Die neue Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Foto: dpa

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stilcheck. Heute: Annalena Baerbock.

Stuttgart - Zu den edel klingenden Vornamen Annalena Charlotte Alma hätte auch eine gewachste Steppjacke in Olivgrün wunderbar gepasst. Dazu ein edler Schal in Hibiskus von Drake’s mit historischen Jagdmotiven und Gummistiefeln von Hunter’s.

Joschka Fischer als Taxifahrer

Doch so kann man sich täuschen: Annalena Charlotte Alma Baerbock, die neue Vorsitzende der Grünen, trägt zwar Vornamen wie eine Großbürgerstochter aus dem 19. Jahrhundert, ging aber auf dem letzten Parteitag ihrer Partei in einer schlichten schwarzen Lederjacke zum Rednerpult. Eine kluge Wahl mit Signalwirkung. Denn eine Lederjacke trugen schon andere Schmackos der Linken, die auf diese Weise ihre Nähe zum sakkolosen Proletarier bekundeten. Der erste grüne Minister dieser Republik Joschka Fischer beispielsweise spielte noch 1985 in einem deutschen Spielfilm namens „Va Banque“ über drei junge Geldtransporträuber mit. Eine aus künstlerischer Sicht eher zu vernachlässigende Rolle als Taxifahrer. Wesentlich interessanter waren allerdings Fischers Arbeitsklamotten: eine speckige Lederjacke mit breitem Revers. Dazu lief Musik von Rio Reiser, was sonst. Ob Marlon Brando ein Linker war, kann man nicht sagen. Er sah zumindest so aus, vor allem, wenn er, der Hollywood-Anarcho, Leder auf schweren Maschinen spazieren fuhr. An diese wenig subtile Genossen-Erotik knüpfte modisch betrachtet der passionierte Motorradfahrer und ehemalige Topmann der griechischen Linksregierung Janis Varoufakis an, der in Bikerkluft revolutionäre Interviews gab. Die Vertreterin des grünen Realo-Flügels Annalena Baerbock befindet sich also in bester Gesellschaft. Ob ihre vielversprechende Jacke linker ist als sie selbst, wird sich noch zeigen.