Erneute nächtliche Schüsse in der Region haben wieder die Polizei auf den Plan gerufen (Archivbild). Foto: Polizei/LKA BW

Die Schuss-Serie in der Region seit Sommer 2022 findet trotz Verhaftungen und Verurteilungen kein Ende. Am Montagabend knallte es im Rems-Murr-Kreis. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Schon wieder ein Schusswechsel zwischen den rivalisierenden Gruppierungen – diesmal am späten Montagabend in Schorndorf-Weiler (Rems-Murr-Kreis). Wie das Landeskriminalamt (LKA) aus ermittlungstaktischen Gründen erst am Mittwoch mitteilte, sitzt ein 20-Jähriger inzwischen in Untersuchungshaft. Der Verdächtige mit deutschem und türkischem Pass soll einer der beiden schießwütigen Gruppierungen in der Region Stuttgart angehören.

Nächtliche Knallerei ließ mehrere Anwohner im Schorndorfer Stadtteil Weiler/Rems am Montag gegen 21.40 Uhr zum Telefon greifen. Über Notruf 110 informierten sie das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Aalen über mutmaßliche Schüsse im 4000-Einwohner-Ort. Außerdem berichtete eine Zeugin von zwei Fahrzeugen, die offenbar in Verbindung mit den Schüssen standen.

Schüsse in Schorndorf

Eine Fahndung lief zunächst ins Leere – da meldete sich überraschend ein 20-Jähriger im Polizeirevier Schorndorf. „Er hat angegeben, dass Unbekannte aus einem Fahrzeug heraus auf ihn geschossen hätten“, sagt LKA-Sprecher David Fritsch, „sein Auto wies mutmaßliche Einschusslöcher auf.“ Einschüsse fanden sich auch in Hauswänden und geparkten Autos. Der junge Mann selbst war unverletzt.

Bei dem 20-Jährigen handelt es sich um einen jungen Mann aus dem Landkreis Göppingen. Ob er zu der Stuttgart-Göppingen-Gruppe gehört, die eine der rivalisierenden Cliquen bei der Schuss-Serie in der Region Stuttgart darstellt, wird noch geklärt. Allerdings erhärtete sich bei den Nachforschungen der Verdacht, dass der 20-Jährige nicht nur Zielscheibe, sondern mutmaßlich aktiv an der Auseinandersetzung beteiligt war. Der Mann wurde daraufhin festgenommen. Am Tatort in Schorndorf-Weiler stellten die Experten der Spurensicherung mehrere Patronenhülsen verschiedener Kaliber sicher.

Schießereien in der Region Stuttgart

Nach jetzigem Stand der Ermittlungen dürften die Schüsse im Kontext der Auseinandersetzung der beiden im Großraum Stuttgart rivalisierenden Gruppierungen zu sehen sein. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt das Landeskriminalamt Baden-Württemberg nunmehr wegen des Verdachts des versuchten Totschlags. Bei dem 20-Jährigen handelt es sich um die 36. Festnahme seit Beginn der Serie im Sommer 2022.

Bei der Wohnungsdurchsuchung des 20-Jährigen im Landkreis Göppingen fanden die Ermittler eine Schreckschusswaffe, eine Druckluftpistole, Munition sowie mehrere Messer, ein Mobiltelefon und eine Sturmhaube. Die Ermittlungen und die Fahndung nach weiteren Tatbeteiligten dauern an. Noch am Montagabend erließ ein Richter Haftbefehl gegen den 20-Jährigen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit und wies ihn in eine Justizvollzugsanstalt ein.

Die Schuss-Serie

Rätselhafte Schiesserei in Schorndorf

Ob sich der nun festgenommene 20-Jährige vor allem deshalb selbst meldete, weil er befürchten musste, jemanden von den Gegner ernsthaft verletzt zu haben, und weil er so eher auf Notwehr plädieren könnte – das ist in Ermittlungskreisen reine Spekulation. Dass er zu Gruppe der Zuffenhausen-Göppingen-Gruppe gehört und die Gegner im Gebiet Esslingen-Plochingen zu suchen sind – auch hierüber herrscht striktes Schweigen.

Die Ermittlungen zu der gegnerischen Gruppe dauern an. Ob es unter den Insassen im anderen Fahrzeug Verletzte gab, ist bisher nicht bekannt. Die haben sich jedenfalls nicht bei der Polizei gemeldet – was nach den bisherigen Erfahrungen durchaus üblich ist. Selbst Verletzte pflegen über das Vorgefallene zu schweigen. Dass jemand in einem Krankenhaus der Region mit verdächtigen Verletzungen aufgefallen wäre, darüber gibt es von den Behörden bisher keine Angaben. Das Landeskriminalamt nimmt Zeugenhinweise unter der Rufnummer 07 11 / 54 01 - 33 60 entgegen.