Ralph Gaukel sorgt mit seiner „Handpfanne“ für Musik auf den Parkplätzen. Foto: /Gottfried Stoppel

Am internationalen Park(ing)Day sorgt der Verein Nachhaltiges Kernen mit bunten Aktionen für Leben auf Parkplätzen in Stetten und Rommelhausen.

Zunächst klingt Musik von der Handpan, einem aus zwei Halbkugeln bestehenden und mit den Händen gespielten Blechklanginstrument über die Straße am Rommelshausener Adlerkreisel. Dort wo direkt vor der Ladenzeile ein Dutzend Parkplätze normalerweise rund um die Uhr belegt ist. Dann startet Eberhard Kögel eine Lesung zum Thema Verkehr. „Autokorrektur“ lautet der Titel des Buches von Katja Diehl – ein feministischer Blick in die verkehrte Verkehrswelt. Passend natürlich zu den Aktionen am Park(ing) Day, dem seit 2005 jährlich weltweit begangenen Aktionstag zur Re-Urbanisierung von Innenstädten.

Zwölf Quadratmeter für jeden Parkplatz

Mit ihrer Aktion „12qmKULTUR“ macht der Verein Nachhaltiges Kernen und der VCD ganzjährig auf die ungerechte Flächenverteilung aufmerksam und verwandelt dafür manchmal ansonsten zugestellte Parkplätze zu Orten der Kommunikation und der Ideen. Zwölf Quadratmeter, das ist just die Fläche, die pro Autoparkplatz benötigt wird. Jetzt, am internationalen Parkplatztag, gibt es am Vormittag einen Infostand auf Parkplätzen an der Stettener Dinkelstraße. Am Nachmittag folgt in Rommelshausen auf den zwölf Parkplätzen in der Waiblinger Straße der bunte Aktionsnachmittag mit Musik, Lesung, Entspannungsbadewanne zum Füßekühlen, Kindermalaktion, Kernener Lastenfahrrad und Sitzplätzen zum Chillen, Lesen, oder Memoryspielen.

„Wir wollen zeigen, was mit dem Platz gemacht werden könnte, der ständig für das Parken benutzt wird“, sagt Thomas Jütemann, der Vorsitzende des Vereins Nachhaltiges Kernen. Natürlich mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde. „Das ist eine offiziell genehmigte Demo“, erklärt Jütemann. Etwas schwierig sei es lediglich am Freitag von 13 Uhr an gewesen, den Autofahrern klarzumachen, dass die Schilder für ein Parkverbot während der bis 18 Uhr dauernden demonstrativen Veranstaltung auch tatsächlich Ernst gemeint sind.

Präsentation alternativer Nutzungen

Am Parking Day werden weltweit in vielen Kommunen Parkplätze zeitweise umgestaltet, um alternative Nutzungsformen für lebenswertere Städte und Gemeinden aufzuzeigen. Parkplätze, so die Kritiker, auf denen die Karossen in der Regel 23 Stunden pro Tag ungenutzt herumstehen. In Zukunft, so die Befürchtung, könnten Parkplätze gar noch weiter wachsen, denn es drängten immer mehr und immer größere Autos in die Kommunen. 2022 waren demnach 40,6 Prozent der neu zugelassenen PKW in Deutschland SUVs und Geländewagen.

Die Mahnung in Kernen: „Straßen sollten für Menschen da sein. Wir wollen uns diesen Raum zurückerobern. Verkehrswende fängt gleich vor der eigenen Haustür an.“ Die Rückeroberung des öffentlichen Raums vom Autoverkehr sei eine zentrale Voraussetzung für lebendige Stadtquartiere, ein gesundes Lebensumfeld und sichere Mobilität. Eine gerechtere Verteilung der Flächen im Straßenraum schaffe zudem Platz für ein dichtes und attraktives Fuß- und Radwegenetz