Charlotte Dietz hat viel Zeit in ihr Naturtagebuch investiert. Doch sie fand es „richtig cool“. Foto: Caroline Holowiecki

Die zwölfjährige Charlotte Dietz aus Dürrlewang ist für ihr Naturtagebuch über die Silcher-Eiche ausgezeichnet worden. Gibt es über einen Baum so viel zu erzählen?

Grauwurm, Schnurfüßer, Erdläufer und Gemeine Waldschabe: Wem sagt das was? Charlotte Dietz jedenfalls kennt sie alle, und nicht nur das, sie hat die kleinen Wesen alle fotografiert. Gefunden hat sie die Krabbler im Wald unter Steinen und Laub, denn Charlotte hat sich intensiv mit allem, was kreucht und fleucht, beschäftigt. Beschränkt hat sie sich dabei auf ein kleines Stückchen Boden rund um die Silcher-Eiche. Der stattliche Baum ist nahe der Grillstelle im Dürrlewanger Wald zu finden. Gepflanzt wurde er 1789, im Geburtsjahr des Komponisten Friedrich Silcher. Die Schülerin hat sich monatelang mit der Eiche auseinandergesetzt und ihre Erkenntnisse schriftlich und bildlich in einem Naturtagebuch festgehalten. Für ihre akribische Arbeit ist sie jetzt ausgezeichnet worden.

Mit dem Naturtagebuch-Wettbewerb möchte die BUND-Jugend Baden-Württemberg seit 1993 Acht- bis Zwölfjährige für die Natur und den Naturschutz begeistern. Kinder sind jedes Jahr aufgerufen, sich ein Tier, eine Pflanze oder einen Lebensraum auszusuchen und zu beäugen. Ihre Beobachtungen dokumentieren sie im Naturtagebuch. Der Wettbewerb wird durch die Stiftung Naturschutzfonds gefördert und mit Sachpreisen belohnt.

Fast 700 Kinder haben mitgemacht

Im Jubiläumsjahr haben nahezu 700 Kinder mitgemacht, den Wuchs einer Sonnenblume vom Samen bis zur Pflanze dokumentiert oder das Niedermoor bei Gottenheim erkundet. In den Kategorien Einzelkinder, Gruppe und Klasse erreichten in Summe 63 Kinder einen ersten Platz. Charlotte Dietz aus Dürrlewang gehört dazu. Die Jury lobte: „Besonders beeindruckend ist, mit welcher Genauigkeit Charlotte ihr Baumtagebuch verfasst hat. So hat sie beispielsweise sehr viel recherchiert und genaue Quellenangaben gemacht oder konnte die vielen verschiedenen Tiere, die sie entdeckt hat, benennen.“

In Charlottes Bio-Klasse hatte sich jedes Kind seinen eigenen Baum ausgesucht. Ihre Wahl fiel auf den 234 Jahre alten Riesen. „Die Silcher-Eiche kannte ich, seit ich ganz jung war“, erzählt Charlotte. Familienfotos zeigen sie mit knapp Jahren am gewaltigen Stamm, ein Jahr später bei ihrer Kindergeburtstagsfeier im Wald. „Er ist sehr interessant, weil er so alt ist“, sagt sie. Und zu sagen gibt es tatsächlich einiges über den Baum: über die Moose und Pilze, die rund um den Stamm wachsen, über die Tiere, sie zwischen Zweigen und Wurzeln leben, über die Art, wie sich die Blätter verfärben; ein Ökosystem in Klein. „Es lohnt sich hinzusehen“, sagt die Siebtklässlerin. 122 Seiten dick ist ihre Recherche geworden. „Ich fand’s richtig cool, aber es war sehr viel Arbeit“, sagt sie.

Ein Erholungs- und Entdeckungsort

Die Familie Dietz verbringt gern Zeit im Freien. „Der Wald ist für mich ein Erholungsort und für die Kinder ein Entdeckungsort“, sagt Mama Mandy Dietz. Tiere spielen in der Familie sowieso eine große Rolle. Auf dem Balkon befinden sich Vogel-, Hummel- und Schmetterlingshäuser, Raupen wurden auch schon zu Distelfaltern aufgepäppelt. Charlotte hat zwei Kaninchen, ihr achtjähriger Bruder Jakob ist ein riesengroßer Bienen- und Kühe-Fan. Er könnte doch auch mal ein Naturtagebuch gestalten, findet seine große Schwester. Helfen werde sie auf jeden Fall.

Info: Der Einsendeschluss für den diesjährigen Naturtagebuch-Wettbewerb ist der 31. Oktober. Alle Infos findet man auf www.naturtagebuch.de.