Vollsperrung der Vorderen Straße für Monate. Foto: Patricia Sigerist

Vordere Straße bleibt bis Ende Juni gesperrt – weshalb sich Einzelhändler im Oberdorf auf Umsatzeinbußen einstellen.

Fellbach - Immer mal wieder und mit absoluter Berechtigung wird die Landeshauptstadt als nervtötende Dauerbaustelle bezeichnet – nicht nur Stuttgart 21 lässt grüßen. Eine ähnliche Kategorisierung trifft allerdings auf die östlich gelegene Große Kreisstadt ebenfalls zu. Das gilt für (öfter mal auf Eis gelegte) Wohnbauten und Wolkenkratzer ebenso wie für monatelang dauernde Straßenumgestaltungen. Man denke nur an den U-Turn im Osten und an die Esslinger Straße beim alten Freibad.

Doch die nächste Fellbacher Großbaustelle steht bereits vor der Tür. Genau genommen sind es sogar zwei Eingriffe, die den Autofahrern von Montag an erhebliche Geduldsproben abverlangen. Zum einen handelt es sich um die Umgestaltung samt Sperrung der Fellbacher Straße in Schmiden. Zum anderen betrifft es das Fellbacher Oberdorf – der Weg in die Innenstadt mit Rathaus und Rathaus-Carrée wird so erheblich erschwert.

Die Sperrung dauert rund 14 Wochen

Auslöser des Ganzen sind die Fellbacher Stadtwerke. Alterserscheinungen der entsprechenden Versorgungsleitungen machen Erneuerungen erforderlich. Konkret geht es zunächst einmal um den Bereich beim sogenannten Satyr-Kreisel. Dort werden die Leitungen in südlicher Richtung in der Kappelbergstraße bis zum Keiferle ebenso erneuert wie in nördlicher Richtung in der Vorderen Straße bis zum Linksknick an der Waiblinger Straße. Der erste Bauabschnitt beginnt am 20. März, teilen Ordnungsamt und Stadtwerke mit. Zu rechnen sei deshalb mit Sperrungen beziehungsweise Verkehrsbehinderungen, warnen die Verantwortlichen im Rathaus.

Die Sperrung dauert rund 14 Wochen – umgerechnet also dreieinhalb Monate. Der Blick in den Kalender zeigt, dass bis 25. Juni die Durchfahrt nicht möglich ist. Betroffen davon sind neben den Anwohnern der Vorderen Straße auch die weiterführenden Verbindungen an der oberen Cannstatter Straße. Zur Fahrt in Richtung Rathaus-Carrée wie zum Rathaus empfehlen die Verantwortlichen in diesen vielen Wochen eine Art Zangengriff. Denn erreichbar sind diese Bezirke entweder vom Westen her über die Esslinger Straße und dann Schillerstraße oder Tainer Straße – oder vom Südosten über die Kleinfeldstraße und die August-Brändle-Straße.

Die Freude bei den dortigen Einzelhändlern hält sich entsprechend in Grenzen

Unter den Sperrungen leiden insbesondere die Geschäfte im Rathaus-Carrée. Die Freude bei den dortigen Einzelhändlern hält sich entsprechend in Grenzen. „Wir sind ja schon lange Jahre Sanierungsgebiet“, sagt Gudrun Lack, Sprecherin der Interessengemeinschaft Rathaus-Carrée, „wir sind baustellenerprobt“. Das sei ja auch der Grund für die Gründung derCarrée-Gemeinschaft gewesen, nämlich gemeinsam Ideen zu entwickeln, um auf derartige Sperrungen zu reagieren und auf mögliche Umleitungen hinzuweisen.

Dass nun allerdings 14 Wochen lang „die Hauptader ins südliche Fellbach“ gekappt ist, dürfte einigen der Ladeninhaber zu schaffen machen. Nicht gerade stimmungsfördernd war überdies, dass zwar die direkten Anwohner der Vorderen Straße informiert worden waren – die Geschäftsleute im Rathaus-Carrée wie auch der Stadtmarketing-Geschäftsführer erfuhren davon nach Lacks Angaben jedoch erst vor zwei Wochen.

100 Jahre alten Wasserleitungen müssen ausgetauscht werden

Aus diesem Grund sind auch die von der Gemeinschaft zügig entwickelten Flyer für die Kundenaufklärung noch nicht fertig gedruckt. Sie sollen am Montag ankommen und umgehend in den Geschäften ausliegen. Fellbacher Kunden, die sich über Presse oder Stadtanzeiger informieren, seien auf die Umleitungslage zwar eingestellt. „Doch wir haben auch Kunden aus Esslingen, für die kommt das alles unvorbereitet“, sagt Gudrun Lack. Mit Parkscheiben sowie, wie etwa bei Bücher Lack, mit kleinen „Giveaways“ soll es „für möglicherweise verärgerte Kunden kleine Trostpflästerchen“ geben.

Trotz gewissen Ärgers sei es natürlich unausweichlich, dass die 100 Jahre alten Wasserleitungen ausgetauscht werden müssten, wie die Wasserrohrbrüche zeigten. Die Interessengemeinschaft versuche, „positiv zu denken“, sagt Gudrun Lack, trotz der unvermeidbaren Umsatzeinbußen für den Einzelhandel. So nimmt das Rathaus-Carrée auch am Maikäfertag am Sonntag, 7. Mai, teil. Ironisches Motto: „Wasser“ – laut Gudrun Lack gedacht „als Signal: Unser Fest fällt nicht ins Wasser!“