Der Goldene Windbeutel geht in diesem Jahr an Hochland: Die Verbraucherorganisation Foodwatch vergibt den Schmähpreis für die Packungsangabe auf einem Käse, der aus „Milch von Freilaufkühen“ gemacht sei.
Stuttgart - Die Verbraucherorganisation Foodwatch vergibt ihren Schmähpreis Goldener Windbeutel in diesem Jahr an einen Käse von Hochland: Für die Verbraucher war der Käse der Marke Grünländer unter fünf Nominierten in der Online-Abstimmung der Organisation für die „dreisteste Werbelüge des Jahres“, wie Foodwatch am Dienstag mitteilte. Hersteller Hochland nahm den Negativpreis nicht an und wies die Kritik an seinem Produkt erneut zurück.
Die Verbraucherschützer hatten den Käse nominiert, weil Hochland auf der Verpackung mit „Milch von Freilaufkühen“ wirbt, wobei sich die Tiere im Stall bewegen. „‚Freilaufkühe’ ist ein reiner Fantasiebegriff“, kritisierte Foodwatch. „Hochland gaukelt seiner Kundschaft ein Weide-Idyll vor und täuscht ausgerechnet jene Verbraucherinnen und Verbraucher, die bewusst Produkte auswählen, von denen sie sich eine bessere Tierhaltung versprechen.“
Unternehmen weist Kritik zurück
„Für unsere Marke verwenden wir ausschließlich Milch von Kühen, die sich jederzeit frei im Stall bewegen können und nicht angebunden sind“, erklärte Hochland. Das Unternehmen wies die Kritik am Dienstag als „nicht angemessen“ zurück und nahm die unrühmliche Auszeichnung nicht an. Laut Foodwatch war der Firmensitz im bayerischen Heimenkirch bei der geplanten Übergabe verschlossen und „die Konzernleitung stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung“.
Bereits nach der Nominierung Mitte August hatte Hochland erklärt, auf der Verpackungsrückseite werde transparent darauf hingewiesen, „dass sich der Begriff ‚Freilaufkühe’ auf im Stall gehaltene Kühe bezieht“. Etwas anderes werde auf keinem Werbemittel suggeriert. „Auch in unserem Fernseh-Spot zeigen wir die Kühe klar erkenntlich in einem geschlossenen Stall.“
Vielen der 65.000 Verbraucher, die online für den Goldenen Windbeutel abstimmten, reichte das offenbar nicht: Knapp 44 Prozent wählten nach Angaben der Verbraucherschützer den Grünländer-Käse. Ein Volvic Bio-Tee von Danone erhielt rund 18 Prozent der Stimmen, gefolgt von einer Weidemilch von Arla (14 Prozent), einem Fruchtaufstrich von Zentis (13 Prozent) und einem Proteinriegel von Mars (zwölf Prozent).
Das Arla-Produkt hatte Foodwatch selbst nominiert, die übrigen vier Kandidaten gingen auf Einreichungen von Verbrauchern zurück. Die Organisation vergab den Negativpreis zum zehnten Mal.
Foodwatch setzt eine Frist
Foodwatch forderte die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen in Kulmbach am Dienstag auf, „die irreführende Vermarktung von Grünländer zu untersagen“. Dafür setzte die Organisation eine Frist bis zum 22. September und drohte der Behörde mit einer Klage. „Das Lebensmittelrecht verbietet Täuschung, die Behörden sind zum Einschreiten verpflichtet“, betonten die Verbraucherschützer.
Bereits in der vergangenen Woche hatten sie wegen „fortgesetzter Täuschung“ der Verbraucher den Stopp der Werbung für drei für den Schmähpreis nominierte Produkte gefordert: Betroffen waren neben Hochland die Unternehmen Arla und Danone. Sie „bewerben stinknormale Produkte als besonders klimaschonend, tierfreundlich oder hochwertig - das ist illegal“, hatte Manuel Wiemann von Foodwatch kritisiert.