Österreichischer Immobilieninvestor Benko – wen zieht der Kollaps seines Signa-Imperiums mit nach unten? Foto: AFP/Georg Hochmuth

Bei der Signa-Insolvenz müssen laut einem Zeitungsbericht nicht nur Banken um viel Geld bangen. Die Bafin halte die Risiken aber in den meisten Fällen für überschaubar.

Der Zusammenbruch des Signa-Imperiums des österreichischen Immobilieninvestors René Benko könnte nicht nur Banken teuer zu stehen kommen. Auch deutsche Versicherer sollen mit mehr als drei Milliarden Euro bei Benkos strauchelndem Firmennetzwerk engagiert sein, wie die „Financial Times“ (FT) unter Berufung auf vertrauliche Dokumente und eingeweihte Kreise berichtete. Teils stehen den Forderungen demnach nicht mal Sicherheiten gegenüber. „Für einige Versicherer wird dies daher äußerst schmerzhaft werden“, zitiert das Finanzblatt eine anonyme Quelle.

Benkos Unternehmensreich, das der umstrittene Geschäftsmann maßgeblich in Zeiten niedriger Zinsen mit günstigem Fremdkapital aufbaute, steht vor dem Kollaps. Etliche seiner Firmen beantragten bereits Insolvenz, weitere dürften folgen. In der Finanzwelt wird seit Wochen spekuliert, welche Banken vor Kreditausfällen zittern müssen. Konkrete Angaben hierzu sind rar, da sich die Geldhäuser mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht äußern.

Signal Iduna soll mit fast einer Milliarde Euro engagiert sein

Unternehmen aus Benkos Signa-Gruppe haben jedoch laut „Financial Times“ nicht nur Kredite bei Banken wie Julius Bär und Unicredit aufgenommen, sondern auch bei mehr als einem halben Dutzend Versicherern. Darunter sei die Signal Iduna, sie habe Signa Insidern zufolge fast eine Milliarde Euro geliehen. Der Versicherer habe sich nicht zum Umfang des Engagements äußern wollen, aber mitgeteilt, dass er keine wesentlichen Verluste erwarte, da seine Kredite „zu einem großen Teil“ durch Sicherheiten in Form von Immobilien in erstklassigen deutschen Stadtlagen unterlegt seien.

Die zum Münchener-Rück-Konzern gehörende Ergo Versicherung habe Signa-Firmen rund 700 Millionen Euro geliehen, die Versicherungsgruppe R+V 500 Millionen Euro, hieß es in dem Bericht weiter. Im Fall der R+V sei mehr als die Hälfte der Summe nicht besichert. Die Allianz habe Signa 300 Millionen Euro an Krediten gewährt, beim Volkswohl-Bund habe es ein Engagement von 250 Millionen Euro gegeben. Die LVM Versicherung halte einen teils unbesicherten 300 Millionen Euro schweren Anteil an einer Signa-Gesellschaft. Stellungnahmen der Unternehmen lagen zunächst nicht vor. Die Finanzaufsicht Bafin erklärte gegenüber der „Financial Times“, das Risiko sei „in den meisten Fällen“ vernachlässigbar. Die Bafin erwarte keine „wesentliche Bedrohung“.

Auch Banken aus Baden-Württemberg sind betroffen

Auch einige Geldhäuser aus dem Bundesland Baden-Württemberg sind von der Signa-Krise betroffen. Nach Informationen unserer Zeitung haben die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen Kredite im Umfang von 40 Millionen bis 50 Millionen bzw. 15 Millionen bis 20 Millionen Euro an den insolventen Onlinehändler Signa Sports United aus Benkos Gruppe vergeben. Bei der LBBW kommt laut übereinstimmenden Medienberichten noch ein wesentlich höheres Volumen durch Immobilienkredite an Benko-Firmen hinzu. Die Kreissparkasse Göppingen bestätigte ebenfalls, Geld bei Signa im Feuer zu haben. Hier blieb aber bislang offen, um welche Summen es bei dem Engagement geht.