonlanden gehen die Lichter aus, das seit fast zwei Jahrzehnten auf einem Grundstück an der Fabrikstraße sitzende Warenhaus für Werkzeug und Baustoffe schließt im Frühjahr 2016 seine Pforten.

Auslöser für die Aufgabe des durch den benachbarten Gebauer-Einkaufsmarkt auch für Laufkundschaft attraktiven Standorts sind offenbar nicht nur schlecht gehende Geschäfte mit Bohrmaschinen, Schleifpapier und Gartengrills. In Filderstadt kursiert seit Monaten auch das Gerücht, dass sich die Baumarktkette mit den Besitzern des Areals nicht über den Mietpreis für die zwei belegten Etagen einigen konnte. Nun zieht das Unternehmen die Reißleine, wegen „mangelnder wirtschaftlicher Perspektiven“ wird der Betrieb in Bonlanden beendet.

Noch im August wurden Schließungs-Gerüchte dementiert

„Es stimmt, wir haben am 13. Februar 2016 unseren letzten Verkaufstag“, sagte der stellvertretende Marktleiter Björn Günther am Freitag auf Nachfrage. Von der Toom-Schließung betroffen sind ins-gesamt 48 Beschäftigte in Bonlanden. Ob den Mitarbeitern ein Arbeitsplatz an anderen Standorten angeboten werden kann, ist offen. Eine Sprecherin der zum Rewe-Konzern gehörenden Baumarktkette versicherte am Freitag, auf der „Suche nachsozial verträglichen Lösungen“ zu sein.

Noch Ende August hatte die Kölner Toom-Zentrale auf eine Anfrage der Filder-Zeitung mitteilen lassen, dass keine Schließung des Standorts in Filderstadt geplant sei. Den im März 2016 auslaufenden Mietvertrag wollte der Baumarktkonzern allerdings dennoch nicht verlängern. „Es kam zu keiner Einigung“, teilt der für das Areal an der Fabrikstraße verantwortliche Insolvenzverwalter Klaus Albert Maier mit. Nach dem Scheitern der Gespräche muss sich der Stuttgarter Rechtsanwalt auf die Suche nach einem Nachmieter machen.

Streitpunkt war offenbar die Höhe der künftigen Miete

Eine Zwangsversteigerung für das auf einen Verkehrswert von 16,6 Millionen Euro geschätzte Areal vor dem Amtsgericht in Esslingen war im Dezember 2014 geplatzt. Weil die Landesbank Hessen-Thüringen als größter Gläubiger in letzter Minute eine andere Lösung anstrebte, kam der Gewerbestandort nicht unter den Hammer. Laut Klaus Albert Maier hat das Kreditinstitut seine Forderungen an den einstigen Eigentümer inzwischen verkauft, Details zum Wechsel will er nicht nennen.

Offen bleibt deshalb, ob sich das Stühlerücken auf Besitzerseite möglicherweise auch auf die Mietpreisverhandlungen mit dem Baumarktkonzern ausgewirkt hat. Dem Vernehmen nach war für die 8500 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche bisher ein Jahresbetrag von 2,1 Millionen Euro fällig, der neue Mietvertrag sollte offenbar noch höhere Summen einspielen. Laut einer Preistabelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) bewegt sich die in Filderstadt erzielbare monatliche Durchschnittsmiete aber selbst in den Filetstück-Lagen des Einzelhandels bei unter 15 Euro pro Quadratmeter – also ein gutes Stück unter dem geforderten Preisniveau.

Ebenerdige Parkplätze direkt vor dem Eingang gibt es nicht

Ebenerdige Parkplätze direkt vor dem Eingang – für Baustoffhändler und Gartenmärkte ein echtes Verkaufsargument – kann das Areal an der Fabrikstraße freilich nicht in ausreichender Zahl bieten. In Filderstadt pfeifen die Spatzen deshalb längst vom Dach, dass Toom die Fühler gern nach einem Ersatzstandort in der 20 000-Quadratmeter-Kategorie ausgestreckt hätte. Schließlich sind Baumärkte auf den Fildern im Vergleich mit anderen Bereichen der Region Stuttgart eher dünn gesät – trotz des beachtlichen Kundenpotenzials des dicht besiedelten Ballungsraums. Filderstadts Rathaussprecherin Anna Lakke bestätigt denn auch Kontakte von Wirtschaftsförderer Patrick Rapp mit den Kölner Konzernstrategen. Konkret sind die Gedankenspiele bisher aber offenbar nicht. Zu den acht Hektar Fläche, die sich der Etikettenspezialist Herma im August direkt neben seinem Stammsitz an der Fabrikstraße gesichert hat, gehört das Baumarkt-Areal übrigens nicht.