Die Stuttgarter Stadtbibliothek erstrahlt in vollem Glanz – allerdings nur auf den ersten Blick. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Stadtbibliothek ist ein Publikumsmagnet. Doch auch nach fast acht Jahren halten die technischen Probleme an. Es wird Zeit, dass die Mängel abgestellt werden, sagt Redakteur Jürgen Bock.

Stuttgart - Die Architekturkritiken überschlagen sich vor Begeisterung, die Besucher strömen vom ersten Tag an in Massen. Es könnte alles so schön sein in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz. Doch leider hat die schöne heile Welt ein paar hässliche Kehrseiten. Vor lauter Ästhetik hat man beim 80 Millionen Euro teuren Bau des Stararchitekten Eun Young Yi offenbar vergessen, auch ein bisschen ans Praktische zu denken. Man erinnere sich nur an die Posse um das kleine Wasserspiel im Inneren, ein großspurig „Quelle des Wissens“ genanntes Pfützlein. Die Besucher stiefelten aus Versehen mitten durch die Quelle, bis sie eines Tages versiegte. Man hatte vergessen, sie irgendwie kenntlich zu machen.

Diese Episode konnte man noch als ganz amüsant abhaken. Doch leider geht es seitdem beständig weiter mit den technischen Problemen. Zum Teil sind sie hausgemacht. Dass man mit zwei Aufzügen für jeweils zehn Personen nicht hinkommen würde bei einem Haus mit neun Stockwerken und einem Millionenpublikum, hätte auch bei der Stadt jemand bemerken können. Und die Drehflügeltüren an den vier Zugängen machen von Anfang an Schwierigkeiten – bis hin zu verletzten Besuchern. Und jetzt stellt sich die Fassade bereits zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal acht Jahren als sanierungsbedürftig heraus, weil sich dort hässlicher Rost breit macht.

Ändern kann die Stadt nicht mehr viel an den Gegebenheiten. Sie kann nur nachbessern. Fassade, Türen und Aufzüge sollen bis Ende des Jahres endlich ihre Zwecke anständig erfüllen. Damit könnte der Dauerbrenner nach fast einem Jahrzehnt enden. Es sei denn, der Vorzeigebau hält in der Zukunft noch weitere hübsche Überraschungen bereit.

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