Andreas Wersch von der Feuerwehr Foto: /Andrea Pelz

Andreas Wersch, Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg und Kommandant der Feuerwehr Kernen, spricht über Risiken von Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht – und warum man keine ungeprüften Böller zünden sollte.

Andreas Wersch, Kommandant der Feuerwehr Kernen und Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes, erklärt, wie man Unfällen an Silvester vorbeugen kann.

Herr Wersch, was sind Ihrer Erfahrung nach die meisten Einsätze, zu denen die Feuerwehr an Silvester ausrücken muss?

Es ist meistens so, dass unmittelbar nach Mitternacht der erste Einsatz kommt. Es sind meist kleinere Brände, etwa dass eine Hecke Feuer gefangen hat. Immer wieder sind es im Rems-Murr-Kreis auch Balkonbrände, die wir löschen. Im vergangenen Jahr war es an Silvester kreisweit relativ ruhig, und wir hatten zwischen zehn und 15 Einsätze. Manche Jugendlichen werfen auch Knaller in Altpapiertonnen wegen des dumpfen Schlags. Das glimmt dann stundenlang weiter, und das Feuer kommt dann gegen 4 Uhr.

Wie kann man denn Balkonbränden vorbeugen?

Man sollte am besten Möbel und andere brennbare Gegenstände von Balkonen und Terrassen entfernen. Außerdem ist es wichtig, Fenster und Türen zu schließen. Wenn man etwa mit einem gemeinsamen Raclette feiert, wird danach meist gelüftet. Bei offenen Fenstern kann eine verirrte Rakete in der Wohnung landen und ein Feuer auslösen.

Sie raten dazu, keine ungeprüften Feuerwerkskörper zu zünden, warum?

Böller ohne Zertifizierung sind besonders laut und werden daher häufig aus dem Ausland bezogen. Da raten wir, unbedingt die Finger davon zu lassen, da diese zu schweren Verletzungen führen können – auch vor selbst gebastelten Knallern raten wir dringend ab. Vor Jahren hat ein junger Mann in Weinstadt dadurch zwei Finger verloren. Das BAM-Prüfzeichen der Bundesanstalt für Materialforschung ist meist auf der Verpackung zu sehen. Aber auch bei geprüftem Material ist die Gebrauchsanweisung zu beachten. Wichtig ist außerdem der Grundsatz, dass Feuerwerksartikel nicht in die Hände von Kindern, Jugendlichen und alkoholisierten Personen gehören.

Wie viele Silvester haben Sie denn als Feuerwehrmann schon erlebt?

Ich bin im Jahr 1980 zur Jugendfeuerwehr gekommen und seit 1997 Kommandant. Manchmal war Silvester auch ruhig, in der Coronazeit aufgrund der Beschränkungen gab es weniger Einsätze. Laut ersten Meldungen gab es in diesem Jahr allerdings einen Rekord an Importen von Raketen und Böllern in Baden-Württemberg.

Laut Umfragen gibt es aber immer mehr Bürger, die sich für ein generelles bundesweites Verbot von privatem Feuerwerk aussprechen. Was denken Sie darüber?

Mir persönlich und aus Sicht der Feuerwehr würde das auch nicht fehlen. Aber ich verstehe es auch, dass ein Feuerwerk für manche zum Jahreswechsel dazu gehört.

Attacken auf Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte in allen Bundesländern haben beim vergangenen Jahreswechsel für Empörung gesorgt. Wie sieht es hier in unserer Gegend aus?

Ich höre auch davon, dass sogar Rettungssanitäter bei der Reanimation tätlich angegriffen wurden. Aber auch Raketen wurden schon waagerecht auf Polizei oder Feuerwehr abgefeuert. Das sind hier in Baden-Württemberg bisher zum Glück einzelne Fälle und hat nicht dieses Ausmaß.

Sie appellieren, in der Silvesternacht Rücksicht auf andere zu nehmen. Wie kann das konkret aussehen?

Nicht verspätet böllern, etwa um 2 Uhr, und damit den anderen Bürgen den Schlaf rauben. Auch Tiere müssen wieder zur Ruhe kommen. Und die Sperrzonen sind zu beachten. Das Abbrennen von Feuerwerk in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Fachwerkhäusern ist verboten. In Fachwerkstädten wie Schorndorf oder Backnang ist die Bebauung eng, das Feuer greift schnell über, und die Feuerwehr kann mit ihren Fahrzeugen die Häuser durch die engen Gassen und geparkten Fahrzeuge schwerer erreichen.

Das Wetter soll regnerisch sein, ist das aus Sicht der Feuerwehr gut?

Ja, dann glimmen Glutnester nicht weiter, und je regnerischer die Nacht ist, umso weniger wird gezündet.

Sprecher der Feuerwehr

Andreas Wersch
  ist Pressesprecher des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg und Kommandant der Feuerwehr Kernen. Weitere Tipps zur Sicherheit an Silvester gibt es auf der Homepage www.feuerwehr-kernen.de.

Importe
  Laut Statistischem Bundesamt wurden von Januar bis September 2023 rund 24 400 Tonnen Feuerwerkskörper eingeführt. Das Vor-Corona-Niveau sei jedoch noch nicht wieder erreicht worden.