Laut Prognosen des IMK-Instituts könnte die russische Invasion in der Ukraine die wirtschaftliche Erholung in Deutschland ins Gegenteil verkehren. Sollten Energielieferungen aus Russland ausbleiben, drohe ein tiefer Einbruch der Wirtschaft.
Im Schatten des Ukraine-Krieges wird die deutsche Wirtschaft laut Prognose des IMK-Instituts dieses Jahr deutlich langsamer wachsen oder gar schrumpfen. Im Basisszenario rechnen die gewerkschaftsnahen Fachleute in der am Dienstag veröffentlichten Vorhersage mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1 Prozent. Bei einem ungünstigeren Risikoszenario mit weitaus höheren Energiepreisen würde die Wirtschaft hingegen eine leichte Rezession erleben und könnte um 0,3 Prozent schrumpfen. Im Dezember war das IMK noch von 4,5 Prozent Wachstum für 2022 ausgegangen. 2021 war das deutsche BIP um 2,9 Prozent gestiegen.
Der russische Invasion in der Ukraine habe den wirtschaftlichen Erholungspfad jäh blockiert, erklärte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien. Nun prägten nicht mehr die langsame, aber kontinuierliche Entspannung der coronabedingten Lieferengpässe und deutliche Zuwächse beim privaten Konsum das Konjunkturbild 2022, sondern dramatisch steigende Energiepreise, außerordentlich hohe Inflationsraten, neue Belastungen von Lieferketten und große Unsicherheit: „Das bremst den privaten Konsum, den Außenhandel und die Bereitschaft von Unternehmen, zu investieren.“
Eine abrupte Unterbrechung von Energielieferungen aus Russland, sei es durch ein deutsches Embargo oder einen russischen Lieferstopp, würde laut IMK in diesem Jahr eine tiefe Rezession in Deutschland verursachen. In diesem Fall würde das BIP deutlich stärker schrumpfen als im Risikoszenario.
„Grundsätzlich wäre ein Energieembargo natürlich eine politische Entscheidung, bei der zahlreiche Erwägungen einfließen. Wir wollen aber darauf hinweisen, dass die wirtschaftlichen und auch die sozialen Folgen mit höchster Wahrscheinlichkeit gravierend wären und die Wirtschaftspolitik bereit sein muss, entsprechend zu reagieren“, erklärte Dullien.
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