Simon Terodde muss beim 1. FC Köln um einen Stammplatz kämpfen Foto: Baumann

Simon Terodde ist jetzt zweifacher Vater und weiß, wie man ein Team zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga schießt. Beim VfB Stuttgart hat er das eindrucksvoll bewiesen. Wiederholt sich die Geschichte im Trikot des 1. FC Köln?

Köln - Simon Terodde hat vergangene Woche am Montag und Dienstag das Training des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln verpasst. Aus gutem Grund – einem 49 Zentimeter großen und 2990 Gramm schweren Grund: Seine Frau Laura brachte am 23. Juli um 17.49 Uhr das zweite Kind der beiden nach dem zweieinhalbjährigen Töchterchen Milla zur Welt. Len heißt der kleine, niedliche Neuzugang der Familie. „Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit“, steht neben einem Bild auf Instagram, auf dem Simon Terodde stolz das Baby im Arm hält, zu lesen.

Zweimaliger Torschützenkönig der zweiten Liga

Erst kürzlich hat der in Bocholt geborene Ex-Spieler des VfB Stuttgart in Köln ein Haus gekauft, dort soll auch der Lebensmittelpunkt nach dem Karriereende sein. Fehlt neben dem privaten Glück nur noch das berufliche Glück. An diesem Samstag (13 Uhr) beginnt für den 1. FC Köln mit einem Auswärtsspiel beim VfL Bochum die Saison – das erklärte Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. „Als Bundesliga-Absteiger hast du automatisch die Favoritenrolle. Dazu sind in diesem Jahr zwei absolute Traditionsclubs dabei, die den Anspruch haben, Bundesliga zu spielen“, sagt der 30-Jährige in Anspielung auf den Hamburger SV über die Ausgangssituation. „Du bist immer der Gejagte, gerade auswärts werden die Heimfans ihre Mannschaft bei jedem Ballgewinn anpeitschen. Da müssen wir dagegenhalten.“

Damit kennt er sich ja aus, das ist eine seiner Stärken. Simon Terodde und die zweite Liga, das war in der Vergangenheit auch deshalb eine geradezu perfekte Symbiose. Im Trikot des VfL Bochum war er in der Spielzeit 2014/15 mit 16 Treffern der zweitbeste Torschütze hinter Rouwen Hennings vom Karlsruher SC (17). In der Runde danach netzte der 1,92 Meter große Angreifer für den Club aus dem Ruhrpott sogar 25-mal ein und wurde damit Torschützenkönig. Diesen Titel verteidigte er mit der gleichen Treffer-Ausbeute in der Saison 2016/17 nach seinem Wechsel zum VfB Stuttgart – und schoss den Bundesliga-Absteiger damit zur Meisterschaft und dem direkten Wiederaufstieg.

Das Déjà-vu bei einem abgestiegenen Traditionsverein

Vor einem Jahr noch war Simon Terodde in Stuttgart der große Erfolgsgarant, der umjubelte Aufstiegsheld, der Spieler der Saison, der auch endlich in der ersten Liga seine Treffsicherheit beweisen wollte. Nach einer durchwachsenen Bundesliga-Hinrunde mit 15 Spielen und zwei Toren verließ er den VfB jedoch bereits in der vergangenen Winterpause in Richtung Köln, wo er nach fünf Treffern in den ersten fünf Spielen dann am Ende zehnmal leer ausging und mit dem Team den Abstieg hinnehmen musste.

Nun erlebt er ein Déjà-vu. Wieder ist er bei einem abgestiegenen Traditionsverein mit großer Aufmerksamkeit, großen Ambitionen und großem Druck, wieder soll er mit seinen Treffern in der zweiten Liga ein Heilsbringer sein. Die Aufstiegserfahrung aus seiner VfB-Zeit hilft ihm beim Umgang damit – und das Wissen um Mitspieler mit dem gleichen Erfahrungsschatz. „Ich habe es vor zwei Jahren mit Stuttgart erlebt, das war fast die identische Situation, deswegen weiß ich, was auf uns zukommt“, sagt Simon Terodde. „Sehr positiv ist, dass Jonas Hector, Marcel Risse und Timo Horn bei uns sind, die schon einmal den Aufstieg geschafft haben. Damit haben wir eine Achse, die weiß, was auf uns zukommt.“

Enges internes Duell der Mittelstürmer um einen Stammplatz

Trotz seiner Referenz von 89 Toren in 187 Zweitligaspielen – 66 davon in den jüngsten 98 Begegnungen – ist es allerdings gut möglich, dass Simon Terodde zum Saisonauftakt in Bochum mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen muss. Denn im internen Duell der Mittelstürmer scheint zurzeit der Kolumbianer Jhon Cordoba die Nase vorne zu haben. Dem 17 Millionen Euro teuren Kölner Rekordeinkauf von 2017 war in der vergangenen Saison nicht ein Ligator vergönnt und er wurde schon zum 17 Millionen Euro teure Fehleinkauf abgestempelt, doch in der Vorbereitung präsentierte er sich in bestechender Form.

Jhon Cordoba muss es allerdings im Dauerkampf um einen Stammplatz mit einem Mann aufnehmen, der seine Treffsicherheit in der zweiten Liga schon vielfach bewiesen hat – und vom Babyglück beflügelt ist. „Natürlich kommt Schlaf aktuell ein bisschen zu kurz, die Freude über den Nachwuchs überwiegt aber“, sagt Simon Terodde, der sich fit für den Auftakt fühlt und zumindest in der Nacht vor dem Spiel auch durchschlafen kann: Die Kölner reisen bereits an diesem Freitag in Richtung Bochum und übernachten im Hotel.