Ein Polizist legt Blumen nieder, nachdem ein mutmaßlicher Islamist zwei Polizisten nahe Paris ermordet hat. Foto: AP

Der mutmaßliche Islamist, der nahe Paris zwei Menschen tötete, hat offenbar zu weiteren Anschlägen während der Fußball-Europameisterschaft aufgerufen. Das Video ist inzwischen gelöscht.

Paris - Unmittelbar nach seinem tödlichen Angriff auf einen französischen Polizisten und dessen Lebensgefährtin nahe Paris hat der islamistische Attentäter in einem Internet-Video zu weiteren Anschlägen während der Fußball-EM aufgerufen. „Wir werden aus der EM einen Friedhof machen“, sagte Abballa in dem auf Facebook veröffentlichten Video nach Angaben des Dschihadismus-Experten David Thomson, der das inzwischen gelöschte Video gesehen hat.

Der Pariser Staatsanwalt François Molins bestätigte am Dienstag, dass der Islamist Larossi Abballa um Montagabend um 20.52 Uhr ein Bekennervideo bei Facebook hochlud. Nähere Angaben zum Inhalt des Videos machte der Anti-Terror-Ermittler nicht. Der 25-jährige Islamist veröffentlichte demnach auch zwei Tweets, in denen er sich zu der Tat bekennt.

In dem Video verlese Abballa „sehr ruhig und lächelnd“ eine offenbar zuvor geschriebene Botschaft, erklärte Thomson, ein auf Terrorismus spezialisierter Journalist des Senders RFI und Verfasser des Buches „Die französischen Dschihadisten“. Auf dem unter dem Pseudonym Mohamed Ali veröffentlichten Facebook-Konto habe Abballa zunächst dem Chef der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr Al-Bagdadi, seine Treue geschworen und dann andere Muslime zum Dschihad aufgerufen.

Fotos der Opfer auf Facebook

Das Video sei in dem Haus des getöteten Paares aufgenommen worden, während sich dessen Kind noch darin aufgehalten habe. „Er sagt, einen Polizisten und seine Frau getötet zu haben“, berichtete Thomson. Dann rufe Abballa auf, „Polizisten, Journalisten, öffentliche Personen, Gefängniswärter und Rapper“ anzugreifen und nenne etwa zehn Personen mit Namen.

Abballa veröffentlichte demnach auch Fotos seiner Opfer auf Facebook, darunter ein Bild des Polizisten in Uniform und ein Foto der getöteten Lebensgefährtin. Nach Angaben des Journalisten wurde das Video von 98 Menschen angesehen, bevor es elf Stunden nach seiner Veröffentlichung gelöscht wurde. Staatsanwalt Molins bestätigte, in dem Haus der Opfer sei nach der Erstürmung durch Sondereinheiten eine Liste mit potenziellen Zielen gefunden worden. Beschlagnahmt wurden auch drei Messer, darunter die blutverschmierte Tatwaffe, im Auto des Täters außerdem ein Koran und weitere islamische Werke.

Der bereits 2013 wegen dschihadistischer Umtriebe zu einer Haftstrafe verurteilte Abballa war zuletzt bei Ermittlungen über eine mutmaßliche Dschihadisten-Gruppe mit Verbindungen nach Syrien erneut ins Visier der Justiz geraten. Abgehörte Telefonate hätten aber keinen Hinweis darauf ergeben, dass er bald zur Tat schreiten könnte, sagte Molins. Abballa hatte am Montagabend kurz nach 20.00 Uhr den 42-jährigen Polizisten vor dessen Wohnhaus im westlich von Paris gelegenen Magnanville erstochen. Im Haus tötete er die 36-jährige Lebensgefährtin des Polizisten, bevor er von Eliteeinheiten der Polizei erschossen wurde. Der dreijährige Sohn des Paares blieb unverletzt, stand aber unter Schock.