Eine Spezialeinheit der Polizei kommt bei einer geplanten Abschiebung an einem Kirchengebäude zum Einsatz. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Zwei junge Männer sollen abgeschoben werden. Als sie die Polizei aus der Wohnung einer Schweriner Kirchengemeinde abholen will, verschanzt sich die betroffene Familie. Die Polizei verhandelt, dringt dann aber in die Wohnung ein.

Die versuchte Abschiebung zweier junger Männer hat in Schwerin einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Wie ein Polizeisprecherin sagte, hatte sich am frühen am Mittwochmorgen eine sechsköpfige Familie in der Wohnung einer Kirchengemeinde verschanzt, als Polizisten die Abschiebung von zwei jungen Männern durchsetzen wollten. Laut Polizei wurde eine Frau widerstandslos festgenommen, nachdem sie versucht hatte, die Abschiebung zu verhindern. Die Verwandtschaftsverhältnisse blieben zunächst unklar.

Nach etwa vierstündigen Bemühungen, mit der Familie im Gespräch zu bleiben, seien die Einsatzkräfte schließlich in die Wohnung eingedrungen. Dabei sei festgestellt worden, dass einer der beiden jungen Männer verletzt gewesen sei und eine Frau sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe. Beide wurden mit einem bereitstehenden Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Wie sich der junge Mann die Verletzung zuzog und welcher Art sie ist, wurde nicht mitgeteilt. Die anderen vier Personen, darunter zwei Kinder, blieben vorerst in dem Gebäude.

Verwirrung über Herkunftsland

Nach Angaben eines Sprechers der Nordkirche handelte es sich um eine sechsköpfige Familie aus Afghanistan, deren zwei erwachsene Söhne abgeschoben werden sollten. Dies sei auf Anordnung der Ausländerbehörde in Kiel erfolgt. Beide sollten den Angaben zufolge nach Spanien gebracht werden.

Die Polizei hatte zunächst von zwei 18 und 22 Jahre alten Männern aus dem Irak gesprochen. Laut Kirchensprecher hielt sich die Familie in einer Wohnung am Rande eines Schweriner Plattenbaugebietes auf, die von der dortigen Kirchgemeinde für Flüchtlinge bereitgestellt wird.

Keine Gefahr für Außenstehende

Wie ein Anwohner berichtete, waren am Morgen zwei Funkstreifenwagen vor dem Gemeindehaus vorgefahren. Kurz darauf seien laute Schreie einer Frau zu gehören gewesen. Nach Darstellung der Polizei hatte sie versucht, die Abschiebung der beiden jungen Männer zu verhindern. Ob es noch im Tagesverlauf dazu kommen sollte, konnte die Polizeisprecherin am Mittag noch nicht sagen.

Die Polizei hatte die Bevölkerung gebeten, während des Einsatzes die Örtlichkeit zu meiden. Autos konnten aber ungehindert passieren. Für Außenstehende habe zu keiner Zeit eine Gefahr bestanden, hieß es von der Polizei.